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Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Nicola Abé

Alles Gute vom SPIEGEL Wo Oma und Opa den Tag zur Nacht machen

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In dieser Woche möchte ich Ihnen einen Text meiner Kollegin Katharina Peters empfehlen. Katharina nimmt Sie mit nach Seoul in Südkorea. Dort war sie Tanzen in einem Klub. Bis sechs Uhr. Nicht morgens, sondern abends. Denn es war eine Seniorendiskothek.

Ein Ort der Freiheit: Seniorenklub in Seoul

Ein Ort der Freiheit: Seniorenklub in Seoul

Foto: Katharina Peters / DER SPIEGEL

Kukilgwan heißt die Disco im Zentrum der Hauptstadt. Auf der Party traf Katharina Ro Myung-sook, 74, und ihre Freundinnen. Die Seniorinnen üben das Tanzen zu Hause mit YouTube-Videos. Andere nehmen Unterricht bei Tanzlehrerin Choi, morgens, wenn die Tanzfläche noch nicht so voll ist. Mittags ist dann Hochbetrieb, fast alle sind über 65 Jahre alt. Herren tragen Anzug und Krawatte. Meine Kollegin wurde dreimal zum Tanzen aufgefordert.

In der Seniorendisco spiele soziale Klasse keine Rolle, jeder finde hier seinen Platz, schreibt Katharina. Der Eintritt kostet umgerechnet 1,40 Euro, ein Bier gibt es für 2,80 Euro. Das beliebteste Getränk an der kleinen Bar ist ein probiotischer Joghurtdrink.

Katharina auf der Tanzfläche: Sie wurde dreimal aufgefordert

Katharina auf der Tanzfläche: Sie wurde dreimal aufgefordert

Kaum ein Land altert so schnell wie Südkorea, weshalb viele der in den Neunzigerjahren erbauten Jugendklubs sich neu erfunden haben: als Discos eben für die Älteren. Sie wirken der Einsamkeit entgegen, bieten Ablenkung für Altersbeschwerden und sind für viele auch der Ort, an dem sie ihrer langweiligen Ehe entkommen. Scheidungen sind in Südkorea für viele ältere Paare ein Tabu. Ehepartner führen oft getrennte Leben. In der Disco beginnen viele Affären.

»Die Seniorendisco ist ein Ort von Freiheit – ein Ort, an dem die Senioren sich in der Musik verlieren können, an dem Sorgen und Ängste weniger schwer wiegen«, sagt Katharina, »viele haben mir gesagt, dass sie sich wieder jung und beschwingt fühlen.« Ihre Geschichte können Sie hier lesen .

Was diese Woche noch gut war – für die Welt:

Das kleine Wunder von Indien
An dieser Stelle möchte ich Ihnen einen Kommentar meiner Kollegin Laura Höflinger  zu den Wahlen in Indien empfehlen. »Indiens Premier glaubt, ein höheres Wesen habe ihn geschickt«, schreibt sie darin. Der indische Wähler allerdings sei anderer Meinung. Das zeigen nun die Ergebnisse der Parlamentswahl: Modis Indische Volkspartei, die BJP, ist abgestürzt. Seine Medienoffensive und sein Schimpfen auf die Muslime im Land hatte die Wählerinnen und Wähler nicht ablenken können von den für sie wichtigen Themen: die extreme Ungleichheit, die fehlenden Jobs, die steigenden Preise. Als die ersten Ergebnisse der Wahlen eintrudelten, stürzte die indische Börse um sechs Prozentpunkte ab. Es waren die Allerärmsten, die den Allerreichsten die Gewinne vermiesten, schreibt Laura, und »ausgerechnet die Schwächsten, die Indiens starkem Mann  die Grenzen seiner Macht aufgewiesen haben« – er ist nun auf Koalitionspartner angewiesen.

»La Doctora« wird Präsidentin von Mexiko
Claudia Sheinbaum hat die Präsidentschaftswahlen in Mexiko gewonnen. Sie ging als Favoritin ins Rennen und wird die erste Frau in diesem Amt. Sheinbaum war zuvor Bürgermeisterin von Mexiko Stadt. Einer ihrer Schwerpunkte war die Umweltpolitik. Sie kämpfte gegen Luftverschmutzung und Wassermangel und trieb den Einsatz erneuerbarer Energien im öffentlichen Nahverkehr voran. Mein Kollege Jens Glüsing hat Sheinbaum im Wahlkampf begleitet und porträtiert. Sheinbaum erscheine »wie ein Gegenmodell zu den testosterongesteuerten Alphatieren, die in vielen Ländern Lateinamerikas regieren«. Ihre Wahl sei auch ein Zeichen gegen den Vormarsch der Rechtspopulisten auf dem Kontinent. Als Präsidentin steht Sheinbaum nun vor gewaltigen Herausforderungen. Die Geschichte können Sie hier nachlesen .

Claudia Sheinbaum im Wahlkampf

Claudia Sheinbaum im Wahlkampf

Foto:

Isaac Esquivel / EPA-EFE

Erleben wir gerade die Geburt eines europäischen Volkes?
Europa und die EU schlittern seit zehn Jahren von einer Krise in die nächste. Und dennoch gibt es Hoffnung: Das Gefühl der emotionalen Verbundenheit zu Europa wächst. Der Trend zeigt sich in fast allen europäischen Ländern. Das fanden Martin Schröder, Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes und sein Forschungsteam heraus. Seinen Gastbeitrag können Sie hier lesen .

Anteil von Wärmepumpen hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt
Der Trend zum Heizen mit erneuerbaren Energien in Deutschland setzt sich fort: Knapp zwei Drittel der 2023 fertiggestellten Wohngebäude nutzten Wärmepumpen als primäre Energiequelle. Diese holen Wärme aus der Luft oder dem Erdreich zum Heizen ins Heim. Bei den neu genehmigten Wohngebäuden beträgt der Wärmepumpenanteil aktuell sogar 76,3 Prozent.

Umwelthilfe mit Klagen gegen Aldi Süd und Lidl erfolgreich
Wenn Märkte Elektroartikel verkaufen, müssen sie die Altgeräte, also den Elektroschrott, auch zurücknehmen. Weil das bei zwei Discounterketten nicht klappte, zog die Umwelthilfe vor Gericht. Mit Erfolg.

Was gut ist – für Sie:

Bundesregierung will bezahlbares Wohnen steuerlich fördern
Mietpreisbremse, Mietspiegel, Mietendeckel: Nichts scheint gegen die steigenden Preise auf dem Mietmarkt zu helfen. Die Baukrise verschlimmert das Problem zusätzlich. Allerorten fehlen Wohnungen, vor allem bezahlbare. Nun will die Regierung gegensteuern – und führt Steuererleichterungen für gemeinwohlorientierte Vermieter ein.

Was Sie tun können, damit Ihr Team Sie respektiert
Wer im Job zur Führungskraft aufsteigt, hat mit ganz neuen Herausforderungen zu kämpfen. Eine davon ist, als leitende Kraft überhaupt ernst genommen zu werden. Wie kann das gelingen? »Der Glaube an Sie selbst als Führungskraft ist die Voraussetzung dafür, dass Sie Ihre Rolle authentisch ausüben können«, schreibt Karriere-Coachin Carmen Michaelis. In ihrem Gastbeitrag finden Sie weitere Tipps und Anregungen.

Welche Schwimmhilfe ist die beste für mein Kind?
Gürtel, Flügel, Kissen: Im Handel gibt es unzählige Schwimmlernhilfen für Kinder. Doch was taugen sie? Und für wen ist was geeignet? Die Stiftung Warentest hat Antworten .

Die Badesaison beginnt: Welche Schwimmhilfen für Kinder sind sicher?

Die Badesaison beginnt: Welche Schwimmhilfen für Kinder sind sicher?

Foto:

Melanie Acevedo / Getty Images

So viele Kohlenhydrate brauchen Hobbysportler
»Carbs are king« lautet das Motto im Ausdauersport. Drinks, Gel oder Riegel – Kohlenhydrate sind der Treibstoff beim Radfahren, Laufen oder Schwimmen. Athleten nehmen große Mengen zu sich. Was Sie von den Profis lernen können. 

Ring frei für unbeschwerten Sex
Eine wachsende Zahl junger Männer möchte Frauen bei der Verhütung entlasten – sie setzen auf einen Ring, der die Hoden erwärmt. Der angehende Gynäkologe Marius Pouplier-von Bonin ist einer von ihnen. Wie fühlt er sich damit? 

Und sonst?

An dieser Stelle möchte ich Ihnen noch eine Geschichte der Fotografin Gemma Miralda vorstellen. Sie war zweimal über mehrere Wochen im transsylvanischen Rumänien und hat den Alltag in den Gemeinden der Székler dokumentiert. Der was, fragen Sie? Die Székler sind eine ungarischsprachige Volksgruppe, die sich im 12. Jahrhundert in Transsylvanien niederließ. Trotz aller historischer Herausforderungen vor und nach dem Kommunismus gibt es sie noch immer – und sie verwalten ihr Land auf besondere Weise: im Gemeineigentum.

Ein Hirte auf der Weide bei den Kühen in Transsylvanien

Ein Hirte auf der Weide bei den Kühen in Transsylvanien

Foto: Gemma Miralda

Die sogenannte Közbirtokosság ist so was wie das Herzstück der eigenständigen Lebensweise der Székler, ein Gremium von fünf Männern, das die Ressourcen und Arbeitsaufteilung der Gemeinschaft kontrolliert. Deshalb gehört das Land allen und gleichzeitig niemandem allein. Keine Familie darf mehr als fünf Prozent der Ländereien besitzen. Mit ihrer Art, diesen Fleck Erde zu verwalten, sorgen die Székler dafür, dass nicht nur ihre traditionellen Werte erhalten bleibt, sondern auch die Umwelt geschützt wird. Inzwischen gelten sie als Vorbilder für andere Gemeinschaften in Europa. Mein Kollege Jan Petter hat mit der Fotografin Gemma Miralda gesprochen. Seinen Artikel und die Fotos können Sie hier abrufen.

Haben Sie etwas Motivierendes oder Unterhaltsames erlebt? Schicken Sie uns gern per Mail an GuteNachrichten.Newsletter@spiegel.de  Ihre ganz persönliche gute Nachricht aus der Woche – was ist Ihnen Gutes widerfahren, was haben Sie Schönes erlebt, gesehen, gehört? Es kann etwas Kleines sein oder etwas Lebensveränderndes. In den nächsten Wochen werden wir an dieser Stelle wieder eine Einsendung vorstellen.*

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Ihre Nicola Abé, Team- und Projektleiterin des Projekts »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort des SPIEGEL

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Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.