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CEOs Wer sich über Schwächere lustig macht, gewinnt Anerkennung

Es gilt als schlechter Stil, wenn Topmanager sich über Schwächere lustig machen. Doch am Kapitalmarkt kommt solch aggressives Verhalten erstaunlich gut an, wie eine Studie über CEO-Humor zeigt.
Bully in der Chefetage: Lieber fiese Witze über andere machen, als selbst Schwäche zu zeigen

Bully in der Chefetage: Lieber fiese Witze über andere machen, als selbst Schwäche zu zeigen

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filadendron / Getty Images

Wer sich über sich selbst lustig machen kann, gilt als sympathisch – erst recht wenn die Person Macht und Einfluss hat. Doch ist es auch für CEOs empfehlenswert, sich selbst herabzusetzen? Und was passiert, wenn sie sich aggressiv über andere lustig machen? Dieser Frage ist ein Team um den Passauer Topmanagement-Forscher Andreas König nachgegangen. Es hat untersucht , wie sich CEO-Humor auf mentale und emotionale Zustände von sogenannten Informationsintermediären auswirkt – damit sind beispielsweise Journalisten oder Analystinnen gemeint.

„Nach wie vor herrscht ein ellenbogenartiges Führungsrollenverständnis, das der Kapitalmarkt – und die Medien – belohnen.“

Dabei unterschied das Forschungsteam vier Typen von CEO-Humor:

  • Affiliativ, verbindend: Der oder die CEO macht sich auf liebevolle Weise über andere lustig.

  • Selbsterhöhend: Erhebt sich auf lustige Art über seine eigene Position.

  • Selbsterniedrigend: Macht sich über eigene Schwächen lustig.

  • Aggressiv: Erniedrigt andere, indem er sich auf ihre Kosten lustig macht.

Der dritte und der vierte Humortyp spielen mit negativen Emotionen – das fand das Forschungsteam besonders spannend. Erstaunlicherweise wirken sie jedoch in der Außenwelt gegenläufig. Denn selbsterniedrigender Humor könne bei Informationsintermediären den Eindruck von Schwäche erwecken, sodass sie das Unternehmen in ihren Artikeln oder Aktienanalysen schlechter bewerteten. „Auch wenn wir es anders wollen: Wer als CEO Schwäche zeigt, den oder die bestraft der Aktienmarkt“, erklärt Andreas König.

Und was ist mit aggressivem Humor auf Kosten anderer? Üblicherweise ist er sozial geächtet, besonders wenn er von Mächtigen ausgeht. Nicht so bei CEOs: Machen sie sich über Schwächere lustig, schätzen Informationsintermediäre die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens anschließend positiver ein. „Es ist bedauerlich“, resümiert der Managementforscher, „aber nach wie vor herrscht ein ellenbogenartiges Führungsrollenverständnis, das der Kapitalmarkt – und auch die Medien – belohnen.“ © HBm 2024

Quelle: Andreas König et al.: „Good Fun or Laughingstock? How CEO Humor Affects Infomediaries’ Social Evaluations of Organizations“, Academy of Management Review, im Druck

Ausgabe Juli 2024

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