Gründer des Onlinehändlers Zalando Robert Gentz: „Unser Fokus muss darauf liegen, was wir gewinnen können, und nicht zu sehr darauf, was wir zu verlieren haben“
Robert Gentz (40), Mitgründer und Co-CEO des Onlineversandhändlers Zalando: „Viele internationale Talente haben Zalando und Deutschland Angeboten aus anderen Ländern vorgezogen“
Foto: [M] Daniel Hofer / ZalandoDie Klagen über die gelähmte Republik sind gerade lauter denn je. Das ist nach unserem Eindruck nicht nur wirtschaftlich und gesellschaftlich lähmend, sondern so pauschal auch gefährlich und falsch. Es gibt viele Belege für das Gegenteil.
Wir haben deshalb Menschen, die etwas in der Wirtschaft bewegen, drei Fragen zum Standort Deutschland gestellt und wollen präsentieren, „warum Deutschland den Bach raufgeht“. Ihre Antworten präsentieren wir als wörtliche Zitate. Bis zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen veröffentlichen wir werktäglich die persönliche Sicht von Dax-CEOs, Unternehmerinnen, Start-up-Gründern, Pionierinnen und Wirtschaftsexperten.
Alle bisher veröffentlichten Artikel finden Sie hier:
Herr Gentz, was läuft für Sie persönlich gut in Deutschland?
Mein Mitgründer David Schneider und ich sind vor über 15 Jahren in Berlin mit der Idee gestartet, Schuhe online zu verkaufen – mitten in der Finanzkrise. Die meisten Schuhmarken, denen wir damals unsere Idee vorstellten, fragten uns: „Warum sollen wir denn online verkaufen?“ Damals mussten David und ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Heute arbeiten Menschen aus über 140 Nationen bei Zalando.
Warum lohnt es sich, hierzulande zu investieren und zu arbeiten?
Viele internationale Talente haben Zalando und Deutschland Angeboten aus anderen Ländern vorgezogen. Darauf sind wir stolz. Es unterstreicht die große Attraktivität des Wirtschafts- und Lebensstandorts Deutschland. Auch dadurch konnte sich Zalando in den vergangenen Jahren von einer deutschen zu einer europäischen Erfolgsgeschichte entwickeln.
Wenn es um die Zukunft der deutschen Wirtschaft geht: Welche Chancen sehen Sie?
Deutschland hat die besten Voraussetzungen, auch in Zukunft einer der relevantesten Wirtschaftsstandorte zu sein. Aber das ist nicht garantiert, es liegt an uns: Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen. Wir müssen wieder eine starke Aufbruchs- und Chancenkultur entwickeln – in Europa aber insbesondere auch in Deutschland! Unser Fokus muss darauf liegen, was wir gewinnen können, und nicht zu sehr darauf, was wir zu verlieren haben. Damit Deutschland als Wirtschaftsstandort langfristig attraktiv und relevant bleibt, müssen wir jetzt in seine Erneuerung investieren.
