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Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Susanne Götze

Fossile Energien Klimazerstörung – und üppige Gewinne

Susanne Götze
Ein Newsletter von Susanne Götze
Das neue Jahr ist auch ein neues Ausschüttungsjahr für Aktionäre. So können sich die Investoren der fünf großen Ölkonzerne über sagenhafte 100 Milliarden Dollar freuen. Dabei stünde das Geld den Opfern der Klimakrise zu.

Auf der Uno-Klimakonferenz riefen vor wenigen Wochen fast 200 Staaten erstmals einen neuen Hilfsfonds für vom Klimawandel betroffene Länder ins Leben. Einzahlen sollen jene, die den Klimawandel verursacht haben und damit für Verluste und Schäden in den ärmeren Staaten aufkommen. Nach Dürren, Waldbränden oder Überschwemmungen könnten künftig erste Hilfsprogramme und der Wiederaufbau davon bezahlt werden – so die Idee. Bis Mitte Dezember sagten etwa Deutschland, Großbritannien oder die Vereinigten Arabischen Emirate rund 700 Millionen Dollar (640 Millionen Euro) zu.

Doch allein nach den Überschwemmungen im Ahrtal zahlte die Bundesregierung eine Wiederaufbauhilfe von 30 Milliarden (!) Euro – nur für eine einzige Region in einem ohnehin reichen Land.

Dem gegenüber stehen Ausschüttungen der fünf größten börsennotierten Ölunternehmen der Welt – BP, Shell, Chevron, ExxonMobil und TotalEnergies – auch »Big Five« (die großen Fünf genannt). Ihre Anteilseigner werden in diesem Jahr mit rund 100 Milliarden US-Dollar (90 Milliarden Euro) belohnt. Ähnlich hoch waren bereits die Dividendenzahlungen im Jahr 2022, berichtet das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA).

Die Zahlungen folgen nach zwei Jahren mit exorbitant hohen Gewinnen der großen Öl- und Gasunternehmen. Ein Grund ist der Ukrainekrieg, der besonders hohe Preise für Gas und Öl in ganz Europa zur Folge hatte.

Sonderabgabe auf fossile Energien

100 Milliarden ist übrigens auch die Summe, die Entwicklungsländer schon lange für jährliche Klimahilfen fordern, um ihre Energieversorgung umzustellen oder sich an den Klimawandel anzupassen.

Kein Wunder, dass da einige Analysten und Politikexperten auf Ideen kommen: Seit Längerem wird bereits über eine globale Abgabe auf die Förderung fossiler Brennstoffe nachgedacht. Bei sechs Dollar pro Tonne CO₂ (berechnet auf der Grundlage von Emissionsfaktoren für den jeweils geförderten Brennstoff) könnte dies 150 Milliarden Dollar pro Jahr einbringen, schreibt das Institute for Sustainable Development and International Relations, ein Pariser Thinktank für nachhaltige Entwicklung.

Andere Modelle wollen eine schrittweise Anhebung der Abgabe von fünf auf zehn Dollar pro Tonne CO₂ bis 2030. Das Geld könnte beispielsweise direkt in den neuen Fonds für Schäden und Verluste fließen.

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Man könnte eine solche Zahlung auch als Kompensation sehen: Denn laut Climate Analytics  betragen die durch die 25 größten Öl- und Gaskonzerne angerichteten Klimaschäden zwischen 1985 und 2018 rund 20 Billionen US-Dollar.

»Diese großen Öl- und Gaskonzerne wissen seit Jahrzehnten vom Klimawandel und haben enorme finanzielle Gewinne eingefahren, während sich der Klimawandel verschärft hat und gefährdete Staaten und insbesondere Entwicklungsländer die Rechnung tragen müssen«, sagte Studienautor Carl-Friedrich Schleussner.

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