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Frust für Lando Norris bei der Formel 1 in Barcelona Verzockt

Red Bull scheint seine extreme Dominanz eingebüßt zu haben. McLaren-Pilot Lando Norris rechnete sich in Barcelona Siegchancen aus. Doch gegen den abgebrühten Max Verstappen reichte es nicht.
Lando Norris (r.) und Lewis Hamilton in Barcelona: Während der McLaren-Pilot mit seinem zweiten Platz haderte, freute sich Hamilton über sein erstes Podium bei einem Hauptrennen in diesem Jahr

Lando Norris (r.) und Lewis Hamilton in Barcelona: Während der McLaren-Pilot mit seinem zweiten Platz haderte, freute sich Hamilton über sein erstes Podium bei einem Hauptrennen in diesem Jahr

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Albert Gea / REUTERS

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»Ich hätte gewinnen sollen«: Lando Norris muss weiter auf seinen zweiten Sieg in der Formel 1 warten. Der ehrgeizige McLaren-Pilot ging als Erster in den Großen Preis von Spanien, verlor die Führung aber gleich und musste zum Schluss Weltmeister Max Verstappen hinterherrasen. 2,2 Sekunden fehlten am Ende. Das lag auch daran, dass McLaren den Briten auf den weichsten Reifen zu lange draußen ließ. Satte zehn Sekunden trennten ihn nach dem ersten Reifenwechsel von Verstappen. »Wir hätten mehr verdient gehabt«, sagte Norris hinterher, er hätte gewinnen sollen. »Das Auto war unglaublich«. Gegen den abgezockten Verstappen reichte das in Barcelona jedoch nicht.

Das Ergebnis: So feierte der niederländische Red-Bull-Pilot beim 1111. Grand Prix der Formel-1-Geschichte seinen siebten Saisonerfolg. Norris und Mercedes-Pilot Lewis Hamilton (+17,8 Sekunden) komplettierten das Treppchen. Nico Hülkenberg verpasste auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya nach einer Fünf-Sekunden-Strafe, weil er in der Boxengasse zu schnell fuhr, als Elfter knapp die Punkteränge. Lesen Sie hier den Rennbericht.

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Der Start: Whooooosh. Polesitter Lando Norris und Max Verstappen rasten nach Erlöschen der Startampeln Seite an Seite die Start-Ziel-Gerade entlang. Und während man noch gebannt verfolgte, wer von beiden als Erster in die Kurve geht, rauschte der als Vierter gestartete George Russell auf der Außenbahn vorbei. Der Mercedes hatte den Windschatten genutzt, Norris fiel, auch wegen durchdrehender Reifen, auf Platz drei zurück. Dahinter folgte Hamilton, der eine Position verloren hatte, vor den beiden Ferraris von Carlos Sainz und Charles Leclerc, die in umgekehrter Reihenfolge gestartet waren. Auch im hinteren Teil des Feldes kam es zu Positionswechseln, unter anderem schob sich Nico Hülkenberg im Haas von Rang 13 auf zehn vor.

Kurzer Prozess: Die vier Teams Red Bull, Ferrari, Mercedes und McLaren seien so eng beisammen, dass acht Autos mit Siegpotenzial an den Start gehen würden, hatte Norris nach dem Qualifying gesagt. Auch Verstappen hatte etwas verstimmt eingeräumt, dass der Red Bull seinen Vorsprung eingebüßt habe. Im Rennen interessierte ihn diese Analyse dann aber offenbar wenig: Bereits in Runde drei ging er an Russell vorbei und legte Tempo vor – schon nach einer Runde hatte er den Briten über eine Sekunde distanziert und ihn aus der notwendigen Reichweite für die Überholhilfe DRS geschmissen. Nach 14 Runden war der Vorsprung des Niederländers auf über drei Sekunden angewachsen.

