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Klimaschutz und Gesundheit Saubere Luft dank EU-Emissionshandel

Der EU-Emissionshandel führt zu deutlich weniger Schadstoffen in der Luft. Hamburger Forscher beziffern erstmals die Reduktion von Feinstaub und Schwefeldioxid – und was das für das Gesundheitssystem bedeutet.
Foto: Dirk Hoffmann / Getty Images

Der EU-Emissionshandel senkt nach Angaben von Hamburger Forschern nicht nur den CO₂-Ausstoß, sondern nutzt auch direkt der Gesundheit. Seit Einführung des Klimaschutz-Instruments vor rund 20 Jahren seien Schadstoffe wie Schwefeldioxid, Feinstaub und Stickoxide deutlich zurückgegangen, berichten Piero Basaglia, Jonas Grunau und Moritz Drupp vom Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) der Universität Hamburg.

Der EU-Emissionshandel wurde 2005 für Industriebetriebe und Kraftwerke eingeführt. Jedes beteiligte Unternehmen bekommt oder erwirbt Rechte zum Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen. Stößt es mehr aus, muss es zusätzliche Rechte einkaufen. Sind es weniger, kann es Rechte verkaufen – ihre Menge sinkt dabei kontinuierlich. Es wird also immer teurer, die Atmosphäre zu verschmutzen.

Luftverschmutzung in Städten: Allein 2021 starben 250.000 Menschen in der EU im Zusammenhang mit zu hohen Feinstaubwerten

Luftverschmutzung in Städten: Allein 2021 starben 250.000 Menschen in der EU im Zusammenhang mit zu hohen Feinstaubwerten

Foto: Qian Weizhong / VCG / Getty Images

Das regt zum Einsparen an und hat dazu geführt, dass laut Umweltbundesamt europaweit Industriebetriebe und Kraftwerke von 2005 bis 2022 rund 38 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen ausgestoßen haben.

Dadurch sind laut Studie zeitgleich deutlich weniger Schadstoffe entstanden: Bei Schwefeldioxid seien es 39 Prozent, bei Feinstaub (Größe PM2.5) 28 Prozent und bei Stickoxiden um 14 Prozent weniger – im Vergleich zu einem Szenario ohne Emissionshandel und verschärfte Emissionsstandards.

Hunderte Milliarden Euro an Einsparungen im Gesundheitssystem

In dem Zeitraum seien somit rund 15,2 Millionen Tonnen Schwefeldioxid eingespart worden, 0,9 Millionen Tonnen Feinstaub und 4,8 Millionen Tonnen Stickoxide, schreiben die Forscher im US-Journal »Proceedings of the National Academy of Sciences« . Das entspreche 18,3 Prozent, 3,3 Prozent und 2,6 Prozent der beobachteten Emissionen der gesamten Wirtschaft der beteiligten Länder von 2005 bis 2021. Zur gesamten Wirtschaft zählen etwa auch Landwirtschaft, Gebäude und Transport.

Klimaschutz ist demnach auch Gesundheitsschutz. »Die geschätzten gesundheitlichen Vorteile könnten Hunderten Milliarden Euro entsprechen, selbst wenn man die Effekte gleichzeitig verbesserter Emissionsstandards berücksichtigt«, schreiben die Forschenden.

»Bei einer umfassenden politischen Bewertung sollten daher auch Zusatznutzen berücksichtigt werden, die über die CO-Reduzierung hinausgehen, wie etwa geringere Gesundheitsschäden durch verbesserte Luftqualität«, schließen die Forscher. Die Kommunikation dieser Vorteile könne dazu beitragen, die öffentliche Unterstützung für klimapolitische Maßnahmen zu erhöhen, da diese Zusatznutzen unmittelbar und innerhalb von Europa zu Buche schlagen.

Schlechte Luft bleibt ein großes Gesundheitsrisiko: Laut Europäischer Umweltagentur EEA starben 2021 mehr als 250.000 Menschen in den Ländern der Europäischen Union im Zusammenhang mit zu hohen Feinstaubwerten. Weltweit hat die Feinstaubbelastung einer neuen Studie zufolge zwischen 1980 und 2020 sogar rund 135 Millionen vorzeitige Todesfälle verursacht.

sug/dpa-AFX