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Bilanz 2023 Deutscher Wetterdienst dokumentiert Rekordwärme und viel Regen

Extrem ist das neue Normal, zu diesem Ergebnis kommt der DWD nach Auswertung der Wetterdaten aus diesem Jahr. Es war heiß wie nie und zugleich ziemlich nass.
Hitze in München: Der September 2023 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Hitze in München: Der September 2023 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Foto: Heinz Gebhardt / IMAGO

Extreme Hitze. Extremer Regen. Extreme Stürme. Im Jahr 2023 ist die Klimakrise in aller Welt zu spüren gewesen. Allein in Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum waren Millionen Menschen betroffen: Im Juli herrschten fast 50 Grad auf Sardinien, im August wüteten verheerende Waldbrände in Griechenland. Im September erschütterte eine schreckliche Starkregenkatastrophe in Libyen mit Tausenden Toten die Welt.

In der Nähe von Athen: Feuer im August 2023 in Griechenland

In der Nähe von Athen: Feuer im August 2023 in Griechenland

Foto: Marios Lolos / dpa

Auch in Deutschland war 2023 ein Rekordjahr: Die Temperatur lag nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mehr als zwei Grad über den Werten aus den Vergleichsjahren. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten vorläufigen Jahresbilanz des DWD  hervor. Dass das Jahr das wärmste seit Messbeginn im Jahr 1881 war, hatte der Wetterdienst bereits vorab bekannt gegeben.

2023 dominierte den Angaben zufolge zudem kein trockenes Wetter, sondern es gab eher feucht-warme Bedingungen mit viel Niederschlag.

Rekordtemperaturen

Das Temperaturmittel erreichte 2023 erstmals 10,6 Grad Celsius und lag damit 2,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug das Plus 1,3 Grad Celsius. Das ist deutlich mehr als im weltweiten Durchschnitt – was etwa daran liegt, dass der globale Wert die Temperaturen über den Meeresflächen einschließt, die bislang weniger stark gestiegen sind als diejenigen über Land.

Alle Monate seien durchweg zu warm gewesen, so der DWD weiter. Der September 2023 war demnach der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Oktober seien im Oberrheingraben die spätesten heißen Tage seit Messbeginn mit Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius gemessen worden.

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»Der Klimawandel geht ungebremst weiter«, mahnte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD. Auch die zweitwärmsten Jahre in Deutschland lagen in der jüngsten Vergangenheit: Es waren 2018 und 2022 mit einem Schnitt von jeweils 10,5 Grad. Auch global wird 2023 nach Angaben des EU-Klimawandeldienstes Copernicus das bisher wärmste Jahr.

Hohe Niederschlagsmengen

In Deutschland dominiert hätten 2023 eher feucht-warme Bedingungen mit hohen Niederschlagsmengen, so der DWD. In der Reihe der nassesten Jahre erreichte 2023 den Angaben zufolge Platz sechs. Die Fachleute registrierten mit rund 958 Litern pro Quadratmeter mehr als ein Fünftel mehr Niederschlag als in beiden Referenzperioden. Der November sei sogar der zweitnasseste seit dem Jahr 1881 gewesen. Vor allem entlang der Alpen, im Schwarzwald und im Bergischen Land regnete es der Bilanz zufolge sehr viel, im Nordosten weniger.

Die Sonne habe in diesem Jahr 1764 Stunden geschienen und damit fast 15 Prozent (Periode 1961 bis 1990) beziehungsweise rund fünf Prozent (Periode 1991 bis 2020) mehr als in den jeweiligen Vergleichsjahren. In Küstennähe und im Süden war es mit teils mehr als 2000 Stunden am sonnigsten. Besonders häufig schien die Sonne im Juni und September, dafür war der November sehr trübe.

»Eigentlich sind wir in Europa seit dem heißen Sommer 2018 gefühlt im Ausnahmezustand«, sagte Helge Gößling, Klimaphysiker am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Er nannte unter anderem mehrere ungewöhnlich trockene und zu warme Sommer und den Starkregen im Ahrtal 2021. »Aber wir müssen damit rechnen, dass wir im neuen Normal sind.« Extremwetter gab es zwar schon immer, durch den Klimawandel werden sie jedoch häufiger und stärker.

Niedrigwasser der Elbe bei Magdeburg im Juni 2023

Niedrigwasser der Elbe bei Magdeburg im Juni 2023

Foto: Peter Gercke / dpa-Zentralbild / dpa

Auch der Chef der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, verweist unter anderem auf die zurückliegenden trockenen Sommer. »Solche Ereignisse werden häufiger, und sie werden auch Deutschland betreffen«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. »Dazu kommt der Migrationsdruck aus Afrika, wo die Herausforderungen viel größer sind.«

jme/dpa/AFP