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Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Heiner Hoffmann

Alles Gute vom SPIEGEL Japan ruft junge Menschen zur Familiengründung auf

Schwedische Omas und Opas können Elterngeld bekommen. In Kanada führt erstmals eine Frau die Streitkräfte an. Und: Was bringt die Dating-App der Stadt Tokio?

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Fangen wir mit der wichtigsten Frage der Menschheit an: Was können wir tun, um nicht auszusterben? Die naheliegendste Antwort: Kinder bekommen.

Mutter mit Sohn in Tokio: Am wenigsten Kinder bekommen die Menschen in der Großstadt

Mutter mit Sohn in Tokio: Am wenigsten Kinder bekommen die Menschen in der Großstadt

Foto: Stanislav Kogiku / SOPA Images / LightRocket / Getty Images

Das Thema Geburtenrate ist in Deutschland ein Dauerbrenner. Zwischendurch gab es sogar richtig gute Nachrichten: Im Coronajahr 2021 stieg sie sprunghaft an, auf 1,58 Kinder pro Frau, der Lockdown-Libido-Effekt. Doch seither geht es wieder stetig bergab. Und ein Dauer-Lockdown kommt als Lösung für das Problem eher nicht infrage. Wo finden sich nun also die guten Ideen?

Die hat meine Kollegin Maria Stöhr, Asien-Korrespondentin des SPIEGEL, in Japan gefunden. Dort ist die Lage noch viel dramatischer als in Deutschland: 1,21 Kinder bringen Frauen im Schnitt zur Welt. Dabei müssten es mindestens zwei sein, damit die Bevölkerung nicht weiter zurückgeht. Die Regierung unter Premier Fumio Kishida hat nun einen Katalog von Maßnahmen entwickelt, will etwa die Kinderbetreuung massiv ausbauen. Die restriktive Einwanderungspolitik wurde teilweise gelockert.

Die Stadt Tokio, mit 0,99 Kindern pro Frau, legt einen ganz eigenen Lösungsansatz vor: eine Dating-App, die junge Menschen zusammenbringen und zum Heiraten und Kinderkriegen ermutigen soll. Das klingt erst mal lustig, vielleicht sogar banal, aber laut Soziologie-Professor Yusuke Yamashita steckt dahinter ein wichtiges Umdenken.

Die Geburtenrate in Japan liegt bei 1,21 Kindern pro Frau

Die Geburtenrate in Japan liegt bei 1,21 Kindern pro Frau

Foto:

Zhang Peng / LightRocket / Getty Images

Denn bisher verlangte der Staat von seinen Einwohnerinnen und Einwohnern vor allem Arbeit, Leistung, Performance. Alles wurde auf Tokio, die Hauptstadt, ausgerichtet; die Menschen sollten funktionieren, die Stadt zum Wirtschaftsmotor des Landes werden. Doch das hatte, erzählt der Professor, einen großen Preis. Das Leben in Tokio ist teuer; Unterstützung für Familien fehlt. Die App vermittelt nun vor allem eine wichtige Botschaft. »Das ist ein Signal an die Bevölkerung: Familie und Kinder sind auch wichtig«, sagt Kollegin Maria. Ihr Interview mit Yusuke Yamashita können Sie hier lesen.

Was diese Woche noch gut war – für die Welt:

Saubere Luft dank EU-Emissionshandel
Der EU-Emissionshandel senkt nach Angaben von Hamburger Forschern nicht nur den CO₂-Ausstoß, sondern nutzt auch direkt der Gesundheit. Das Regelwerk wurde 2005 für Industriebetriebe und Kraftwerke eingeführt und führt zu deutlich weniger Schadstoffen in der Luft. Hamburger Forscher beziffern erstmals die Reduktion von Feinstaub und Schwefeldioxid – und was das für das Gesundheitssystem bedeutet.

Schwedische Großeltern bekommen Geld für Betreuung der Enkel
Die Familienpolitik in Schweden gilt als besonders progressiv. Per Gesetz kommt jetzt die nächste Innovation: Auch Großeltern können bezahlte Elternzeit nehmen – maximal drei Monate während des ersten Lebensjahres des Kindes.

Brauchen wir Elterngeld für Oma und Opa?

Brauchen wir Elterngeld für Oma und Opa?

Foto: allOver-MEV / IMAGO

Inflationsrate sinkt im Juni auf 2,2 Prozent
Die Teuerung in Deutschland lässt weiter nach. Im Juni überstieg die Inflation nur noch knapp das von der EZB angestrebte Zweiprozentziel. Zur Meldung geht es hier.

Amsterdam geht gegen den Massentourismus vor
Die Stadtverwaltung will die überbordende Zahl an Touristen in der Innenstadt langsam senken. Das soll mit vielen kleinen Maßnahmen erreicht werden, wie etwa einer Gebühr für Kreuzfahrtpassagiere oder der Umwandlung von Bordellen zu Sozialwohnungen. Außerdem hat Amsterdam das Marketing quasi komplett eingestellt. Weit entfernte Attraktionen werden als Amsterdam Castle oder Amsterdam Beach verkauft, um die Touristen aus der Stadt ins Umland zu locken.

Einwohnerinnen und Einwohner sind genervt von den vielen Touristen in Amsterdam

Einwohnerinnen und Einwohner sind genervt von den vielen Touristen in Amsterdam

Foto: Marieke van der Velden / DER SPIEGEL

In Kanada führt erstmals eine Frau die Streitkräfte
Es gab mehrere Fälle sexuellen Fehlverhaltens in Kanadas Armee, Generalleutnantin Jennie Carignan kämpft seit Längerem für ein respektvolleres Klima. Nun wird sie die Streitkräfte ihres Landes führen – als erste Frau in der Geschichte. Das gab Premierminister Justin Trudeau am Mittwoch bekannt. »Ich bin zuversichtlich, dass sie als Kanadas neue Chefin des Verteidigungsstabs dazu beitragen wird, dass Kanada stärker und sicherer wird«, sagte er. Die ganze Meldung können Sie hier lesen.

Schwedische Kleinstadt verkauft Grundstücke für rund 100 Euro
Götene in Schweden kämpft mit der Landflucht. Der Bürgermeister der Kleinstadt will mit einer ungewöhnlichen Idee dagegen vorgehen. Für rund zehn Cent pro Quadratmeter können sich Interessenten ein Grundstück in dem 5000-Einwohner-Ort sichern, also für den Preis eines Wocheneinkaufs eine Fläche zwischen 700 und 1200 Quadratmetern. Das lockt auch Käufer aus anderen Kontinenten.

Was gut ist – für Sie:

Krankenkassen erstatten systemische Therapie für Kinder und Jugendliche
Die Zahl der psychisch kranken Minderjährigen ist hoch, Therapieplätze sind knapp. Ein neu zugelassenes Richtlinienverfahren könnte helfen, die Lücke zu schließen: Gesetzlich versicherten Kindern und Jugendlichen steht seit Anfang Juli die sogenannte systemische Therapie als Kassenleistung zur Verfügung. Den entsprechenden Entschluss hatte der Gemeinsame Bundesausschuss  bereits Mitte Januar gefasst, nun greift er in der Praxis. Zu der Meldung geht es hier.

So schützen Sie sich am besten vor Zecken
Gefahr von FSME und Borreliose: Zecken sind mittlerweile das ganze Jahr aktiv und können bei einem Stich gefährliche Krankheitserreger übertragen. Dabei wäre ein Großteil der Fälle vermeidbar. Nützliche Tipps zum Umgang mit der Gefahr erfahren Sie hier. 

Gute-Laune-Programm für die Ferien
Sechs Wochen ohne Schule können einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Für den Fall, dass in den Ferien mal Langeweile aufkommt, haben wir hier fünf Sommertipps parat. Die Basteltipps und Rezeptideen finden Sie hier. 

Wie bringe ich nur die Ferien rum? Unsere Basteltipps helfen garantiert

Wie bringe ich nur die Ferien rum? Unsere Basteltipps helfen garantiert

Foto: Ute Mans / Dein SPIEGEL

Welche Versicherungen man im Studium braucht
Mit dem Start ins Studium muss man sich oft noch selbstständiger organisieren – dazu zählt auch, eigenständig Versicherungen abzuschließen. Es gibt Versicherungen, die sind für Studierende ein Muss – andere kann man sich sparen. Was die Fallstricke sind und worauf man beim Abschluss achten sollte, erklärt Sandra Klug vom Verbraucherschutz.

So gelingt echte Gleichberechtigung in Beziehungen
Paare, die Aufgaben gerecht teilen, sind glücklicher – das zeigen Studien. Aber oft machen Frauen mehr Hausarbeit, vor allem Mütter stecken im Beruf zurück. Psychologin Patricia Cammarata zeigt Lösungswege auf. Den Podcast »Smarter leben« meines Kollegen Lenne Kaffka können Sie hier hören.

Und sonst?

Manchmal kann der Kampf gegen Alltagsrassismus einfacher sein als gedacht. Eingewanderte, die Supermärkte oder Restaurants betreiben, werden oft mit ihrer Nationalität angesprochen, statt beim Namen genannt zu werden. Wir essen »beim Chinesen«. Wir gehen »zum Paki an der Ecke« oder »zum Italiener gegenüber«. Dabei haben Restaurants Namen und ihre Besitzer auch.

Zwei Studierende aus Barcelona wollen darauf aufmerksam machen. Sie haben sich die Initiative #TengoNombre ausgedacht, »ich habe einen Namen«. 30 Läden und ihre Besitzer haben im Stadtteil Poblenou in Barcelona schon mitgemacht. Und offenbar ist die Aktion ein ziemlicher Erfolg, glaubt man der Restaurantinhaberin Sudan Lu. Auch sie hat ein Plakat vor ihre Gaststätte gehängt, darauf steht: »Ich bin nicht ›der Chinese an der Ecke‹. Du kannst mich Sudan Lu nennen.« Es habe funktioniert, sagt Lu, viele Gäste seien seither mit ihr in Kontakt getreten.

Alex Porras, 22, und Laia Sánchez, 24, haben sich die Kampagne #TengoNombre ausgedacht

Alex Porras, 22, und Laia Sánchez, 24, haben sich die Kampagne #TengoNombre ausgedacht

Foto: Katrin Kuntz / DER SPIEGEL

Die Idee zu der Aktion hatten Alex Porras, 22, und Laia Sánchez, 24. Die beiden belegen einen Kurs an der Kreativschule »Brother Barcelona«, die Schülerinnen und Schüler sollten eine Kampagne gegen soziales Ausgestoßensein entwerfen. »Viele fühlen sich entmenschlicht, wenn man nur mittels ihrer Nationalität über sie spricht«, sagt Sánchez.

Die sehr lesenswerte Geschichte meiner Kollegin Katrin Kuntz, die uns allen zu denken geben sollte (ja, auch ich fühlte mich ertappt), finden Sie hier .

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Ihr Heiner Hoffmann, Afrika-Korrespondent im Projekt »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort des SPIEGEL

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Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

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