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Rote Liste 2024 Mehr als tausend weitere Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht

Tiere wie der Borneo-Elefant stehen erstmals auf der Roten Liste. Manche Kakteenarten sind extrem bedroht. Ein Treiber des Aussterbens: illegaler Handel über soziale Medien. Doch es gibt auch eine Erfolgsgeschichte.
Borneo-Elefant auf der asiatischen Insel: Konflikte mit Anwohnern, Lebensraumverlust und Wilderei sind nur einige der Dinge, die den Tieren zusetzen

Borneo-Elefant auf der asiatischen Insel: Konflikte mit Anwohnern, Lebensraumverlust und Wilderei sind nur einige der Dinge, die den Tieren zusetzen

Foto: Emy / ABACAPRESS / picture alliance

Mehr als 45.000 Arten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht – 1000 mehr als im Vorjahr. Das hat die Weltnaturschutzunion IUCN berichtet. Am Donnerstag hat das Team die aktualisierte Rote Liste  der bedrohten Arten veröffentlicht.

In ihrem 60. Jahr warnt die IUCN vor dem Aussterben von Tieren und Pflanzen, hebt aber auch Erfolge im Artenschutz hervor. Die Liste umfasst nun insgesamt 163.040 Arten, die unterschiedlich stark bedroht sind. Das sind etwa 6000 mehr als im Vorjahr. Unter ihnen sind nun auch die Copiapoa-Kakteen aus der Küstenwüste Atacama in Chile, der Borneo-Elefant und die Rieseneidechse von Gran Canaria.

Soziale Medien als Treiber des Aussterbens

Copiapoa-Kakteen sind als dekorative Pflanzen begehrt. Das hat den illegalen Handel gefördert – verstärkt von sozialen Medien, weil Enthusiasten und Händler die Kakteen dort verkaufen.

82 Prozent der Arten seien jetzt vom Aussterben bedroht, ein deutlicher Sprung von 55 Prozent im Jahr 2013, heißt es in dem Bericht.

Copiapoa cinerascens in der Atacama-Wüste in Chile: Erst gehyped auf Social Media, dann bedroht

Copiapoa cinerascens in der Atacama-Wüste in Chile: Erst gehyped auf Social Media, dann bedroht

Foto: VW Pics / Universal Images Group / Getty Images

Wer die Art schützen möchte, kann beim Kauf auf Zuchtgewächse achten. »Es ist leicht zu unterscheiden, ob Copiapoa-Kakteen gewildert oder im Gewächshaus gezüchtet wurden«, sagte Pablo Guerrero, ein Mitglied der IUCN-Gruppe für Pflanzen, in einer Pressemitteilung.  »Gewilderte Copiapoa haben einen grauen Ton und sind mit einer staubig aussehenden Schicht überzogen, die die Pflanzen in einer der trockensten Wüsten der Erde schützt, während kultivierte Pflanzen grüner erscheinen.«

Bedrohte Borneo-Elefanten

Seit diesem Jahr stehen auch die Asiatischen Elefanten in Borneo als gefährdet auf der Liste. Es wird geschätzt, dass noch 1000 Borneo-Elefanten in freier Wildbahn leben.

Die Population ist in den vergangenen 75 Jahren vor allem zurückgegangen, weil immer mehr Wald in Borneo abgeholzt wurde. Damit haben Menschen den Großteil des Lebensraums der Elefanten zerstört. Konflikte mit Anwohnern, Lebensraumverlust durch Landwirtschaft und Holzplantagen, Bergbau und Infrastrukturentwicklung, Wilderei, Exposition gegenüber Agrochemikalien und Verkehrsunfälle bedrohen ebenfalls die Art, teilte die IUCN mit.

Achtung, Schlange

Die Zahl der Reptilienarten auf den Kanarischen Inseln wiederum geht laut der IUCN aufgrund eingeschleppter Schlangen erheblich zurück. Sowohl der Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini) als auch dem Gestreiften Kanarenskink (Chalcides sexlineatus) geht es auf Gran Canaria deutlich schlechter als noch vor einigen Jahren.

Diese endemischen Tiere sind die Beute der invasiven Kalifornischen Kettennatter (Lampropeltis californiae), die 1998 auf der Insel eingeführt wurde. Die Populationen der Gran-Canaria-Rieseneidechse und des Gran-Canaria-Skinks sind seit 2014 um mehr als die Hälfte zurückgegangen.

Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini): Findet sich auf der Roten Liste nicht mehr in der Kategorie »Least Concern«, sondern wird unter »Critically Endangered« geführt

Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini): Findet sich auf der Roten Liste nicht mehr in der Kategorie »Least Concern«, sondern wird unter »Critically Endangered« geführt

Foto: WILDLIFE / H.Schweiger / picture alliance

Der Erfolg des Iberischen Luchses

Im Gegensatz dazu haben Naturschutzbemühungen den Iberischen Luchs von der Schwelle des Aussterbens zurückgeholt, wobei die Population von 62 erwachsenen Individuen im Jahr 2001 auf 648 im Jahr 2022 und mehr als 2000 jetzt gestiegen ist.

Einst als eine der am stärksten gefährdeten Wildkatzenarten der Welt angesehen, ging die Population des Iberischen Luchses zwischen 1985 und 2001 um 87 Prozent zurück. Der Artbestand hat sich aus mehreren Gründen erholt: Menschen haben unter anderem den natürlichen Lebensraum aus mediterranen Gewächsen und Wald wiederhergestellt. Zudem haben Naturschützer dafür gesorgt, dass es wieder mehr Europäische Kaninchen gibt, ihre Hauptbeute. Und sie haben die genetische Vielfalt des Luchses erhöht, indem sie die Tiere in neue Gebiete umgesiedelt und in kontrollierten Umgebungen gezüchtet haben.

Seit 2010 wurden mehr als 400 Iberische Luchse in Teilen Portugals und Spaniens wieder angesiedelt.

»Es ist die größte Erholung einer Katzenart, die jemals durch Naturschutzmaßnahmen erreicht wurde«, sagte Francisco Javier Salcedo Ortiz, der die Naturschutzmaßnahmen für den Iberischen Luchs leitete. Doch mit verbleibenden Bedrohungen, hauptsächlich durch Schwankungen der Beutepopulation, Wilderei und Verkehrsunfällen, sagte Salcedo Ortiz, »gibt es noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass die Populationen des Iberischen Luchses überleben.«

alw/AP