Zum Inhalt springen

Überschuhe im Test So bleiben Ihre Füße beim Radfahren trocken

Mit Überschuhen trotzen Radfahrerfüße nassen Wegen. Doch nicht alle Varianten eignen sich für die Fahrt ins Büro und das Rennradtraining. Wir haben sechs Modelle getestet.
Radfahren im Regen: Mit Überschuhen bleiben bestenfalls auch Schuhe und Füße trocken (Symbolbild)

Radfahren im Regen: Mit Überschuhen bleiben bestenfalls auch Schuhe und Füße trocken (Symbolbild)

Foto: Stuart Gleave / Getty Images

Es muss nicht mal regnen. Nach ein paar Minuten Rad fahren auf nassen Straßen oder Wegen voller Pfützen sind die Schuhe nass und schmutzig. Manchmal auch die Füße. So möchte niemand stundenlang weiterradeln – oder in den Arbeitstag starten. Eine einfache Lösung: Überschuhe. Streift man sie vor der Fahrt über die Schuhe, bleiben diese im Idealfall trocken und sauber. Bei niedrigen Temperaturen können sie zudem die Füße warmhalten.

Überschuhe gibt es in unterschiedlichen Ausführungen: eng anliegende Schuhüberzieher für Radsportler und universell einsetzbare Regenüberschuhe, die es vereinzelt für den Winter auch mit wärmendem Futter gibt. Auch einfache Zehenkappen werden auf dem Markt angeboten, sie schützen aber nur teilweise. Deshalb haben wir solche Modelle nicht getestet.

Alle von uns getesteten Überschuhe sind an der Sohle so weit geöffnet, dass Pedalplatten, sogenannte Cleats, hindurchpassen. So kann man auch mit Klickpedalen fahren, wenn man möchte. Alle Modelle haben an der Sohle einen Steg, sodass die Überschuhe nicht hochrutschen. An der Fußspitze, der Ferse und teilweise auch an den Rändern reichen die Überschuhe aber unter die Sohle. Einen Pluspunkt in unserem Test gibt es, wenn das Material dort verstärkt ist.

Ob Überschuhe einfach anzuziehen sind, hängt von der Ausführung ab. Können sie hinten komplett geöffnet werden, ist es am einfachsten. Man setzt sie vorn auf den Schuh, zieht alles zurecht und schließt sie von der Ferse bis hinauf zur Wade. Solche Modelle haben in der Regel Klettverschlüsse.

Lassen sich die Überschuhe nicht komplett öffnen, wird es etwas schwieriger. Zwei Wege können zum Ziel führen: Sind die Modelle elastisch genug, streift man sie von vorn über den Schuh. Oder man zieht den Überschuh vor dem eigentlichen Schuh an und rollt sie von oben herab. Das funktioniert jedoch in der Regel nur bei Modellen, deren Steg sich an der Sohle öffnen lässt.

Verlassen Sie sich bei der Größenwahl jedoch besser nicht blind auf die Herstellerempfehlung. Unserer Erfahrung nach sitzen Überschuhe fast immer zu eng. Vor allem scheinen nie große Sohlen von Winterschuhen, Wanderschuhen und auch einigen Mountainbike-Schuhen einkalkuliert zu werden. Häufig fährt man gut mit Überschuhen, die ein oder zwei Nummern größer sind als empfohlen.

Diese Überschuhe haben wir getestet
  • Gorewear Gore-Tex

  • AGU Winter Regen Fahrradstiefel Commuter

  • GripGrab Dryfoot Waterproof 2

  • Endura Freezing Point Overshoe II

  • Vaude Capital Plus

  • POC Thermal Bootie

Gorewear Gore-Tex Überschuhe

Foto: Markus Linden

Die Überschuhe von Gorewear sind – wie der Name schon sagt – aus dem bewährten Gore-Tex-Material des Herstellers. Es ist leicht, wasser- und winddicht. Außerdem kann die Membran Körperfeuchtigkeit abführen.

