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Innerhalb des nächsten Jahrzehnts Arktis könnte im Sommer bald eisfrei sein

Bereits 2035 könnte es in der Region am Nordpol in den warmen Monaten nur noch eine geringe Eisbedeckung geben. Bewohnern des einzigartigen Lebensraums wie Eisbären und Robben bleibt immer weniger Platz zum Jagen.
Der Eisbär muss in den Sommermonaten mit immer weniger Eis auskommen

Der Eisbär muss in den Sommermonaten mit immer weniger Eis auskommen

Foto: Wolfgang Kaehler / LightRocket / Getty Images

In der Arktis könnte es aufgrund des Klimawandels bereits innerhalb des nächsten Jahrzehnts immer mehr eisfreie Sommertage geben. Zwischen 2035 und 2067 sei dann sogar zu erwarten, dass ein eisfreier September zur Normalität wird, heißt es in einer Studie, die in der Fachzeitschrift »Nature Reviews Earth & Environment « veröffentlicht wurde. Den ersten eisfreien Tag in der Arktis datieren die Studienautoren damit mehr als zehn Jahre früher als bisherige Prognosen.

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»Eisfrei« bedeutet in der Studie eine Bedeckung von weniger als eine Million Quadratkilometer. In diesem Fall würde die Arktis größtenteils aus Wasser bestehen, man spricht dann von einer »blauen Arktis«. »Solche Veränderungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit seit mindestens 80.000 Jahren nicht mehr aufgetreten«, heißt es in der Studie, deren Autoren an der US-amerikanischen University of Colorado Boulder forschen.

Das Forschungsschiff »Polarstern« vom Alfred-Wegener-Institut am Nordpol

Das Forschungsschiff »Polarstern« vom Alfred-Wegener-Institut am Nordpol

Foto: Steffen Graupner / Alfred-Wegener-Institut / dpa

Wann genau es eine eisfreie Arktis geben wird und wie groß die Zeiträume künftig sein werden, in denen die Region eine geringe Eisbedeckung hat, hänge vom weltweiten Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in den nächsten Jahren ab, so das Fachteam. Bis Ende des Jahrhunderts drohten eisfreie Bedingungen von Mai bis Januar, wenn die Emissionen ungebremst hoch blieben, eine Eisfreiheit zwischen August und Oktober hingegen bei einem niedrigeren CO₂-Ausstoß als derzeit. Ein Szenario ohne Eisfreiheit gibt es nach den Berechnungen gar nicht.

Dramatische Folgen einer »blauen Arktis«

Besonders trifft das große Tauen im Sommer den Lebensraum von Eisbären, Robben und Walrossen. Diese haben dann ein extrem geschrumpftes Territorium, auf dem sie leben und jagen. Zudem könnte sich die Klimakrise durch die saisonale Arktisschmelze noch verschärfen. Gibt es weniger weiße Flächen an den Polen, verändert sich die Strahlungsbilanz und damit verringert sich der sogenannte Albedo-Effekt.

Wenn Eis und Schnee, die das Sonnenlicht normalerweise reflektieren, zu Meerwasser schmelzen, absorbiert das dunkle Wasser die Wärme des Sonnenlichts und erwärmt sich. Dadurch taut noch mehr Eis ab, oder es gefriert im Herbst nur verzögert, die dunklere Oberfläche vergrößert sich, ein Teufelskreis.

Zudem bedrohe eine eisfreie Arktis auch die Küsten, schreiben die Autoren, weil Wellen größer werden und sie verstärkt abtragen. Auch rechnen die Forscher mit einer besseren Zugänglichkeit der Arktis für Schiffe und für den Abbau von Rohstoffen.

sug