Max Verstappen im Red Bull vor Lando Norris im McLaren und Lewis Hamilton im Mercedes

Max Verstappen im Red Bull vor Lando Norris im McLaren und Lewis Hamilton im Mercedes

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Hasan Bratic / dpa

Und noch ein Dämpfer: Wenn Sie regelmäßig Auto fahren, kennen Sie das sicher: Berufsverkehr, Sie wollen nur schnell tanken, aber alles ist belegt, der Zapfhahn klemmt, und dann parkt noch jemand die Durchfahrtswege zu. Für Formel-1-Fahrer sind Verzögerungen im Betriebsablauf in der Boxengasse noch ärgerlicher, hier können zwei Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Russells Stopp in Runde 16 dauerte sogar 5,3 Sekunden (im Vergleich zu 1,9 Sekunden darauf bei Verstappen), nur knapp konnte der Brite den nach ihm zum Reifenwechsel kommenden Sainz hinter sich halten.

Verstappen macht Verstappen-Sachen: Der langsame Stopp half dem Mercedes-Fahrer auch nicht dabei, Verstappens Vorsprung zu reduzieren. Nachdem der sich nach seinem Stopp wieder an die Spitze gesetzt hatte, baute er seinen Vorsprung auf Russell auf über sechs Sekunden aus (Runde 29). Für Russell ging es im Verlauf weiter nach hinten: Nach einem sehenswerten Rad-an-Rad-Duell mit Norris, das von Kurve eins bis sieben ging, musste er sich dem McLaren geschlagen geben (37), in Folge ging auch noch Teamkollege Hamilton mit weichen Reifen vorbei (52).

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»Ein bisschen chaotisch«: Norris und sein McLaren-Team hatten einen chaotischen Samstag erlebt. Nach einem Feueralarm musste das Motorhome des englischen Traditionsrennstalls geräumt werden, die Feuerwehr rückte an und war stundenlang im Einsatz. Ein Brand, vermutlich im Küchenraum, hatte für viel Aufregung gesorgt. Norris fand vor der Qualifikation Unterschlupf im Büro der Ingenieure, die anderen Teams boten McLaren ihre Hilfe an. Es sei alles schon »ein bisschen chaotisch gewesen«, sagte Norris.

Plan A? Plan B? Plan C? Für Ferrari ging wenig zusammen in Barcelona. Auf Platz fünf und sechs gestartet, auf Platz fünf und sechs angekommen (Leclerc vor Sainz). Mitten im Rennen stellte Leclerc am Funk zudem wieder eine Frage, die Ferrari-Fans eigentlich nicht mehr hören wollen: »Warum sind wir auf Plan A?« grantelte der Monegasse, nachdem er ebenso wie Norris spät gestoppt (Runde 25) und mit Mediumreifen auf Rang sieben wieder auf die Strecke gekommen war. Funksprüche zwischen den Ferrari-Piloten und ihren Renningenieuren und Rückfragen nach dem jeweiligen Plan (in Silverstone 2023 musste Sainz nachhaken, was Plan B noch mal gewesen sei), riefen längst Comedy-Autoren auf den Plan.

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Geht es aufwärts bei Mercedes? So sieht das zumindest Hamilton, der erstmals in diesem Jahr bei einem Hauptrennen auf das Podium fahren konnte. »Es ist eine große Überraschung, hierherzukommen und diese Punkte zu holen. Wir sind dabei, Schritte nach vorn zu machen«, sagte Hamilton nach seinem ersten Podestrang seit Mexiko im Herbst 2023. Auch Toto Wolff zeigte sich zuversichtlich: »Das Positive ist, dass wir schneller werden und näher an der Spitze dran sind«, sagte der Mercedes-Teamchef nach dem Rennen in Barcelona. In Österreich erwarte er Red Bull auch noch mal »sehr stark«. Danach werde es mit Sicherheit enger werden, ergänze Wolff – den zuletzt anonyme Sabotagevorwürfe gegenüber Hamilton in Harnisch brachten.

Wie geht’s weiter? Verstappen hat nach seinem 61. Karrieresieg 69 Punkte mehr als der neue WM-Zweite Norris (150 Punkte), für den es die beste Platzierung seiner bisherigen Karriere ist. Leclerc ist Dritter (148). In der Konstrukteurs-WM liegt Red Bull noch 60 Zähler vor Ferrari. Verstappens Teamkollege Sergio Pérez blieb in Barcelona als Achter erneut unter den Erwartungen (acht Punkte aus den letzten vier Rennen).