Die Gorewear-Überschuhe sind hinten komplett offen und werden hinten mit einem Klettverschluss geschlossen. An der Sohle sind die Überschuhe offen und mit einem festen Steg verbunden. Sie lassen sich also einfach von vorn über den Schuh ziehen. Das klappt bei Alltagsschuhen und Radschuhen mit Klicksystem. Der Teil des Überschuhs, der an der Sohle abschließt, ist mit zusätzlichem Material verstärkt.

Der eher großzügige Schnitt sorgt dafür, dass die Überschuhe sich schnell überstreifen lassen. Besonders aerodynamisch sind sie aber nicht. Wer schneller in die Pedale tritt, kann das Modell etwas ins Flattern bringen.

Im Test zeigt sich: Bei einer längeren Regenfahrt bleiben die Füße trocken. Auch am Abschluss an der Sohle dringt kein Wasser durch. Der Windschutz ist ebenfalls effektiv. Das verhindert jedoch nur, dass die Füße im Fahrtwind auskühlen. Wärmen kann das dünne Material nicht. Mit 98 Gramm (Größe L) sind die Überschuhe sehr leicht. Neben der von uns getesteten Signalfarbe gibt es die Überschuhe auch in Schwarz.

Das gefällt: Die Überschuhe halten trocken, lassen sich leicht überstreifen und passen in jede Tasche.

Das weniger: Sie lassen sich nicht eng anlegen und neigen bei schneller Fahrt etwas zum Flattern.

Für wen sich die Gorewear-Gore-Tex-Überschuhe eignen: vor allem für Pendler mit Straßenschuhen. Wegen des kleinen Packmaßes auch gute Begleiter auf Radreisen.

AGU Winter Regen Fahrradstiefel Commuter

Foto: Markus Linden

Die Überschuhe von AGU sind innen mit Fleece gefüttert. Das macht sie in gewisser Weise winterfest. Man sollte vielleicht nicht zu viel Wärme erwarten, aber bei einstelligen Plustemperaturen hält das Modell ausreichend warm.

Der AGU-Schuh kann jedoch Probleme bereiten: Der hintere Reißverschluss lässt sich nur bis kurz über die Ferse öffnen. Ein Teil bleibt geschlossen. Auch der Steg lässt sich nicht öffnen. Der Überschuh muss also von vorn über die gesamte Sohle gestreift werden. Mit Rennrad- und Gravelbike-Schuhen gibt es kaum Probleme, auch nicht mit Sneakern fürs Büro. Bei Winterschuhen mit kräftiger Sohle passt die Größe L jedoch nicht mehr drüber. Wir mussten bei Winterschuhen in Schuhgröße 42 das XL-Modell der Überschuhe (gedacht für Schuhgröße 45–46) nehmen. Gut, dass wir beide Größen bestellt hatten. Wählen Sie also mindestens eine Nummer größer, als AGU in der Beschreibung angibt.

Wenn sie passen, dann sitzen sie schön am Schuh. Die verstärkten Ränder unten sind etwas schmal und müssen eventuell noch mit der Hand richtig unter die Sohle gezogen werden. Dann sind die Überschuhe auf jeden Fall wasserdicht, auch bei kräftigem Regen. Sowohl die Nähte auf dem Überschuh wie auch der Reißverschluss hinten sind abgedichtet. Beim Einklicken in Pedalplatten gab es keine Probleme. Angesichts der Fütterung sind die AGU-Überschuhe leicht: Sie wiegen 119 Gramm in Größe L.

Das gefällt: Sie halten warm, sitzen gut am Schuh und sind gut abgedichtet.

Das weniger: Sie lassen sich schlecht an verschiedene Schuhe anpassen. Das Anziehen ist auf jeden Fall mühsamer als bei Überschuhen, die sich hinten komplett öffnen lassen.

Für wen sich der AGU Winter Regen Fahrradstiefel Commuter eignet: für Pendler, die Wert auf wenig Gewicht legen, aber die Wärmedämmung schätzen.

GripGrab Dryfoot Waterproof 2

Foto: Markus Linden

Der Hersteller GripGrab ist bekannt unter Radsportlern, macht aber auch Überschuhe für den Alltags- und Pendlereinsatz. Bestellt haben wir die hohen Dryfoot Waterproof 2, die zusätzlich einen Spritzschutz bis etwa zur Hälfe des Unterschenkels bieten.

