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Hitzewelle in Südasien 52,3 Grad – höchste je gemessene Temperatur in Indien festgestellt

Heiß, heißer, Mungeshpur. In dem Vorort der indischen Metropole Delhi maßen die Meteorologen einen neuen Hitzerekord. Ganz Südasien leidet seit Wochen unter extremen Temperaturen. Ursache dafür ist aber nicht nur der Klimawandel.
Mann schwitzt am Montag unter einem Sonnenschirm in der indischen Stadt Varanasi

Mann schwitzt am Montag unter einem Sonnenschirm in der indischen Stadt Varanasi

Foto: Niharika Kulkarni / AFP

In Indien ist die höchste je im Land gemessene Temperatur festgestellt worden. Nach Angaben der nationalen indischen Wetterbehörde IMD wurden am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Mungeshpur, einem Vorort in der von einer Hitzewelle heimgesuchten indischen Hauptstadtregion Delhi, 52,3 Grad Celsius registriert. Der bisherige Rekordwert für Indien hatte bei 51 Grad gelegen: Er war im Jahr 2016 in der Wüstenregion Phalodi im Bundesstaat Rajasthan gemessen worden.

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Die Wetterbehörde gab für die Hauptstadtregion Delhi eine Hitzewarnung heraus. Dort war mit 50,5 Grad Celsius am Mittwoch ein Rekordwert erreicht worden. Es bestehe eine »sehr hohe Gefahr von hitzebedingten Gesundheitsbeschwerden und Hitzschlägen« für »Menschen in allen Altersstufen«, hieß es darin. Vulnerable Menschen bedürften »außerordentlicher Aufmerksamkeit«.

Eishändler auf einem Markt in Neu-Delhi

Eishändler auf einem Markt in Neu-Delhi

Foto: Arun Sankar / AFP

In Indien sind heftige sommerliche Hitzewellen keine Seltenheit. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge werden diese jedoch aufgrund des Klimawandels länger, stärker und häufiger. Asien erwärmt sich laut einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie  (WMO) vom April auch schneller als der globale Durchschnitt. Bis Ende des Jahrhunderts könnten laut Studien weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen durch extreme Hitzewellen bedroht sein, wenn die Welt sich um durchschnittlich 2,7 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erwärmt.

Verantwortlich für die Hitzewelle ist Experten zufolge neben der Klimakrise auch das Wetterphänomen El Niño. Die Kombination führe laut Experten zu den extremen Temperaturausschlägen. »El Niño wird im Juni enden, aber die Temperaturen könnten in vielen Ländern in der ersten Hälfte dieses Jahres in die Höhe schießen«, so hatte der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat bereits im April vor einer historischen Hitzeperiode in Teilen Asiens gewarnt.

Seit rund einem Jahr sorgt El Niño für Trockenheit und Hitze in weiten Teilen Südasiens und Südostasiens sowie auch für anhaltend hohe Temperaturen und Trockenheit in einigen Regionen Südamerikas. Laut Organisationen wie der US-Behörde für Klima und Ozeanografie (NOAA) soll das Wetterphänomen bis zum Frühsommer überstanden sein. »Falls die Phase bis Juni vorbei ist, war das eine normale Zeitspanne für einen El Niño«, sagte Kristina Fröhlich, Meteorologin des DWD, kürzlich dem SPIEGEL . Das Phänomen dauert meist neun bis zwölf Monate, kann aber länger anhalten.

Wassermangel droht Millionen Einwohnern

Behörden befürchteten Wassermangel in der Metropole mit ihren über 30 Millionen Einwohnern. Die Wasserministerin der Region Delhi, Atishi Marlena, appellierte an die »gemeinschaftliche Verantwortung« der Bevölkerung, Wasserverschwendung zu vermeiden, berichtete die Zeitung »Times of India«.

Unter anderem solle in mehreren Gegenden von Delhi einstweilen nur noch einmal täglich Wasser geliefert werden – statt bisher zweimal täglich, erklärte Atishi gegenüber dem »Indian Express«. Das so eingesparte Wasser solle Gegenden zugutekommen, in denen die täglich gelieferten Wasserlieferungen bislang lediglich für 15 bis 20 Minuten ausreichten.

In Indiens Nachbarland Pakistan ächzen viele Menschen derzeit unter einer Hitzewelle. Am Sonntag waren in Mohenjo Daro in der ländlichen Provinz Sindh 53 Grad gemessen worden. Seit Ende April kämpfen neben Indien und Pakistan auch viele weitere Länder in Südostasien mit extrem hohen Temperaturen, darunter in Kambodscha, Myanmar und Vietnam. Überall werden Hitzerekorde gebrochen und Gesundheitswarnungen ausgesprochen. Nachts sinken die Temperaturen selten unter 30 Grad.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurden die Begriffe Südasien und Südostasien nicht korrekt verwendet. Wir haben die Stellen korrigiert.

sug/afp