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Fahrradhandschuhe im Test So bleiben Ihre Hände im Winter warm

Wer auch bei Kälte aufs Rad steigt, braucht gute Handschuhe. Wir haben sechs Modelle im Regen und bei Frost getestet. Nicht alle wärmen auch bei Minusgraden.
Winterhandschuhe für Radfahrer: Alle Modelle im Test sind wasserabweisend und winddicht

Winterhandschuhe für Radfahrer: Alle Modelle im Test sind wasserabweisend und winddicht

Foto: Markus Linden

Wenn es kalt wird, macht Radfahren ohne Handschuhe keinen Spaß. Wintertaugliche Radhandschuhe gibt es als klassische Fingerhandschuhe – oder in der sogenannten Lobster-Variante. Letztere spielt auf die Scheren der Hummer (englisch: »Lobster«) an. Lobster-Handschuhe fassen ausgewählte Finger zusammen, anders als Fäustlinge.

Fäustlinge wärmen zwar sehr gut, aber die Bremse und besonders die Schalthebel lassen sich nicht vernünftig bedienen. Die Lobster-Handschuhe sind eine Art Kompromiss. Zwei oder drei Finger können sich gegenseitig wärmen, gleichzeitig bleiben immer einer oder zwei flexibel genug, um die Schalthebel zu bedienen.

Die beste Wärmeisolierung nutzt jedoch nichts, wenn das Material nicht wenigstens wasserabweisend ist. Nasse Handschuhe wärmen nicht. Alle Handschuhe in unserem Test halten die Hände aber trocken. Zudem sind alle Testmodelle winddicht.

Es gibt aber auch einige Extras, die nützlich sein können.

Sportliche Radfahrer schätzen eine zusätzliche Polsterung der Handfläche. Je mehr sie auf dem Rad nach vorn geneigt sitzen, desto mehr Gewicht lastet auf den Händen. Eine Polsterung verteilt den Druck und dämpft Vibrationen. Gelpolster halten in der Regel länger als solche aus Schaumstoff.

Einige Hersteller verwenden an den Fingerspitzen ein Material, das die Touch-Bedienung eines Smartphones ermöglicht. Hilfreich, wenn man unterwegs einen Anruf entgegennehmen möchte. Das gezielte Treffen kleiner Schaltflächen in Apps ist mit den kräftigen Handschuhspitzen aber eher Glücksache.

Viele Fahrradhandschuhe haben innen an den Daumen ein weiches oder frottiertes Material. Die Hersteller nennen so etwas gelegentlich etwas verschämt »Schweißwischer«, obwohl »Nasenwischer« passender wäre: Tatsächlich putzen sich Radfahrer im Winter selten den Schweiß von der Nase, sondern meist andere Flüssigkeiten.

Gut, dass die Handschuhe in der Regel waschbar sind. Achten Sie aber auf die Reinigungsanleitung der Hersteller, damit die Handschuhe wasserdicht bleiben.

Endura Deluge Handschuhe

Der Deluge von Endura ist wasserdicht, aber bei Temperaturen unter null kommt er an seine Grenzen

Der Deluge von Endura ist wasserdicht, aber bei Temperaturen unter null kommt er an seine Grenzen

Foto: Markus Linden

Die Deluge sind klassische Fingerhandschuhe, machen also keine Probleme beim Schalten und Bremsen. Sie sind aus einem leichten Material gefertigt, das laut Endura wasserdicht sein soll. Tatsächlich blieben die Hände bei einer Testfahrt im Hamburger Dauerregen trocken.

Die Handschuhe sind nicht ganz so stark gefüttert wie etwa die Lobster Gloves von GripGrab oder Roeckls Vinadi. Ein Vorteil, weil sie die Bewegungsfreiheit der Finger kaum einschränken, aber ein Nachteil bei der Isolierung. Bei unseren Testrunden bei einer Temperatur von etwa sechs Grad blieben die Hände ausreichend warm. Erst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt reicht das Modell nicht mehr für längere Fahrten aus.

Endura gibt an, dass das Thinsulate-Material der Handschuhe atmungsaktiv sei. Das verhindert Schweiß zwar nicht komplett, war aber im Test kein Problem bei sportlichen Fahrten. Das Innenfutter ist weich, und obwohl die Handschuhe eher eng geschnitten sind, lassen sie sich leicht an- und ausziehen.

Die Handinnenflächen des Handschuhs sind mit Gel gepolstert und teils geriffelt, sodass der Lenker sicher gefasst werden kann. Am Zeige- und am kleinen Finger sind jeweils außen reflektierende Elemente angebracht. Wir haben die Version in Neongelb getestet, die auch bei Schmuddelwetter im Straßenverkehr gut sichtbar ist. Wer die Leuchtfarbe nicht mag, kann die Handschuhe mit reflektierenden Elementen auch in Schwarz erwerben.

Man kann sein Smartphone mit den Handschuhen bedienen, Tippen auf der Tastatur ist aber nahezu unmöglich. Der »Nasenwischer« am Daumen ist vorhanden.

Das gefällt: Der Handschuh ist leicht, sitzt gut und ist für die meisten Einsätze ausreichend warm. Gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr.

Das weniger: Er ist für Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht geeignet.

Für wen sich die Deluge-Handschuhe eignen: Für Pendler wie Sportler gleichermaßen, sofern sie nicht längere Fahrten bei Minustemperaturen unternehmen.

GripGrab Nordic 2 Windproof Deep Winter Lobster Gloves

Die Lobster-Handschuhe von GripGrab wärmen ordentlich, eignen sich aber nicht gut für Rennrad-Schaltgriffe

Die Lobster-Handschuhe von GripGrab wärmen ordentlich, eignen sich aber nicht gut für Rennrad-Schaltgriffe

Foto: Markus Linden

GripGrab hat das Lobster-System bei seinen Winterhandschuhen als 1-1-3-System aufgebaut: Daumen und Zeigefinger sind einzeln eingehüllt. Die restlichen Finger sind zusammen eingepackt, sind aber im Innenfutter getrennt. Das Anziehen fühlt sich also ähnlich an wie bei Fingerhandschuhen. Der Bund ist nicht sonderlich lang, und wird am Handgelenk mit einem Gummizug und Klett geschlossen.

Am Handballen gibt es eine zusätzliche Fütterung, die das Gewicht beim Aufstützen am Lenker etwas abfedert. An den Fingerspitzen und oberhalb des Ballens ist ein Gummibelag aufgebracht, der das Abrutschen verhindert.

Im Test kann man mit dem Lobster-System von GripGrab am Mountainbike und am Tourenrad fast ungehindert schalten und bremsen. Am Rennrad jedoch sind die drei Finger zusammen etwas zu unbeholfen für den kleinen Schalthebel einer Shimano-Schaltung.

Regen perlt von den Handschuhen ab. Bei Temperaturen um etwa acht Grad auf der Testfahrt sind die Handschuhe aber fast zu warm. Knapp unter dem Gefrierpunkt waren sie gut und lange einsetzbar. Auch wenn die Hände schwitzen, lassen sich die Handschuhe gut ausziehen. Den »Schweißwischer« am Daumen gibt es auch.

Zeigefinger und Daumen eignen sich prinzipiell für die Bedienung eines Touchscreens – allerdings macht die starke Fütterung die Fingerspitzen dick. Mit etwas Übung kann man aber zumindest Apps starten oder einen Anruf entgegennehmen.

Das gefällt: Die Handschuhe sind warm und winddicht, in unserem Test blieben die Hände trocken. Sie lassen sich leicht an- und ausziehen.

Das weniger: Manchmal sind die drei Finger zusammen etwas viel.

Für wen sich die GripGrab-Handschuhe eignen: Für Sportler und für Pendler, die bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt unterwegs sein wollen.

Chiba Bioxcell Warm Winter

Chibas Bioxcell-System soll das Einschlafen der Hände verhindern

Chibas Bioxcell-System soll das Einschlafen der Hände verhindern

Foto: Markus Linden

Die Bioxcell Warm Winter vom Handschuhspezialisten Chiba sind Fingerhandschuhe mit einer Besonderheit: Hinter dem Marketingbegriff Bioxcell verbirgt sich ein kräftiges Gel-Element auf der Handinnenfläche knapp unterhalb des kleinen Fingers und des Ringfingers. Es ist acht Millimeter dick und polstert mit dieser Höhe die Hand nicht nur dort, sondern hebt sie auch in der Mitte etwas höher. Chiba schreibt, so würden zwei Nerven an der Hand entlastet, deren Überbelastung Radfahrer als »eingeschlafene« Hände empfänden. Wer darunter leidet, könnte es mal mit den Chiba-Handschuhen probieren.

Auch ohne dieses Extra hat Chiba einen durchdachten Handschuh konzipiert: Das äußere Material ist oben wasserdicht und gleichzeitig atmungsaktiv, die Handinnenfläche ist leicht gerippt und sorgt für sicheren Halt am Lenker. Das Innenfutter ist kräftig.

Der Bund am Handgelenk wird per Klett geschlossen. Chiba hat an dieser Stelle Neopren verarbeitet und bezeichnet das als »Pulswärmer«. Sagen wir mal so: Ja, gefroren haben wir an dieser Stelle im Test nicht.

Insgesamt wärmt der Handschuh gut und lässt sich auch nicht von Regen beeinflussen. Bei etwa drei Grad unter null blieben die Hände etwa eine halbe Stunde warm, bei fünf Grad über null dauerhaft. Mit dem Fingerhandschuh lässt sich an allen Systemen problemlos bremsen und schalten.

Allerdings ist die Bewegungsfreiheit der Finger etwas eingeschränkt, das Material ist sehr kräftig. An den Spitzen der Zeigefinger ist eine zusätzliche Schicht für die Touchscreen-Bedienung aufgebracht. Das steife Material macht es aber mühsam, die richtigen Tasten zu treffen. Kleine Details wie Druckknöpfe zum Zusammenbinden der Handschuhe vor dem Verstauen und eine kleine Lasche als Anziehhilfe sind nicht entscheidend, aber runden den insgesamt positiven Eindruck ab.

Das gefällt: Die Handschuhe sind warm, wasserdicht, und das Bioxcell-System kann möglicherweise gegen eingeschlafene Hände helfen.

Das weniger: Die Handschuhe sind steif und schränken die Bewegungsfreiheit der Finger etwas ein.

Für wen sich die Chiba-Bioxcell-Warm-Winter-Handschuhe eignen: Auf jeden Fall für alle, die unter eingeschlafenen Händen beim Radfahren leiden. Vom Design her sind sie sehr sportlich ausgelegt, schaden aber natürlich auch nicht auf dem Touren- oder Cityrad.

Vaude Tremalzo Softshell Mitten

Der Tremalzo von Vaude ist ein Lobster-Handschuh, der über dünne Fingerhandschuhe gezogen werden kann

Der Tremalzo von Vaude ist ein Lobster-Handschuh, der über dünne Fingerhandschuhe gezogen werden kann

Foto: Markus Linden

Die Tremalzo Softshell Mitten sind eine Art Überhandschuh: Sie sind nur leicht gefüttert und kommen in einer Übergröße: So lassen sie sich über andere Handschuhe ziehen und machen diese wind- und wasserdicht. Gleichzeitig bleiben sie atmungsaktiv.

Welche Handschuhe Sie darunter anziehen? Das Material ist unwichtig, es sollten aber relativ dünne Fingerhandschuhe sein. Wir haben sie mit Lederhandschuhen ausprobiert und mit dünnen Rennradhandschuhen, aber es können auch modische Stoffhandschuhe als Unterhandschuh getragen werden.

Das ist toll, um auf Radreisen die Fingerhandschuhe bei Bedarf zu verstärken. Oder hilfreich auf dem Weg ins Büro: Morgens fährt man gut geschützt mit dem Rad ins Büro, kann in der Mittagspause aber mit den Alltagshandschuhen losgehen.

Die Handschuhe sind laut Vaude aus einem ökologisch produziertem Softshell-Material. Die Handfläche sowie der Übergang zwischen Daumen und Zeigefinger sind mit Kunstleder verstärkt. Der Aufbau als Lobster-Zweifingerhandschuh folgt dem 1-2-2-Prinzip: Zeige- und Mittelfinger stecken zusammen, ebenso der Ringfinger und der kleine Finger. Das funktioniert an Trekking- und Cityrädern gut. Auch an Rennrädern lässt sich mit den üblichen Systemen problemlos bremsen und schalten. Wer am Mountainbike auf das Einfingerbremsen setzt, muss sich nach anderen Handschuhen umsehen.

Am Bund gibt es einen Gummizug, der ausreichend geweitet werden kann, um mit Fingerhandschuhen hindurchzugleiten. Über die Lederhandschuhe gezogen, bleiben die Hände auch bei Kälte warm. Komplett wasserdicht sind die Handschuhe nicht, aber wasserabweisend. Einfache Regenschauer halten sie gut aus.

Das gefällt: Sie sind eine feine Ergänzung zu anderen Handschuhen. Die Verarbeitung ist hochwertig.

Das weniger: Ohne Innenhandschuh wärmen sie nur eingeschränkt.

Für wen sich die Vaude Tremalzo Softshell Mitten eignen: Für Pendler, die ihre Alltagshandschuhe benötigen, und Radreisende, die ihre dünnen Handschuhe bei Bedarf kälte- und wasserfest machen wollen.

Ziener Donni WS PR Bike Glove

Der Donni von Ziener wirkt schlank, wärmt aber relativ gut

Der Donni von Ziener wirkt schlank, wärmt aber relativ gut

Foto: Markus Linden

Dieser Ziener-Fingerhandschuh besteht aus »Windstopper«-Material: ein von der Firma Gore entwickelter winddichter und gleichzeitig atmungsaktiver Stoff. Der ist jedoch nicht komplett wasserdicht, sondern lediglich wasserabweisend. An den Handinnenflächen hat Ziener eine Gummierung verarbeitet, die mit Gel unterfüttert ist. Ebenfalls gummiert sind die Spitzen der Zeigefinger und Daumen. Das kann das Schalten erleichtern. Ein Smartphone lässt sich mit den Handschuhen aber nicht bedienen.

Am Handgelenk ist der Bund aus Neopren, etwas elastisch und wird per Klett geschlossen. Die Hand gleitet leicht in die Handschuhe, geschlossen sitzen sie sehr gut. Auch beim Ausziehen gleitet die Hand gut hinaus.

Der Handschuh ist flexibel und engt die Hand nicht ein. Bremsen und Schalten ist kein Problem – eigentlich fällt der Handschuh kaum auf. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird es irgendwann kalt. Aber übliche Stadtfahrten bis 20 Minuten Fahrzeit haben im Test kein Problem dargestellt.

Der rechte Testhandschuh hat einen QR-Code für eine SOS-ID eingenäht. Mit diesem System lassen sich Notfallinformationen für medizinische Rettungsdienste online hinterlegen und können von den Einsatzkräften ausgelesen werden.

Das gefällt: Der Handschuh sitzt bequem, sieht gut aus, und das Schalten geht fast so gut wie ohne Handschuh. Er isoliert gut.

Das weniger: Smartphones lassen sich mangels Touch-Beschichtung mit dem Handschuh nicht bedienen.

Für wen sich der Ziener Donni WS PR Bike Glove eignet: Für sportliche Fahrerinnen und Fahrer genauso wie für den Pendlereinsatz.

Roeckl Sports Vinadi

Sieht aus wie ein Skihandschuh, wärmt aber gut: Der Vinadi von Roeckl

Sieht aus wie ein Skihandschuh, wärmt aber gut: Der Vinadi von Roeckl

Foto: Markus Linden

Diese Fingerhandschuhe sind anders als die Konkurrenz: Sie bestehen aus einem weichen und kräftig gefütterten Stoff. Die Vinadi erinnern so optisch etwas an Skihandschuhe – sitzen aber ebenso eng an der Hand wie etwa die schlankeren Ziener-Handschuhe. Der kräftige, aber geschmeidige Stoff stört zudem nicht beim Schalten oder Bremsen.

An der Handinnenfläche befindet sich ein Material, das an Fleece erinnert. Die Oberhand ist dreilagig, wasserabweisend und winddicht. Der innen liegende Bund ist anders als bei der Konkurrenz ebenfalls aus weichem Stoff und sitzt mit seinem Gummizug eng am Handgelenk.

Beim Anziehen muss man den Bund greifen, um den Handschuh über die Hand zu bekommen. Das ist kein großes Problem. Aber: Das straffe Bündchen lässt sich – anders die Klett-Lösungen der Konkurrenz – nicht oder nur schwer über enge Ärmel eines Hemds, Pullovers oder die Handabschlüsse einer Jacke ziehen. Beim Vinadi müssen die Ärmel der Oberkleidung also über das Bündchen laufen.

Auf eine Polsterung an der Handinnenfläche verzichtet Roeckl Sports komplett. Bei den üblichen Cityfahrten ins Büro und zum Einkaufen spielt das eher keine Rolle, auf dem Rennrad oder bei Gravel-Touren kann eine Polsterung aber tatsächlich hilfreich sein. Bei Fahrten unterhalb des Gefrierpunkts kommt der Vinadi irgendwann an seine Grenze. Nach etwa 30 Minuten Stadtfahrt wurden die Fingerspitzen bei drei Grad unter null langsam kalt.

Trotzdem gehört der Vinadi zu den besser isolierten Fingerhandschuhen.

Das gefällt: Die Handschuhe sind sehr weich und sitzen angenehm. Sie wärmen gut.

Das weniger: Es gibt keine Polsterung an der Innenhand. Und optisch trägt das Modell eher dick auf.

Für wen sich der Roeckl Sports Vinadi eignet: Hauptsächlich für den Pendlereinsatz bei Temperaturen auch bis knapp unter null Grad.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die GripGrab-Handschuhe seien wasserdicht. Das ist falsch. Laut Hersteller sind die Handschuhe wasserabweisend. Im Test blieben die Hände jedoch beim Radfahren im Regen trocken. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests