Zum Inhalt springen
Foto:

Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Kurt Stukenberg

Klimakonferenz COP28 Wo steht die Welt nach dem Gipfel von Dubai?

Kurt Stukenberg
Ein Newsletter von Kurt Stukenberg
Die Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten endete mit einem klassischen politischen Kompromiss. Aber gibt der die richtigen Antworten auf die Klimakrise? Was nun passieren muss.

Einen Tag vor Ende der Klimakonferenz in Dubai schien alles möglich. Manch einer hoffte, dass der zuletzt sehr fossilfreundlich formulierte Entwurf für ein gemeinsames Konferenzergebnis der Staaten nur ein Verfahrenstrick der Gipfelleitung ist, der schließlich in ein umso ambitionierteres Schlussdokument münden möge. Andere, wie der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sahen die gesamte Veranstaltung aufgrund der tiefen inhaltlichen Gräben zwischen den Staatenblöcken schon »am Rande des völligen Scheiterns.« Am Mittwochvormittag deutscher Zeit endete die 28. Weltklimakonferenz schließlich mit einem ganz klassischen politischen Kompromiss.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • Fossile Brennstoffe: Ein Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas hat es in der Klarheit nicht in die Erklärung geschafft. Stattdessen einigte man sich auf einen »Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen, auf eine gerechte, geordnete und faire Weise«. Das Wort »phase out« (Ausstieg) hatten vor allem die von Öleinnahmen abhängigen Länder wie Saudi-Arabien strikt abgelehnt.

  • F��r diesen »Übergang« sollen emissionsfreie und emissionsarme Technologien »beschleunigt« entwickelt werden, darunter erneuerbare Energien, Atomkraft aber auch Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von CO₂ (CCS).

  • Die Kapazität der erneuerbaren Energien soll sich bis 2030 verdreifachen, das Tempo bei der Energieeffizienz soll sich in diesem Zeitraum verdoppeln. Die G20-Staaten haben sich dies bereits vorgenommen.

  • Das Ziel, 43 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 einzusparen, ist im Text verankert und ein klarer Verweis auf das 1,5-Grad-Ziel. Das unterstreicht die Dringlichkeit des genannten »Übergangs« in eine klimaneutrale Wirtschaftsweise der Länder.

  • Ein Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste: Diesen beschlossen die Länder bereits am ersten Konferenztag. Mittlerweile haben reichere Länder rund 700 Millionen Dollar zugesagt.

Immerhin wurde zum ersten Mal auf einer COP überhaupt eine mehr oder weniger konkrete Abwendung von fossilen Energieträgern vereinbart. Angesichts des massiven Widerstands von Petrostaaten wie Saudi-Arabien schien mehr schlicht nicht drin zu sein. Zwischenzeitlich sah es so aus, als wenn sich die Delegationen in Dubai sogar auf einen vollständigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen könnten, das hätte den Gipfel von Dubai historisch werden lassen, doch obwohl rund 130 Staaten dafür waren, scheiterte das Vorhaben.

Enorme Lücke bei den Emissionen

Gemessen an dem, was eigentlich passieren müsste, um der Klimakrise Einhalt zu gebieten, war die COP28 ein Reinfall. Nach den jüngsten Zahlen des Uno-Umweltprogramms würde die Welt bis Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung von 2,9 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zusteuern, wenn alle derzeit implementierten Klimaziele der Staaten umgesetzt würden. Die Fortschritte, die in dieser Richtung seit Unterzeichnung des Paris-Abkommens erreicht wurden, sind gering. 2015 ging die Uno davon aus, dass die Emissionen bis 2030 um 16 Prozent steigen würden, acht Jahre später sehen die Projektionen einen Anstieg von »nur« noch 3 Prozent voraus. Um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müsste der weltweite CO₂-Ausstoß bis 2030 jedoch um 42 Prozent sinken, für das schwächere Zwei-Grad-Ziel immerhin um 28 Prozent.

Ob der Konferenzbeschluss von Dubai dazu führt, dass die Welt sich tatsächlich schrittweise von den fossilen Energien verabschiedet, bleibt abzuwarten, nun kommt es erst einmal wieder auf die nationale Politik der Länder an. Denn bis 2025 müssen alle Staaten des Paris-Vertrags neue nationale Klimaziele (NDCs) vorlegen, man wird spätestens dann erneut schwarz auf weiß sehen, ob die Welt es ernst meint mit dem Kampf gegen die globale Erwärmung.

Wenn Sie mögen, informieren wir Sie einmal in der Woche über das Wichtigste zur Klimakrise – Storys, Forschungsergebnisse und die neuesten Entwicklungen zum größten Thema unserer Zeit. Zum Newsletter-Abo kommen Sie hier.

Plenum der Klimakonferenz in Dubai: Die Fortschritte sind gering

Plenum der Klimakonferenz in Dubai: Die Fortschritte sind gering

Foto: Ali Haider / EPA

Schwerpunkt zum Finale der Weltklimakonferenz

Ergebnis der COP: Die Gewinner des Klimadeals – und die Verlierer 
Die Weltgemeinschaft hat sich in Dubai auf einen »Übergang« weg von fossilen Brennstoffen geeinigt. Was im Abschlussdokument der COP28 steht und was die Beschlüsse bringen könnten. Die Analyse

Abschluss der Klimakonferenz: Der FDP-Moment der Weltgemeinschaft 
Mit unverbindlichen Beschlüssen, verpackt in windelweiche Worte, wollen die Länder dieser Erde die Klimakrise stoppen. Der Übergang in ein klimaneutrales Zeitalter soll mit neuen Technologien gelingen. Diese Hoffnung ist naiv.

Umstrittenes Projekt von COP-Chef Al Jaber: Die grüne Wunderstadt in der Wüste – doch kaum jemand will hier wohnen 
Eine klimaneutrale Stadt, entworfen vom heutigen Öl-CEO: Masdar City wurde zum grünen Schaufenster der Emirate. Doch die Ökobilanz hält nicht das, was einst vollmundig versprochen wurde.

Abschluss der Weltklimakonferenz: Dr. Jaber und Mr Hyde 
Er versprach die erfolgreichste Uno-Klimakonferenz aller Zeiten. Doch nun rätseln die Delegationen von fast 200 Ländern über die Verhandlungstaktik von COP-Präsident Al Jaber. War die ganze Konferenz eine Täuschung?

Treffen in Dubai: Deutschlands sechs Glaubwürdigkeitsprobleme auf der Klimakonferenz 
Traditionell kämpfen die deutschen Vertreter auf Klimakonferenzen für ambitionierte Ergebnisse. Wird die Regierung diesmal von ihren eigenen Klimasünden eingeholt?

Deutschland auf der Klimakonferenz: Warum Baerbock so freundlich zu den Emiraten ist
Der Chef der Klimakonferenz ist ein Mann des Öls, Protest wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterdrückt. Trotzdem ist aus Deutschland vor allem Lob zu hören. Welches Kalkül hinter der neuen deutschen Sanftheit steckt.

Deutscher Verhandler in Dubai: »Wir sehen hier das letzte Aufflackern der fossilen Welt« 
Die diesjährige Klimakonferenz könnte eine der erfolgreichsten werden, sagt Jochen Flasbarth. Er verrät, wie seine Gespräche mit dem umstrittenen COP-Chef Al Jaber liefen und was er von Rufen hält, das Treffen abzuschaffen.

Bleiben Sie zuversichtlich.

Ihr Kurt Stukenberg,
Stv. Ressortleiter Ausland