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Christiane Sommer

Strategie zum Frühstück Wie sieht Ihr Worst-Case-Szenario aus?

Christiane Sommer
Ein Newsletter von Christiane Sommer
KI und Ethik – wie geht das zusammen? Fest steht: Die Suche nach der Antwort wegzudelegieren ist keine gute Strategie. Chefs und Chefinnen müssen selbst ran – Szenario-Management kann ihnen dabei helfen.
Illustration: Patrick Mariathasan für Harvard Business Manager

Auch in der Betriebswirtschaftslehre gibt es Moden. Und wie im echten Leben ist Altes plötzlich wieder sehr gefragt. Das Denken und Handeln in Szenarien gehört dazu – die Methodik hilft dabei, Entscheidungen in unübersichtlichen Zeiten zu treffen. Ursprünglich stammt sie aus der Militärstrategie, Anfang der 1970er-Jahre begannen auch Unternehmen, intensiv mit ihren Ideen zu arbeiten, im Laufe der Zeit gerieten sie jedoch wieder in Vergessenheit. Aktuell sorgen KI und Co. dafür, dass systematisch erstellte Zukunftsalternativen zunehmend en vogue sind. (Sie möchten Ihr Wissen rund um den Szenario-Ansatz auffrischen? Hier haben wir das Wichtigste zum Thema für Sie zusammengefasst.)

Technologievordenker Reid Blackman jedenfalls hält den Szenario-Ansatz für unabdingbar. Vor allem wenn es um die Beantwortung der folgenden Frage geht: Wie kann es Unternehmen gelingen, KI anzuwenden und dabei gleichzeitig ethische Grundsätze einzuhalten?

Blackman rät Unternehmenslenkern in unserem Stück „Quadratur des Kreises “ dringend dazu, das Worst-Case-Szenario – und damit ihren ethischen Albtraum – zu identifizieren und seine Folgen möglichst detailliert zu beschreiben. Nur so könne verhindert werden, dass es eintrete.

Sich zeitnah darum zu kümmern sei auch deshalb so wichtig, weil die neuen Technologien beängstigende Möglichkeiten böten. Denn wenn der Worst Case Realität werde, müssten Unternehmenschefs vor aller Öffentlichkeit äußerst unangenehme Dinge eingestehen wie: „Wir haben Zehntausende Menschen diskriminiert“, „Wir haben unsere Kunden dazu gebracht, ihr gesamtes Vermögen zu investieren“ oder „Wir haben systematisch gegen Datenschutzrichtlinien verstoßen“.

Auf fortschrittliche Technologien zu verzichten sei jedoch auch keine Lösung. Besser sei es, wenn Führungsverantwortliche sich unter anderem diese Fragen beantworteten:

  • Unter welchen Gesichtspunkten ist die Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen ungerecht oder diskriminierend?

  • Ist es in diesem Kontext zulässig, ein Blackbox-Modell zu verwenden?

  • Manipuliert ein Chatbot die Nutzerinnen und Nutzer auf ethisch nicht vertretbare Art und Weise?

  • Stellt das eine unzumutbare Belastung für die Nutzerinnen und Nutzer dar?

  • Kann dies bei intensiver oder missbräuchlicher Nutzung das Vertrauen in die Demokratie gefährden?

Sind für derlei Entscheidungen wirklich die Führungskräfte verantwortlich und nicht etwa jene, die sich besser mit der Technologie auskennen? Blackmans Antwort fällt klar aus. Sie lautet: „Die Verantwortung liegt eindeutig beim Führungspersonal. Die Verantwortung auf die IT-Abteilung abzuschieben ist gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unfair.“ Ethische Gesichtspunkte in die Entscheidungen zu integrieren gehört für Vordenker Blackman eindeutig in den Bereich der Strategie. Und die sei letztlich Chefsache.

Haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits ein ethisches Worst-Case-Szenario entwickelt? Schreiben Sie gern hier , wie es aussieht. Ich bin gespannt.

Herzliche Grüße

Christiane Sommer

PS: „Strategie zum Frühstück“ erscheint alle zwei Wochen. Hier können Sie den Newsletter direkt abonnieren.