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Gepäckträger fürs Fahrrad im Test Gut verladen

Wer ein Gravel- oder Mountainbike gelegentlich für den Wocheneinkauf oder eine mehrtägige Tour nutzen will, vermisst häufig einen Gepäckträger. Wir haben sechs Modelle getestet, die leicht nachgerüstet werden können.
Gepäckträger zum Nachrüsten: Manche lassen sich einfacher montieren als andere

Gepäckträger zum Nachrüsten: Manche lassen sich einfacher montieren als andere

Foto: Lars Scheider / Ortlieb

Immer mehr Fahrräder werden ohne Gepäckträger ausgeliefert. Wer auf einem (E-)Mountainbike oder einem Rennrad aber Stauraum für mehrtägige Touren benötigt oder gelegentlich den Einkauf verstauen möchte, kann zumindest temporär einen Träger gebrauchen, etwa um Packtaschen anzubringen. Vor der nächsten sportlichen Ausfahrt kann man die Konstruktion dann wieder abbauen.

Wir haben sechs Gepäckträger getestet, die sich an fast alle Fahrräder montieren lassen – auch ohne Gewindebohrung am Rahmen.

Wer überlegt, einen Gepäckträger nachzurüsten, sollte nämlich zunächst auf den Rahmen seines Rads schauen: Viele Gravelbikes, aber auch manche Mountainbikes, haben bereits Gewindebohrungen, sodass Gepäckträger eingeschraubt werden können wie bei Touren- oder Citybikes. Das ist die beste Lösung, wenn der Träger länger am Rad bleibt und ein hohes Gewicht tragen soll, etwa bis zu 25 Kilogramm. Wir haben zwei Modelle getestet, die sowohl angeschraubt werden können, sich aber auch mit Adaptern befestigen lassen.

Die Bohrungen fehlen jedoch bei den meisten (E-)Mountainbikes, bei Rennrädern und auch bei einigen sportlichen E-Bikes. Deshalb setzen die vier weiteren Träger in unserem Test auf Riemen oder Klemmen: Sie werden entweder auf die Sitzstreben gesetzt oder an der Sattelstütze angebracht. Das funktioniert an allen Rahmen – und ist schnell erledigt, sogar an vielen Fahrrädern, die vollgefedert sind. Der Nachteil: Die maximale Traglast ist mit 7 bis 12,5 Kilogramm deutlich niedriger.

Aufpassen sollten Sie, falls Sie ein Fahrrad mit Carbonrahmen besitzen: Rohre aus Carbon sind empfindlich gegen Seitenkräfte, die von solchen Riemen- und Klemmkonstruktionen ausgehen können. Zwei Hersteller warnen explizit vor dem Einsatz ihrer Träger an Carbon. Bei allen anderen Rahmenmaterialien wie Aluminium oder Stahl können Sie die Gepäckträger aber bedenkenlos einsetzen.

Topeak TetraRack

Foto:

Markus Linden

Topeak bietet den TetraRack für Mountainbikes mit dem Zusatz »M« an sowie als Version »R« für Straßenräder. Es gibt zudem jeweils ein Modell, das hinten an den Sitzstreben befestigt wird, sowie eines, das vorne an der Gabel angebracht werden kann.

Alle TetraRack-Modelle werden ausschließlich mit Klettbändern an den Rohren fixiert. Die Klettbänder werden mit der Hand in Position gebracht, bevor sie mit einem mitgelieferten Inbusschlüssel angezogen werden. Das sorgt für die nötige Stabilität und die gummierten Füße sitzen fest.

Der Nachteil dieses Mechanismus: Die TetraRacks lassen sich zwar sekundenschnell ohne Werkzeug entfernen. Sie können aber nur mit einem Inbusschlüssel montiert werden, der Spannmechanismus muss vorher wieder zurückgeschraubt werden. Dennoch geht das mit etwas Übung recht schnell.

Auf die TetraRacks passen Topeaks eigene Taschen und Körbe mit dem Quicktrack MTX-System. Sie werden einfach aufgeschoben und verriegelt. An den Seiten können unterschiedliche Gepäckträgertaschen angebracht werden.

Neben Topeak-Taschen passen auch Ortliebs Backroller. Die ältere Variante mit Quicklock 1-System sitzt perfekt, das neuere Quicklock 2-System ist aber etwas dicker und muss mit Kraft zwischen den etwas zu schmalen Raum zwischen Strebe und Platte gepresst werden. Ähnlich ist es mit Taschen von Vaude: Auch für deren aktuelles System, QMR 2.0, ist der Platz an der oberen Strebe etwas eng – aber es geht.

