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Kommunikation Die hohe Kunst des Zuhörens

Die meisten Menschen reden aneinander vorbei, weil sie vorschnell Urteile fällen. Zwei Experten beschreiben in diesem Klassiker-Text, was nötig ist, damit Kommunikation gelingt.
aus Harvard Business manager Edition 4/2016
Foto: Mark Gerum / fStop / Getty Images

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Erstmals 1952 veröffentlicht, ist dieser Text mit den Jahren zu einem "Klassiker" geworden, der an Frische wenig eingebüßt hat. Und das Thema könnte aktueller kaum sein, zielt es doch auf einen der größten Effizienzblockerschlechthin - die gestörte Kommunikation. Jeweils aus der Perspektive ihres Fachs untersuchen die beiden - inzwischen verstorbenen - Verfasser, was richtiges Kommunizieren zwischen einzelnen, Gruppen und sogar Nationen erschwert oder vereitelt. Schuld daran trägt für den Psychotherapeuten Rogersvor allem die menschliche "Unart", Gehörtes (oder Gelesenes) sogleich zu bewerten und zu etikettieren; ein echter Meinungsaustausch über Aussagengehalte kommt dann vielfach nicht mehr in Gang. Komplementär dazu weist der Arbeitspsychologe Roethlisbergerim zweiten Teil nach, wie Kommunikationsbrüche in einem falschen Verständnis vom Charakter menschlicher Kommunikation wurzeln im Glauben nämlich, daß sie logischen Gesetzen (und nicht emotionalen Steuerungen) unterliegen, daß Wörter objektive Bedeutungen haben (unabhängig von der Person, die sie benutzt) und daß der Sinn eines Gesprächs darin besteht, den anderen von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Um Auswege aus dem Dilemma sind beide Autoren nicht verlegen. Und in seinem Kommentar bestätigt ihnen ein Enkel, Harvard-Professor John Gabarro, warum ihre Einsichten und Ratschläge über die Jahrzehnte hinweg höchst beachtenswert geblieben sind.

Carl R. Rogers

Es mag seltsam erscheinen, dass ich mich als Psychotherapeut für Probleme der Kommunikation interessiere. Aber tatsächlich besteht die Aufgabe der Psychotherapie nun einmal darin, sich mit Kommunikationsstörungen zu befassen. Denn emotional unangepasste Menschen sind außerstande, mit sich selbst zu kommunizieren. Die Folge: Auch ihre Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren, ist beeinträchtigt. Oder anders ausgedrückt: Die eigenen unbewussten, unterdrückten oder verdrängten Bedürfnisse machen es diesen Menschen unmöglich, sich mit anderen auszutauschen. Sie leiden an sich selbst und zugleich an ihren Beziehungen zu anderen Menschen.

Kompakt

Besseres Kommunizieren

Erstmals 1952 veröffentlicht, ist dieser Text mit den Jahren zu einem "Klassiker" geworden, der an Frische wenig eingebüßt hat. Und das Thema könnte aktueller kaum sein, zielt es doch auf einen der größten Effizienzblocker schlechthin - die gestörte Kommunikation. Jeweils aus der Perspektive ihres Fachs untersuchen die beiden – inzwischen verstorbenen – Verfasser, was richtiges Kommunizieren zwischen Einzelnen, Gruppen und sogar Nationen erschwert oder vereitelt.

Ständiges Bewerten

Schuld daran trägt für den Psychotherapeuten Rogers vor allem die menschliche "Unart", Gehörtes (oder Gelesenes) sogleich zu bewerten und zu etikettieren; ein echter Meinungsaustausch über die Aussagen kommt dann vielfach nicht mehr in Gang. Komplementär dazu weist der Arbeitspsychologe Roethlisberger im zweiten Teil nach, dass Kommunikationsbrüche in einem falschen Verständnis vom Charakter menschlicher Kommunikation wurzeln: im Glauben nämlich, dass sie logischen Gesetzen (und nicht emotionalen Steuerungen) unterliegt, dass Wörter objektive Bedeutungen haben (unabhängig von der Person, die sie benutzt) und dass der Sinn eines Gesprächs darin besteht, den anderen von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Um Auswege aus dem Dilemma sind beide Autoren nicht verlegen.

Ziel der Psychotherapie ist es, diesen Menschen Hilfe zu leisten, durch eine besondere Beziehung zu einem Therapeuten, wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen. Wenn das gelingt, können sie wieder freier und erfolgreicher mit anderen kommunizieren. Man könnte also sagen, Psychotherapie stiftet Kommunikation – mit sich selbst und mit anderen. Umgekehrt trifft diese Aussage nicht weniger zu: Eine gute und ungezwungene Kommunikation der Einzelnen mit sich selbst und mit anderen wirkt stets auch therapeutisch.

Aus meiner Erfahrung als Berater und Therapeut weiß ich, dass vor allem die Neigung des Menschen, wertend zu urteilen, die Kommunikation erschwert. Glücklicherweise habe ich aber auch festgestellt, dass Menschen, die gelernt haben, verständnisvoll zuzuhören, diese spontanen Regungen abmildern und dadurch wesentlich erfolgreicher mit anderen kommunizieren können.

Die Barriere: Unser Hang zu (be)werten

Wir alle haben einen natürlichen Drang, die Aussage eines anderen zu beurteilen, zu werten, zu billigen (oder zu missbilligen). Angenommen, jemand kommentiert das, was ich soeben ausgeführt habe, und erklärt: "Mir gefällt nicht, was dieser Mann da gesagt hat." Wie würden Sie als Dritter reagieren? Fast unweigerlich wird Ihre Antwort darauf hinauslaufen, diese Äußerung zu billigen oder zu missbilligen. Entweder Sie sagen: "Geht mir genauso, ich dachte gleich, ganz unmöglich." Oder Sie antworten: "Oh, ich dachte, das ist ziemlich zutreffend." Ihre spontane Reaktion wird also sein, die Sache von Ihrer Warte aus zu beurteilen.

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Oder angenommen, ich sage mit einigem Nachdruck: "Ich finde die Politik der Demokraten in letzter Zeit ganz vernünftig." Was ist Ihre erste Reaktion? Höchstwahrscheinlich ein Werturteil. Sie werden sich zustimmen oder widersprechen sehen, vielleicht geben Sie auch noch irgendein Urteil über mich ab, etwa: "Er scheint ein Liberaler zu sein" oder: "Er scheint solide Vorstellungen zu haben".

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