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Guido Kleinhubbert

Elementarteilchen Das Geheimnis der Superprognostiker

»Prognosen sind schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen« – auf wen dieses weithin bekannte Zitat zurückgeht, ist unbekannt. Mal wird es, wie so oft bei derlei Weisheiten, dem Staatsmann Winston Churchill zugeschrieben, mal dem Physiker Niels Bohr, mal dem Dichter George Bernhard Shaw. Klar ist, dass es sich um einen meiner Lieblingssprüche handelt. Deswegen habe ich auch mit großem Interesse den Report von Martin Schlak und Maik Großekathöfer gelesen.

In ihrem Artikel geht es um die Frage, ob und wie sich die Qualtität von Vorhersagen zu Politik, Krankheiten, Wetter oder auch Sportergebnissen verbessern lässt. Dafür sprachen meine beiden Kollegen unter anderem mit einem Mathematiker, einer Physikerin und der amerikanischen Psychologin Barbara Mellers, die eine Gruppe von »Superprognostikern« um sich scharte. Die Teammitglieder, die zum Teil aus Deutschland stammen, trafen bereits bessere Vorhersagen als Sicherheitsstrategen der US-Geheimdienste. Mellers Credo: Besseres Prognostizieren kann man trainieren, ähnlich wie eine fremde Sprache.

Gilt das auch, wenn es ums Wetter geht? Offenbar schon. Meine Kollegen besuchten die Physikerin Linda Schlemmer , die bei ihrer Arbeit allerdings auch auf einen leistungsstarken Computer namens SX-Aurora Tsubasa setzt. »Die Ensemble-Vorhersage«, die durch ihn möglich werde, sei »eine Revolution«, sagt Schlemmer. Dank ihr sei es gelungen, das Chaos zu bändigen, das wir Wetter nennen. So ganz mag ich das nicht glauben, da bin ich schon optimistischer, was die Vorhersage zweier Hamburger Jungunternehmer angeht.

Physikerin Linda Schlemmer: Das Chaos des Wetters bändigen

Physikerin Linda Schlemmer: Das Chaos des Wetters bändigen

Foto: Saja Seus / DER SPIEGEL

Der Volkswirtschaftler Niklas Wallmeier und der Wirtschaftsinformatiker Timo Wienefoet sind Gründer des Start-ups Arq Decisions und haben sich unlängst auch mit der Frage befasst, wer Fußball-Europameister wird. Ihre Vorhersage: Die Chance, dass eine Mannschaft triumphiert, die noch nie den Titel gewonnen hat, liege bei 38 Prozent.

Das sieht nicht schlecht aus. Denn von den vier Mannschaften Niederlande, Schweiz, Türkei und England kommt wegen des Spielplans defintiv eine ins Finale. Die Holländer gewannen den Titel bereits 1988, alle anderen gingen bisher leer aus.

Herzlich,

Ihr Guido Kleinhubbert


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Bild der Woche

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Emmanuel Croset / AFP

Rettung durch Radioaktivität: Mitglieder des südafrikanischen »Rhisotope«-Projekts haben in einem Reservat in der Nähe von Mokopane ein Nashorn sediert und implantieren ihm radioaktive Substanzen ins Horn. Die Prozedur soll dabei helfen, Wilderer abzuschrecken, ist aber für das Tier ungefährlich. Etwa alle 20 Stunden wird in Südafrika ein Rhinozeros getötet. Der Schwarzmarktwert des Horns übersteigt laut Experten sogar den von Gold, Platin, Diamanten und Kokain. In pulverisierter Form wird ihm vor allem in Asien heilende Kraft nachgesagt.

(Feedback & Anregungen? )

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise, die Niederlande seien 1992 Europameister geworden. Tatsächlich war das aber 1988 der Fall. Wir haben den Fehler korrigiert.