Damit die Gepäckträgertaschen stabiler sitzen, bietet Topeak optional das sogenannte Side Frame Set an – zwei einfache Bügel, die den Träger nach unten verlängern. Unsere Taschen ließen sich im Test aber auch ohne Zusatzbügel sicher befestigen.

Der TetraRack darf laut Hersteller vorne sieben Kilogramm tragen, hinten neun Kilogramm. Das ist nicht viel – ein Ortlieb-Backroller wiegt leer bereits fast ein Kilogramm. Die Topeak-Taschen sind etwas leichter, aber dafür nicht ganz so robust wie Ortlieb- oder Vaude-Taschen. Der Träger selbst wiegt 877 Gramm in der Variante für die Sitzstreben, das Modell für vorne wiegt 850 Gramm.

Das gefällt an den TetraRacks: Sie sind schmal, gut anpassbar und lassen sich (mit etwas Übung) einfach anbringen und entfernen.

Das weniger: Das Gewichtslimit schränkt ihre Verwendung ein.

Für wen sich die TetraRacks eignen: Für sportliche Fahrer, die nur gelegentlich einen Gepäckträger nutzen möchten – und ihn komplett sowie ohne großen Aufwand entfernen und wieder anbringen wollen.

Ortlieb QuickRack

Foto:

Markus Linden

Der QuickRack von Ortlieb erlaubt bis zu 20 Kilogramm Ladung. Das kommt schon sehr nah an Träger heran, die fest montiert werden. Er wird unten mit zwei Schnellverschlüssen in der Nähe der Hinterradnabe befestigt. Hat der Rahmen Gewindebohrungen, wird der QuickRack dort verschraubt. Ansonsten wird er mit Adaptern angeklemmt. Diese werden allerdings nicht mitgeliefert und müssen für etwa 15 Euro zusätzlich gekauft werden. In unserem Test saßen die Adapter jedoch so, dass sich das Hinterrad nicht mehr hätte abnehmen lassen. Das hätte bei einem Platten etwas mehr Arbeit und Werkzeug erfordert.

An der Sattelstütze wird der Gepäckträger mit einem Band und einem Schnellspanner fixiert. Die Länge ist verstellbar und muss einmalig mit zwei Schrauben eingestellt werden, sodass der Gepäckträger an allen Sattelstützen gut sitzt.

Nach der ersten Montage kann der QuickRack sekundenschnell angebracht werden. Die doppelten Streben ermöglichen, Gepäckträgertaschen etwas tiefer einzuhängen. So passt etwa noch ein Korb auf den Träger.

Der QuickRack eignet sich für alle drei Befestigungssysteme von Ortlieb-Taschen, aber auch fast alle Gepäckträgertaschen anderer Hersteller passen an die Streben mit etwa 10 Millimeter Durchmesser. Mit einem Gewicht von 589 Gramm ist der Gepäckträger sehr leicht.

Was an dem QuickRack gefällt: Der Träger ist leicht, trägt alle Gepäckträgertaschen und satte 20 Kilogramm. Nach der Erstmontage in Sekunden befestigt.

Was weniger: Bei unserem Testrad kamen sich die Adapter und der Steckachsenhebel in die Quere: Zur Demontage des Hinterrades bei einem Platten muss der Adapter mit Werkzeug entfernt werden.

Für wen sich der QuickRack eignet: Alle, die einen stabilen und leichten Träger für Touren mit viel Gepäck benötigen, ihn aber auch immer mal wieder demontieren wollen.

Thule Tour Rack

Foto: Markus Linden

Vielen dürfte Thule als Hersteller von Transportlösungen für Autos ein Begriff sein. Seit einiger Zeit ist das schwedische Unternehmen aber auch im Fahrrad-Segment vertreten. Mit dem Tour Rack bietet Thule einen Gepäckträger an, der sowohl vorne als auch hinten am Rad montiert werden kann. In unserem Test ließ sich der Träger vorne an einer nahezu senkrecht stehenden Gabel anbringen, aber auch hinten an einer weniger steilen Sitzstrebe eines Mountainbikes.

Die gummierten Auflagen werden an vier Punkten mit Gurtbändern fixiert und mit einem mitgelieferten Inbus festgezogen. Allerdings kann man den Gepäckträger nur mit einem Spezialwerkzeug wieder abbauen, es sollte also besser nicht verloren gehen.