Die Überschuhe sind – ähnlich wie das Modell von Gorewear – hinten durchgängig offen und lassen sich deshalb von vorn über die Schuhe streifen. Hinten werden sie per Klettband geschlossen. Der Verschluss ist aber eher seitlich angebracht und breit – das ermöglicht etwas Spielraum, um sie an jeder Wade eng anliegend zu befestigen. Zusätzliche Laschen (ebenfalls Klett) sorgen dafür, dass der Überschuh in jedem Fall sicher sitzt.

Das Material ist kräftiger als bei Gorewear. Es wärmt etwas mehr – aber es ist nicht gefüttert. Im Winter sollte man warme Schuhe darunter anziehen. Im Zweifel würden wir deshalb eher eine Nummer größer bestellen als angegeben. Wenn Sie nur über Halbschuhe sollen, dann passt die Größenangabe von GripGrab.

Verstärkt sind die Überschuhe an der Spitze und am Steg, der ein Gummizug ist. Die Ränder sind nicht verstärkt – passen aber auch nicht unter die Sohle. In der Praxis macht das nichts. Die Füße bleiben trotzdem trocken.

Das starke Material hat sein Gewicht: 175 Gramm wiegen die Überschuhe in Größe L.

Das gefällt: Das Material wirkt hochwertig, es schützt gut und die Überschuhe lassen sich leicht anziehen.

Das weniger: Die Überschuhe sind etwas schwer. Und für Winterschuhe benötigt man ein größeres Modell.

Für wen sich die GripGrab Dryfoot Waterproof 2 eignen: für alle, die hohe und kräftige Schützer möglichst unkompliziert über die Schuhe streifen wollen. Also hauptsächlich für Alltagsradler und Pendler.

Endura Freezing Point Overshoe II

Foto: Markus Linden

Der Überschuh von Endura ist nichts für Alltagsradler. Er lässt sich zwar hinten öffnen, aber Ferse und Steg sind fest verschlossen. Sie passen nur über Schuhe mit kleiner Sohle. In der Tat konnten wir sie nur über Rennradschuhe ziehen – selbst bei Mountain- und Gravelbikeschuhen blieb das Material an den Sohlen hängen. Dabei ist der Endura-Überschuh aus sehr flexiblem, beschichtetem Neoprenmaterial. Anders als viele vergleichbare Sportmodelle konnten wir die Überschuhe anziehen, ohne den Rennradschuh ausziehen zu müssen.

Das Material schmiegt sich eng an den Schuh, es flattert nichts, und die Aerodynamik wird nicht gestört. Im Bereich an der Sohle ist kein Neopren, sondern ein ebenfalls leicht dehnbares, mehrfach verstärktes Aramidgewebe. Es reicht bis an die Cleats heran, sodass auch von unten kein Spritzwasser an die Schuhe kommt.

Das Neopren ist innen mit Fleece verstärkt, die Überschuhe schützen recht gut gegen Kälte. Bei Fahrten um die acht Grad Celsius blieben die Füße in normalen Rennradschuhen schön warm. Auf der Strecke bleibt aber die Belüftung: Neopren lässt nicht nur kein Wasser hinein, sondern auch keine Luft hinaus. Für warmes Wetter ist das Modell nicht gut geeignet, wie der Name schon sagt. Und Neopren ist nicht leicht: 225 Gramm wiegt das Paar in Größe L.

Das gefällt: Die Überschuhe sitzen sehr gut, sind warm und dicht. Aerodynamisch sind sie ein Gewinn, keine Bremse.

Das weniger: Die Überschuhe passen nur auf Rennradschuhe. Darunter kann man schwitzen.

Für wen sich der Endura Freezing Point Overshoe II eignet: eigentlich nur für Rennradfahrer. Aber für die ist er perfekt.

Vaude Capital Plus

Foto: Markus Linden

Der Capital Plus von Vaude ist wie die Modelle von Gorewear und GribGrab hinten durchgängig offen. So lässt er sich über alle möglichen Schuhe schieben. Sein Steg ist aus Stretchmaterial, hinten wird er per Klettverschluss geschlossen. Mit einem Kordelzug auf dem Spann und einem Klettzug auf halber Höhe der Wade lassen sich die Überschuhe anpassen. Der Vorteil: Ob man Halb- oder Winterschuhe darunter trägt, der Überschuh sitzt immer einigermaßen eng und flattert nicht.

Vaude wählt für das Außenmaterial eine wind- und wasserdichte Membran, die atmungsaktiv sein soll. Vaude gibt an, dass der Überschuh umweltfreundlich hergestellt sei und teilweise aus Altreifen bestehe. Das Modell ist leicht wattiert und innen mit glattem Stoff versehen, sodass er leicht über die Schuhe gleitet.

Der Klettverschluss hinten ist recht breit, sodass man ihn an verschiedene Schuhgrößen anpassen kann. Aber was für viele Überschuhe gilt, gilt besonders für den Vaude-Schuh: Er fällt im Prinzip zu klein aus. Kalkulieren Sie etwa eine oder zwei Nummern größer ein, als Vaude angibt, wenn Sie Winter-/Wanderschuhe oder Sportschuhe mit größerer Sohle darunter tragen wollen.

Unser Modell für Schuhgröße 41 bis 43 saß bei Schuhen der Größe 42 eigentlich schon zu stramm. In der richtigen Größe sitzen die Vaude-Überschuhe gut am Fuß, sind wind- und wasserdicht und wärmen auch ganz ordentlich. Sie wiegen als Paar 180 Gramm.

Das gefällt: Die Überschuhe lassen sich flexibel an verschiedene Schuhe anpassen, sitzen gut und wärmen auch.

Das weniger: Die Überschuhe fallen klein aus. Im Bereich unter der Sohle sind sie nicht verstärkt.

Für wen sich die Vaude Capital Plus eignen: Für Pendler und auch für Radreisen bei kühleren Temperaturen sind sie ideal.

POC Thermal Bootie

Foto: Markus Linden

Die Thermal Booties des schwedischen Herstellers POC sind aus einem dünnen Stretchmaterial – und anders als der Name vermuten lässt, sind sie nicht gefüttert. Dennoch halten sie die Füße einigermaßen warm, was auch mit dem angerauten Material auf der Innenseite zu tun hat.

Die Überschuhe sind für Rennradfahrer konzipiert und passen gut über Rennradschuhe. Sie lassen sich – ähnlich wie die Überschuhe von AGU und Endura – hinten an der Ferse nicht vollständig öffnen. Sie müssen also von vorn über den Schuh gezogen werden. Das geht aufgrund der Stretcheigenschaften recht einfach.

Anschließend wird der Reißverschluss nur noch hochgezogen. POC hat den Reißverschluss innen nur teilweise mit einem Stoffband geschützt. Sind die Socken sehr kurz, so kann der Reißverschluss an der Wade scheuern. An der Fußspitze und unten an der Sohle ist das Material verstärkt. Ein Bund sorgt für den Abschluss an der Wade.

Die Thermal Booties haben wir nicht nur über Rennradschuhe, sondern auch über Sneaker und Gravelbikeschuhe gezogen. Sofern die Sohle nicht zu dick ist, passen sie sehr gut. Über Winterschuhe aber nicht.

Die POC-Überschuhe sind wasserabweisend und haben unsere Füße trocken und warm gehalten. Allerdings war es bei der Testfahrt auch etwa zehn Grad Celsius warm.

POC bietet den Themal Bootie neben dem von uns getesteten auffälligen Orange auch in Schwarz an. Sie wiegen als Paar in der Größe L nur 99 Gramm.

Das gefällt: Der Überschuh ist leicht, klein und sitzt gut am Fuß. Und er hält trocken.

Das weniger: Er passt nur auf schlanke Schuhe und ist nicht gefüttert.

Für wen sich der Thermal Bootie eignet: vor allem für den Rennradeinsatz. Aber auch Radfahrerfüße in Halbschuhen kann er schützen.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests