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Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Maria Stöhr

Alles Gute vom SPIEGEL In Asien längst ein Superfood – bald auch in Europa?

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Die vergangenen Monate fühlte ich mich in Thailand, von wo ich für den SPIEGEL berichte, sehr an zu Hause erinnert. Die Menschen drehen hier ähnlich durch wegen einer saisonalen Frucht, wie die Deutschen es im Frühjahr wegen ihres Spargels tun. Zwischen März und Anfang Juni ist Durian-Ernte. Und auf den Märkten und unter Freunden fragt man sich: »Na, hast du schon dieses Jahr?«, man streitet über Lieblingssorten und den besten Fruchtdealer und die günstigsten Kilopreise. Denn Durians sind, wie der Spargel, ziemlich teuer.

Die Durian ist eine Frucht, die aussieht wie eine Mischung aus übertrieben großer Kastanie und grünem Igel, sie kann bis zu drei Kilo schwer werden. Wenn man sie aufschneidet, um das goldgelbe Fruchtfleisch herauszuholen, benötigt man einen Handschuh und ein starkes Messer. Fast wie bei einer Schlachtung. Eine gute Durian hat eine weiche Textur, schmeckt etwas nach Vanille, süß-fruchtig, cremig, beinahe wie Softeis. Echte Durian-Kenner würden mich für so eine banale Beschreibung natürlich verdammen.

Frauen verkosten Durian an einem Stand in Chanthaburi, Thailand

Frauen verkosten Durian an einem Stand in Chanthaburi, Thailand

Foto: Lauren DeCicca / DER SPIEGEL

Die Durian hat aber einen Makel: ihren Geruch. Je reifer die Frucht, desto mehr riecht sie süßlich-vergammelt, ein wenig nach Schwefel, oder, wie der berühmte Koch und Autor Anthony Bourdain einmal gesagt haben soll, »als hätte man seine tote Großmutter geküsst«.

Ich habe mich im Mai auf Recherche begeben ins Herz der Durianproduktion. Das ist die Provinz Chanthaburi im Osten Thailands. Warum ist diese Frucht so beliebt – trotz ihres widerlichen Geruchs?

Ich habe viel gelernt. Nicht nur, dass die energiereiche Durian früher einmal ein Arme-Leute-Essen war und erst nach und nach zu einer Luxusfrucht geworden ist. Ein Exporteur erklärte, wie reich er und die anderen Bauern geworden sind mit der Frucht, seit sie in China so beliebt ist. 90 Prozent der Produktion geht inzwischen nach China. Ein Milliardengeschäft.

Professor Songpol Somsri forschte über Jahrzehnte an der perfekten Durian

Professor Songpol Somsri forschte über Jahrzehnte an der perfekten Durian

Foto: Lauren DeCicca / DER SPIEGEL

Und ein Biobauer zeigte mir, wie der Duriananbau in Zukunft aussehen könnte – mit biologischer Landwirtschaft statt Monokultur und Pestiziden.

Dann traf ich noch Professor Songpol Somsri, ein Biologe in Rente, der mal am Gartenbauinstitut einer Thai-Uni forschte. Und zwar fast nur zu Durian. Er hat über Jahrzehnte den Aufstieg der Frucht begleitet, ihre Sorten verbessert, ihre Robustheit. Und er kämpfte für eine Durian, die nicht mehr stinkt, die alle gut riechen können. Er schaffte es. Seine Sorte aus dem Labor heißt »Chanthaburi1«. Geruchsfrei.

Doch niemand möchte Professor Songpols makellose Duriansorte haben. Die Kundschaft fragt weiter nach jenen mit dem starken Geruch. Vielleicht, dachte ich, können wir von der Durian vor allem eine Sache lernen: Perfektsein hat nicht viel mit Beliebtheit zu tun. Am Ende streben wir doch oft nach dem, was seinen Charakter behalten hat.

Die Reportage aus Thailand können Sie hier lesen.

Was diese Woche noch gut war – für die Welt:

»Es gibt keinen pauschalen Rechtsruck in Europa«
Die Europawahl ist eine Woche her, ihr Ergebnis hat viele erschüttert. Die EU ist nach rechts gerutscht. Ich möchte Ihnen dazu den Leitartikel meiner Kollegin Nadja Pantel empfehlen, die als Reporterin viel in Europa unterwegs ist. »Das bedeutet jedoch nicht, dass es einen unvermeidlichen, europaweiten Trend hin zu national-chauvinistischem Getöse gibt«, schreibt Nadja über das Ergebnis, und nimmt eine neue Perspektive ein: »Europa wird nicht von seinen Rändern aus attackiert, sondern aus seiner Mitte heraus.« In Frankreich, Deutschland und Italien triumphieren Rechtspopulisten. Doch in Polen und in vielen EU-Ländern fällt die Bilanz ganz anders aus. 2024 sei es vielmehr so: Die Kleinen retten die Großen. Und ohne Osterweiterung wäre der Rechtsdrall viel schlimmer. Der Text gibt Hoffnung, und zeigt, wie wir es auch in Deutschland besser machen können. Den Kommentar lesen Sie hier. 

Wirtschaftsforscher blicken zuversichtlicher auf die Konjunktur
Die deutsche Wirtschaft nimmt offenbar langsam wieder Fahrt auf. Gleich mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen im Vergleich zum Frühjahr angehoben und blicken optimistischer in die Zukunft. »Es gibt Licht am Ende des Konjunkturtunnels«, sagt zum Beispiel Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. Was unter anderem daran liege, dass die Exporte anziehen und sich der private Konsum erholt. Gestiegene Löhne und gesunkene Inflationsraten könnten die Konsumlust der Menschen ankurbeln.

Einkaufsstraße in Lübeck: Konsum ist eine wichtige Stütze der Konjunktur

Einkaufsstraße in Lübeck: Konsum ist eine wichtige Stütze der Konjunktur

Foto: Schoening / picture alliance

Oberster US-Gerichtshof kassiert Beschränkungen für Abtreibungspille
In den USA ist die Abtreibungspille Mifepristone seit mehr als 20 Jahren auf dem Markt. Abtreibungsgegner wollten vor dem Obersten Gericht gegen die Zulassung klagen – doch das Gericht hält den Zugang aufrecht. Die Richter erklärten einstimmig, dass Abtreibungsgegner nicht das Recht hätten, gegen die Zulassung der Pille Mifepristone und die von der Arzneimittelbehörde erlassenen Zugangserleichterungen zu klagen.

Kommunen sollen einfacher Tempo 30 und Busspuren einrichten können
Die Reform galt schon als tot, nun kommt sie offenbar doch: Der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag hat sich Mittwochabend zu mehreren Gesetzesvorhaben geeinigt. Beim Straßenverkehrsgesetz geht es darum, dass Städten und Gemeinden mehr Spielraum für die Einrichtung von Busspuren und Tempo 30 bekommen sollen. Künftig sollen Kommunen bei Verkehrsmaßnahmen auch Klima- und Umweltschutz, die Gesundheit und die städtebauliche Entwicklung berücksichtigen dürfen. Auch die Bahn soll deutlich gestärkt werden. Der Überblick.

Es kommt eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes: Damit sollen Kommunen etwa neue Busspuren und Tempo-30-Zonen leichter einrichten können

Es kommt eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes: Damit sollen Kommunen etwa neue Busspuren und Tempo-30-Zonen leichter einrichten können

Foto: Rene Traut / IMAGO

»Wir wollen als deutsches Unternehmen ein Zeichen in der Ukraine setzen«
Wie soll das eigentlich gehen: Wiederaufbau in der Ukraine, während die Bomben weiter fallen? Ein deutsches Solarunternehmen investiert trotz des Krieges vor Ort – und erklärt im Interview mit meinem Kollegen Benjamin Bidder, warum die Chancen die Risiken überwiegen. 

Ab dem Wintersemester gibt es mehr Geld für Studierende
Höhere Bedarfssätze, Studienstarthilfe, Flexibilitätssemester: Der Bundestag beschließt Nachbesserungen beim Bafög. Verbände und Opposition kritisieren sie als zu sparsam. Hier können Sie nachlesen, was Studierende ab dem nächsten Semester erwartet.

Deutschlands Leichtathleten überraschen am finalen EM-Tag
Insgesamt war der Erfolg der Deutschen bei der Leichtathletik-WM eher dürftig. Am Ende gab es doch noch Grund zum Feiern: Stabhochspringer Oleg Zernikel holte Bronze, auch die Männer-Staffeln überzeugten.

Was gut ist – für Sie:

Häufigste Hormonstörung von Frauen: Forschende testen Malariamittel gegen PCOS
Etwa jede zehnte Frau hat das Polyzystische Ovarsyndrom: Zu viele männliche Hormone können von Akne bis Unfruchtbarkeit diverse Symptome auslösen. Nun berichten Forschende der Fudan Universität in Shanghai von einer neuen Medikamentenstudie. Warum diese Hoffnung macht.

Welche Schmerztablette passt zu mir?
Quälende Kopf- oder Knieschmerzen – eine Schmerztablette muss her. Doch welche? ASS, Ibuprofen, Paracetamol? Welche Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, wie sie wirken, welche Risiken sie bergen und wie sie richtig angewendet werden, lesen Sie hier. 

Nicht jede Schmerztablette hilft bei jedem Schmerz. Im Text erklären wir, wie sie die Medikamente richtig anwenden

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Foto: RUNSTUDIO / Getty Images

Kurz vor dem Fußball-EM-Start: Ein Buch über die Fankultur
Tragik, Trauer, Hoffnung in 90 Minuten: Mein Kollege Tobias Becker hat ein Buch rezensiert, in dem es um Fankultur im Sport geht. Zwei Fans erklären darin, was Fans antreibt – und wie sie die Entwicklung des Sports beeinflussen. Ein Werk wie ein Finalabend.  Außerdem dreht sich auch die aktuelle Elternkolumne um das Thema Fußball. Autor Julius Fischer liebt Fußball – sein Sohn nicht. Warum er sich dennoch auf die Vater-Sohn-Fußballguckmomente der nächsten Wochen freut, schreibt er in diesem lesenswerten Text. 

»Game of Thrones«-Vorgeschichte soll nun doch verfilmt werden
Falls Sie die Serie mögen, ist das eine gute Nachricht. Auch nach acht Staffeln »Game of Thrones« und den bisher zwei »House of the Dragon«-Staffeln ist noch nicht Schluss mit Westeros. Die Geschichte in der von Autor George R. R. Martin geschaffenen Fantasy-Welt geht auf unseren Bildschirmen weiter. Am Dienstag verkündete er die Verfilmung der »Game of Thrones«-Vorgeschichte auf seinem Blog.

Vater, Fußball, Sohn: »Ich will meinem Sohn keine Vorgaben machen, was seine Hobbys angeht«

Vater, Fußball, Sohn: »Ich will meinem Sohn keine Vorgaben machen, was seine Hobbys angeht«

Foto:

AleksandarNakic / Getty Images

Wie Sie Ihre Beziehung retten
Es gibt, habe ich im Text meiner Kollegin Marianne Wellershof gelesen, einige Todsünden bei der Kommunikation in der Partnerschaft. Ziehen Sie sich etwa bei Streitigkeiten schweigend zurück oder werden Sie verletzend? Destruktive Streitmuster widersprechen unserem Wunsch nach einer sicheren Bindung. Wie Sie die Fallen negativer Kommunikation vermeiden können – hier finden Sie einige Tipps. 

Und sonst?

Die Fußball-EM in Deutschland startet – und der SPIEGEL hat, das können Sie sich vorstellen, ein großes Programm dazu aufgestellt.

Fanmeile in Berlin bei der WM 2014

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Foto: Stefanie Loos / REUTERS
  • Den Spielplan, die Stadien, die Ergebnisse – finden Sie aktuell immer hier.

  • Torgefährlich, teuer, erfahren – der deutsche Kader im Überblick .

  • Kollege Peter Ahrens hat in diesem Text beschrieben, warum wir kein zweites Sommermärchen erwarten sollten, und warum das gut so ist. 

  • Hier können Sie mitdebattieren, was Sie vom Fußballsommer zu Hause erwarten.

  • Mein persönliches Highlight wird der Fußballticker des Magazins 11FREUNDE sein, den Sie auf der Homepage des SPIEGEL eingebaut finden können. Die Kolleginnen und Kollegen haben eine besondere Art, über Fußball zu schreiben. Die bringt sogar mittelmäßig Fußballbegeisterte wie mich zum Livetickerlesen! Mit diesem Text über schottische Fans können Sie sich schon mal einstimmen.

Haben Sie etwas Motivierendes oder Unterhaltsames erlebt? Schicken Sie uns gern per Mail an GuteNachrichten.Newsletter@spiegel.de  Ihre ganz persönliche gute Nachricht aus der Woche – was ist Ihnen Gutes widerfahren, was haben Sie Schönes erlebt, gesehen, gehört? Es kann etwas Kleines sein oder etwas Lebensveränderndes. In den nächsten Wochen werden wir an dieser Stelle wieder eine Einsendung vorstellen.*

Haben Sie ein schönes (Fußball-)Wochenende! Und wenn Sie sich noch nicht für diesen neuen wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.

Herzlich aus Bangkok

Ihre Maria Stöhr, Südostasien-Korrespondentin des SPIEGEL im Projekt »Globale Gesellschaft«

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Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.