Die Aluminium-Streben des Gepäckträgers haben einen Durchmesser von zehn Millimetern. Alle Taschen von Ortlieb und Vaude sollten also passen, vermutlich viele andere auch. Die Taschen lassen sich unten jedoch nicht einhaken für mehr Stabilität an den Seiten, dafür sind die Rohre zu dick.

Thule verkauft deshalb eine Lösung namens Pack’n Pedal. Diese besteht aus zwei schmalen Seitenrahmen, die in den Gepäckträger eingehängt werden. So können die Seitentaschen aller Hersteller flexibel positioniert werden. Allerdings muss Pack’n Pedal separat gekauft werden und ist mit einem Preis von etwa 40 Euro nicht günstig.

Thule gibt für den Gepäckträger unterschiedliche Maximallasten an: Hinten sind es maximal 11,3 Kilogramm, vorne 10 Kilogramm. Der Träger selbst wiegt 917 Gramm und macht im Test einen stabilen Eindruck. Es gibt zusätzlich einen Halter für ein Rücklicht oder einen Reflektor mit einem Schraubenabstand von 50 bis 60 Millimetern.

Das gefällt am Tour Rack von Thule: Der Träger ist flexibel und kann vorne wie hinten am Rad montiert werden. Er macht einen stabilen Eindruck.

Das weniger: Für längere Touren mit Gepäckträgertaschen sind die teuren Seitenrahmen nötig.

Für wen sich der Tour Rack eignet: Alle, die etwas Aufwand bei der Erstmontage nicht scheuen und eine stabile und flexible Lösung für ihr Gepäck suchen.

XLC RP-R06

Foto:

Markus Linden

Der Träger RP-R06 von XLC wird lediglich mit einer einzigen Klemme und einem Schnellspanner-Prinzip an der Sattelstütze befestigt. Anlegen, drehen und den Hebel mit etwas Kraft umlegen genügt: Kein anderer Gepäckträger im Test lässt sich so schnell montieren.

Voraussetzung ist eine Sattelstütze, deren Durchmesser zwischen 25,4 Millimeter und 31,8 Millimeter misst. Das sind zwar gängige Maße, aber Vorsicht: Federsattelstützen könnten davon abweichen und nicht ausreichend Höhe (5,5 Zentimeter) bieten. Das gilt auch für verstellbare Sattelstützen (Dropper Posts), die es an einigen Mountainbikes gibt.

Eine weitere Einschränkung: Carbon-Sattelstützen werden vom Hersteller XLC zwar nicht explizit ausgeschlossen, aber es ist sicherlich keine gute Idee, Carbon mit so starken Seitenkräften zu belasten.

Damit die Sattelstütze nicht verkratzt, gibt es für die Innenseiten der Klemme eine kleine Gummiauflage. Diese ist aber nicht befestigt. Sie muss vor dem Anbringen zwischen Klemme und Sattelstütze geschoben werden. Wer sie verliert, kann sie durch jedes andere Gummimaterial in ähnlicher Dicke ersetzen.

Die Maximalbelastung des 888 Gramm schweren Trägers gibt XLC mit zehn Kilogramm an. Störend könnten die etwas kräftigen Rohre des Trägers sein: Mit 13 Millimeter Dicke passen zwar neuere Seitentaschen von Vaude und Ortlieb, aber das alte Ortlieb-System QuickLock 1 zum Beispiel nicht.

Nach unten hin hat der RP-R06 Seitenhalter für die Stabilisierung der Seitentaschen im unteren Bereich. Diese haben Plastikaufsätze, in das sich das mitgelieferte Spanngummi einhaken lässt. Gepäckträgertaschen hängen jedoch besser am Träger, wenn man die kräftigen Plastikaufsätze entfernt.

Das gefällt am RP-R06 von XLC: Er ist schnell zu montieren und auszurichten.

Das weniger: Es passen nicht alle Gepäckträgertaschen problemlos. Und mehr als die angegeben zehn Kilogramm sollte man dem Träger nicht zumuten.

Für wen sich der RP-R06 eignet: Alle, für die eine schnelle und problemlose Montage das wichtigste Kriterium ist.

SKS Infinity Universal

Foto:

Markus Linden

Der Gepäckträger Infinity Universal ist neu auf dem Markt. Ähnlich wie die Modelle von Thule und Topeak wird der Träger von SKS mit Bändern befestigt. Er sitzt ebenfalls auf den Sitzstreben und verfügt über vier gummierte Füße.

