Zum Inhalt springen

VW- und Porsche-CEO Oliver Blume: „Deutschland ist viel besser als das Bild, das aktuell gezeichnet wird“

In Deutschland bricht sich gerade die falsche Erzählung Bahn: dass alles dem Untergang geweiht sei. Dabei gibt es viele Belege für das Gegenteil. Wir haben Menschen, die in der Wirtschaft etwas bewegen, nach ihrer Meinung zum Standort D gefragt. Den Auftakt zu unserer Serie macht VW- und Porsche-Chef Oliver Blume.
Oliver Blume (56), CEO von Volkswagen und Porsche: „In den nächsten fünf Jahren wird sich unsere Industrie mehr verändern als in den vergangenen 50 Jahren insgesamt“

Oliver Blume (56), CEO von Volkswagen und Porsche: „In den nächsten fünf Jahren wird sich unsere Industrie mehr verändern als in den vergangenen 50 Jahren insgesamt“

Foto: [M] Porsche
Die Idee zu unserer Serie

Die Klagen über die gelähmte Republik sind gerade lauter denn je. Das ist nach unserem Eindruck nicht nur wirtschaftlich und gesellschaftlich lähmend, sondern so pauschal auch gefährlich und falsch. Es gibt viele Belege für das Gegenteil.

Wir haben deshalb Menschen, die etwas in der Wirtschaft bewegen, drei Fragen zum Standort Deutschland gestellt und wollen präsentieren, „warum Deutschland den Bach raufgeht“. Ihre Antworten präsentieren wir als wörtliche Zitate. Bis zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen veröffentlichen wir werktäglich die persönliche Sicht von Dax-CEOs, Unternehmerinnen, Start-up-Gründern, Pionierinnen und Wirtschaftsexperten.

Alle bisher veröffentlichten Artikel finden Sie hier:

Zur Themenseite

Herr Blume, was läuft für Sie persönlich gut in Deutschland?

Deutschland ist viel besser als das Bild, das aktuell gezeichnet wird. Auch andere Länder haben wirtschaftliche Herausforderungen. Was aber stimmt: Der globale Wettbewerb wird deutlich stärker. In der aktuellen Lage müssen wir in Deutschland die Probleme anpacken und sie lösen. Nicht klagen, sondern nach vorn schauen. Das hat unser Land immer stark gemacht. Wir haben es selbst in der Hand, unsere Zukunft zu gestalten.

Im Volkswagen-Konzern und bei Porsche stehen wir fest zum Industriestandort Deutschland, investieren in unsere Unternehmensstandorte und sichern damit Arbeitsplätze. Entscheidend ist es, die eigenen Stärken auszuspielen, mit einer zukunftsgerichteten Strategie global zu agieren, regional zu handeln und in Chancen zu denken.

Warum lohnt es sich, hierzulande zu investieren und zu arbeiten?

Deutschland ist der bestmögliche Standort für unsere Industrie. Deutsche Autos genießen hohes Ansehen, weltweit. Viele Ikonen der Automobilgeschichte entstanden in Deutschland. Die deutschen Autokonzerne stehen für Pioniergeist, Präzision, fantastische Marken und jahrzehntelange Erfahrungen und Erfolge.

All das basiert auf einer maßgeblichen Grundlage: hoch qualifizierte und motivierte Menschen in unseren Unternehmen in Deutschland. Sie bringen unsere Wirtschaft voran. Unser System der dualen Berufsausbildung ist weltweit hochgeachtet. Unsere Universitäten sind hoch angesehen. Unsere Forschungseinrichtungen genießen vielfach Weltruhm. Der Erfindungsreichtum unserer Unternehmen ist das Erfolgsrezept, abzulesen an der Vielzahl ihrer Patente. Wir sind auch offen, von anderen etwas zu lernen. Wir suchen uns starke Partner, um Entwicklungen gemeinsam voranzutreiben – und gemeinsam davon zu profitieren.

Wenn es um die Zukunft der deutschen Wirtschaft geht: Welche Chancen sehen Sie?

In den nächsten fünf Jahren wird sich unsere Industrie mehr verändern als in den vergangenen 50 Jahren insgesamt. Unsere Chancen, als Gewinner aus dieser Transformation hervorzugehen, stehen gut. Wir haben in Deutschland im globalen Wettbewerb viele Trümpfe auf der Hand.

Was wir zusätzlich brauchen, sind noch bessere forschungs- und industriefreundliche Rahmenbedingungen. Jetzt müssen wir systematisch und strategisch die Technologiefelder festlegen, die den Standort voranbringen. In Bereichen wie Software, Halbleiter, Batterietechnologien, erneuerbare Energien, Automobil, Chemie oder Medizin.

Insgesamt verharrt Deutschland noch zu sehr in gewohnten Strukturen. Mit attraktiven Förderkulissen für Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wohlstand können wir unseren Standort noch weiter nach vorn bringen. Wichtig ist, dass wir Perspektiven aufzeigen und Orientierung geben. Dass wir uns fokussieren und Tempo machen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Zusammengestellt von Alicia Klawitter und Marleen Gründel