Zum Inhalt springen

Kiekert-CEO Jérôme Debreu: „Ich bin immer wieder neu davon fasziniert, was für ein praktisches Land Deutschland ist“

In Deutschland bricht sich gerade die falsche Erzählung Bahn: dass alles dem Untergang geweiht sei. Dabei gibt es viele Belege für das Gegenteil. In unserer Serie „Warum Deutschland den Bach raufgeht“ stellen wir Ihnen heute die Antworten von Kiekert-CEO Jérôme Debreu vor.
Jérôme Debreu (49), CEO des Autozulieferers Kiekert: „Deutschland muss sich auf seine Tugenden wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Disziplin, Ordnung, Gründlichkeit, Verlässlichkeit und Toleranz zurückbesinnen. Wenn uns das gelingt, steht uns eine neue Ära von Wachstum und Wohlstand bevor.“

Jérôme Debreu (49), CEO des Autozulieferers Kiekert: „Deutschland muss sich auf seine Tugenden wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Disziplin, Ordnung, Gründlichkeit, Verlässlichkeit und Toleranz zurückbesinnen. Wenn uns das gelingt, steht uns eine neue Ära von Wachstum und Wohlstand bevor.“

Foto: [M] Dirk Moll
Die Idee zu unserer Serie

Die Klagen über die gelähmte Republik sind gerade lauter denn je. Das ist nach unserem Eindruck nicht nur wirtschaftlich und gesellschaftlich lähmend, sondern so pauschal auch gefährlich und falsch. Es gibt viele Belege für das Gegenteil.

Wir haben deshalb Menschen, die etwas in der Wirtschaft bewegen, drei Fragen zum Standort Deutschland gestellt und wollen präsentieren, „warum Deutschland den Bach raufgeht“. Ihre Antworten präsentieren wir als wörtliche Zitate. Bis zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen veröffentlichen wir werktäglich die persönliche Sicht von Dax-CEOs, Unternehmerinnen, Start-up-Gründern, Pionierinnen und Wirtschaftsexperten.

Alle bisher veröffentlichten Artikel finden Sie hier:

Zur Themenseite

Herr Debreu, was läuft für Sie persönlich gut in Deutschland?

Ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen, war dann beruflich in mehr als 65 Ländern unterwegs. Persönlich bin ich immer wieder neu davon fasziniert, was für ein praktisches Land Deutschland ist. Deutsche Ingenieure verlieren sich nicht in der Theorie, sondern sind praxis- und kundenorientiert. Nicht ohne Grund ist die deutsche Automobilindustrie mit mehr als 20 Prozent Umsatzanteil die Nummer Eins in der Welt. Und das geht schon seit Generationen so, seit fünf Generationen im Falle von Kiekert. Seit Jahrhunderten wird hier Innovation gedacht, gemacht und gelebt. Und diese Innovationen werden sorgsam geschützt.

Warum lohnt es sich, hierzulande zu investieren und zu arbeiten?

Leistungsorientierte Menschen können es in Deutschland weit bringen. Wer hier hinkommt und etwas bewegen will, die Sprache lernt und bereit ist, sich auf die Kultur einzulassen, dem stehen alle Türen offen. Denn das Land ist dezentral organisiert, hat eine Leistungskultur und kein Elitensystem so wie Frankreich, Großbritannien oder Indien. Deutschland ist zudem durch seine Familienunternehmer mit sehr langfristiger Perspektive geprägt, das habe ich so in keinem anderen Land der Welt erlebt. Wenn deutsche Unternehmer investieren, dann ist es für die nächste Dekade, nicht für das nächste Quartalsergebnis wie bei vielen US-Firmen. Und das ist großartig für ihre Geschäftspartner und Mitarbeiter. Das beste Beispiel dafür ist für mich mein Mentor Heinz-Hermann Thiele, dem ich meine Karriere zu verdanken habe – das war einmalig.

Wenn es um die Zukunft der deutschen Wirtschaft geht: Welche Chancen sehen Sie?

Die echte, zuverlässige Welt wird gegenüber der künstlichen Welt sozialer Medien in den nächsten Jahren wieder an Bedeutung gewinnen. Damit einhergehen muss auch eine Rückkehr zu echter Arbeit. Aktuell ist ein zu großer Teil der Bevölkerung in der öffentlichen Verwaltung tätig, nicht in Handwerk und Industrie. Wir müssen diese Gleichung umkehren, dann wird es auch keinen Fachkräftemangel mehr geben. Dafür braucht es aber dringend eine politische und kulturelle Veränderung. Deutschland muss sich auf seine Tugenden zurückbesinnen wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Disziplin, Ordnung, Gründlichkeit, Verlässlichkeit und Toleranz. Wenn uns das gelingt, steht uns eine neue Ära von Wachstum und Wohlstand bevor.

Zusammengestellt von Alicia Klawitter und Marleen Gründel