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Geringere Erträge erwartet Starke Niederschläge gefährden laut Bauernverband die Ernte

Die Bauern leiden unter dem nassen Wetter in Deutschland, einige haben bereits mit Fäule zu kämpfen. Von höheren Ladenpreisen profitiert laut einem aktuellen Bericht der Monopolkommission aber vor allem der Handel.
Dunkle Wolken über einem Getreidefeld: Stärkerer Pestizideinsatz gefordert

Dunkle Wolken über einem Getreidefeld: Stärkerer Pestizideinsatz gefordert

Foto: Klaus-Dieter Esser / agrarmotive / picture alliance

Die starken Niederschläge haben laut dem Deutschen Bauernverband Folgen für die Ernte in Deutschland. Beim Getreide werde man mit rund 42 Millionen Tonnen das Vorjahresergebnis knapp verfehlen, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied bei einem Betriebsbesuch in Frankfurt.

Die feuchtwarme Witterung begünstige die Kraut- und Knollenfäule im Kartoffelanbau, sodass wegen kaum vorhandener Pflanzenschutzmittel Ernteausfälle drohten, heißt es. »In Kombination mit steigenden Temperaturen lässt das vor allem das Risiko für Pilzbefall in vielen Beständen stark steigen«, sagte der Bauernfunktionär.

Frost schadete den Kirschen

Rukwied sprach sich angesichts von Überschwemmungen, Hochwasser und Staunässe für den verstärkten Pestizideinsatz aus. Die Landwirte bräuchten eine breite Palette von Wirkstoffen, um die Pflanzen widerstandsfähig zu halten. Zuletzt seien in Deutschland allerdings weniger Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe verfügbar gewesen, sodass der Getreideanbau in Deutschland bedroht sei.

Bereits im vergangenen Herbst hatte die feuchte Witterung die Arbeit der Bauern erschwert. In den tiefen Böden konnten sie weniger aussäen. In der Folge gingen die Anbauflächen für Winterweizen und Winterraps zurück. Die Landwirte konnten ihr Saatgut häufig erst im Frühjahr ausbringen, sodass sich die Fläche für Sommerweizen auf nahezu 100.000 Hektar mehr als verdreifacht hat. Winterweizen bleibt aber mit 2,6 Millionen Hektar weiter mit großem Abstand die wichtigste Getreideart in Deutschland. Es folgt die Wintergerste mit 1,3 Millionen Hektar.

»Signifikante Machtverschiebungen« zu Händlern

Auch den Obstbauern bereitete das Wetter Probleme: Laut einer ersten Schätzung vom 10. Juni rechnen sie mit einer unterdurchschnittlichen Kirschenernte – mit 41.400 Tonnen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sind zwar 900 Tonnen mehr als im Jahr zuvor, aber gleichzeitig 6200 Tonnen weniger als im langjährigen Schnitt. Grund für die geringen Mengen sind späte Fröste in der Blütezeit in einigen Anbauregionen wie zum Beispiel Niedersachsen. In Baden-Württemberg steigen hingegen die Erträge teils deutlich.

Ein reduziertes Angebot führt in der Regel auch zu höheren Preisen. Die Bauern haben davon allzu oft allerdings nur wenig, wie nun die Monopolkommission mitteilte , die die Bundesregierung berät. »Die Entwicklung der Preise und Kosten zeigt, dass Erzeuger im Mittel immer geringere Preisaufschläge erzielen, während Hersteller und insbesondere der Handel an Macht gewinnen«, kommentiert ein Mitglied der Expertenrunde das aktuelle Hauptgutachten. Es gebe seit 2007 »signifikante Machtverschiebungen« innerhalb der Versorgungsketten

Bisherige gesetzliche Maßnahmen, um die Wettbewerbsposition der Erzeuger zu stärken, sind laut Monopolkommission ohne nachhaltige Wirkung geblieben. Sie will sich den Wettbewerb nun genauer ansehen.

apr/dpa