Der ein oder andere Mann könnte versucht sein zu glauben, er gehöre dem starken Geschlecht an. Männer haben meist mehr Muskeln, und sie sind im Durchschnitt größer als Frauen. Wenn man sich allerdings die »Haltbarkeit« ihrer Körper anschaut, dann sieht’s anders aus: Männer sterben viel früher als Frauen.

Diese Lücke gibt es in nahezu allen Gesellschaften auf dem Erdenrund. In Deutschland etwa leben Frauen statistisch gesehen knapp fünf Jahre länger als Männer. Von den Hundertjährigen sind mehr als 80 Prozent weiblich. Und irgendwann bleiben fast nur jene Frauen noch übrig, die immer ganz genau wissen, wo ihre Männer gerade sind. Richtig, die Rede ist von den Witwen.

Doch warum ist die Lebenserwartung so ungleich verteilt? Hat der Körper des Mannes von Geburt an einen Makel, der ihn schneller verschleißen lässt?

Der Verdacht, der Mann sei ein kurzlebiges Mängelexemplar, taucht regelmäßig auf. »Biologische Faktoren tragen eindeutig zu einem solchen Geschlechterunterschied bei Alterung und Lebenserwartung bei«, heißt es etwa in einem Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift »Biology of Sex Differences«. Und Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts in Berlin gaben zu Protokoll: »Das Phänomen der höheren Lebenserwartung von Frauen zieht sich allerdings wie ein roter Faden durch die gesamte Welt und scheint teilweise biologisch bedingt zu sein.«

Doch Forscherinnen und Wissenschaftler stellen diese Auffassung zunehmend infrage. Untersuchungen in Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern haben unlängst offenbart: In wohlhabenden Regionen, wo Menschen generell verstärkt auf die Gesundheit achten, werden Männer fast so alt wie Frauen.