Das Spannsystem funktioniert jedoch etwas anders, was zu einer aufwendigeren Montage führt. Der Lohn der Arbeit: Mit einer Maximallast von zwölf Kilogramm trägt er etwas mehr Gewicht als die anderen Riemen-Träger. Allerdings warnt SKS vor dem Einsatz an Carbonrahmen.

Der Träger ist gut anpassbar und muss einmalig an mehreren Punkten so fixiert werden, dass er richtig ausgerichtet ist und nirgendwo anstößt. Der Schlüssel für die Torx-Schrauben kann im Träger selbst verstaut werden – man hat ihn also dabei, falls sich eine Schraube oder ein Band lockern sollte.

Wer SKS-Taschen auf den Gepäckträger setzen will, braucht die Adapterplatte für das MIK-System des Herstellers. Diese engt jedoch den Spielraum an den Streben ein, an denen Gepäckträgertaschen seitlich eingehängt werden. Wer mehr Flexibilität braucht, muss nur vier Schrauben lösen, um die Adapterplatte zu entfernen.

Der Träger wiegt 957 Gramm ohne weiteres Zubehör von SKS für den Infinity Universal wie etwa passende Schutzbleche oder ein Rücklicht.

Das gefällt am Infinity Universal: Er passt an fast jedes Fahrrad und kann mit Zubehör aufgewertet werden.

Das weniger: Das Anbringen ist etwas aufwendig.

Für wen sich der Infinity Universal lohnt: Für alle, die keine Bohrungen am Rahmen haben und Taschen mit dem MIK-System von SKS nutzen – oder auch Schutzbleche einsetzen wollen.

Racktime Boost-it Tour 2.0

Foto: Markus Linden

Der Racktime Boost-it Tour 2.0 von Tubus ist der flexibelste und stärkste Träger im Test – macht aber auch am meisten Arbeit. Er wird mit vier Schrauben an den Sitzstreben des Rads befestigt. Am einfachsten fällt das, wenn Bohrungen für Gepäckträger vorhanden sind. Dann muss der Träger nur einmal eingepasst werden.

Tubus legt flexibel einstellbare Streben bei, sodass der Träger an jedem Rad einfach horizontal ausgerichtet werden kann. Was der Hersteller aber verschweigt: Wird von den Streben nicht die gesamte Länge benötigt, so stehen sie nach oben heraus und müssen mit einer Säge gekürzt werden. Das ist nicht schwer und im Lieferumfang befinden sich Plastikstopfen, um die entstehenden scharfen Enden abzudecken – aber für die Erstmontage sollte man schon eine Stunde Zeit einrechnen. Und eine Metallsäge bereithalten.

Noch mehr Zeit benötigen Sie, wenn das Rad keine Bohrungen hat. Tubus hat sich einiges einfallen lassen, um den Träger auch in diesem Fall mit seiner vollen Tragkraft von 25 Kilogramm am Rad befestigen zu können. Es kommt aber auf die Achse an.

Es ist eine Schnellspannerachse im Angebot, die mit zwei Blechen inklusive der nötigen Bohrungen an den Seiten versehen ist – und die Original-Schnellspannerachse ersetzt. Wer ein Rad mit Steckachsen besitzt, kann bei Tubus eine Variante mit entsprechenden Gewindebohrungen an den Enden kaufen. Clever, aber beide Varianten müssen für etwa 25 Euro zusätzlich erstanden werden. Fehlen die Bohrungen an den Sitzstreben, gibt es zwei Klemmen – ebenfalls optional.

Der Träger selbst ist multifunktional: Er hat eine untere Strebe, um Gepäckträgertaschen tiefer einhängen zu können. Die Systeme von Ortlieb und Vaude passen sehr gut. Körbe und Aufsetztaschen passen auf den Träger, wenn sie das Befestigungssystem Snap-it 2.0 unterstützen. Anders als die Systeme von SKS und Topeak stört das nicht beim Einsatz von seitlichen Gepäckträgertaschen.

Mit etwas weniger als 900 Gramm ist der kräftigste Träger im Test relativ leicht.

Das gefällt am Racktime Boost-it Tour 2.0: Der Träger ist stabil, trägt satte 25 Kilogramm und nimmt alle Gepäckträgertaschen etwa von Ortlieb oder Vaude auf.

Das weniger: Die Erstmontage ist sehr aufwendig und auch später muss immer wieder mit mindestens vier Schrauben und Werkzeug hantiert werden.

Für wen sich der Racktime Boost-it Tour 2.0 eignet: Alle, die mit viel Gepäck auf große Tour gehen – und den Träger längere Zeit montiert lassen.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests