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LinkedIn-Studie Narzissten holen Narzissten in den Vorstand

Gleich und gleich gesellt sich gern. Das gilt auch für Narzissten. Das Problem daran: Häufig halten sie es nicht lang miteinander aus. Ein Indiz dafür könnte auch die hohe Fluktuation in vielen Vorstandestagen sein.
Findest du mich auch so toll? Wo Narzissten zusammenarbeiten, kracht es schneller, und die Fluktuation steigt

Findest du mich auch so toll? Wo Narzissten zusammenarbeiten, kracht es schneller, und die Fluktuation steigt

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StudioM1 / iStockphoto / Getty Images

Narzisstische CEOs – das hat die Forschung gezeigt – können ihr Unternehmen durchaus voranbringen. Wo sie herrschen, ist die durchschnittliche Performance besser und entstehen mehr radikale Innovationen als anderswo. Doch eine neue Studie  weist nun auf den Schaden hin, den CEOs mit narzisstischen Zügen anrichten können. Danach berufen solche Topmanager tendenziell andere Narzisstinnen und Narzissten in den Vorstand, was dort zu erhöhter Fluktuation und entsprechenden Kosten für das Unternehmen führen kann.

„Es ist faszinierend, dass wir auf diese Weise einen Einblick in die Psyche von Topmanagern bekommen können.“

Lorenz Graf-Vlachy, Professor für Unternehmensführung an der Technischen Universität Dortmund

Für seine Studie  wertete das Forschungsteam von der TU Dortmund und der FAU Erlangen-Nürnberg 11.705 LinkedIn-Profile von Vorstandsmitgliedern US-amerikanischer Unternehmen aus. Sie schauten sich an, wie viele Bilder von sich selbst die Führungskraft gepostet hatte, wie lang der Text in ihrer Infobox war und wie viele Kenntnisse, Zertifikate und berufliche Stationen sie aufführte. „Es ist faszinierend, dass wir auf diese Weise einen Einblick in die Psyche von Topmanagern bekommen können“, berichtet Lorenz Graf-Vlachy, Professor an der TU Dortmund, „und man fragt sich natürlich schon ein wenig, was wohl das eigene LinkedIn-Profil über einen selbst aussagt.“

Die Forschenden fanden heraus, dass CEOs mit einem höheren Maß an Narzissmus häufiger Mitglieder in ihr Vorstandsteam beriefen, die ebenfalls narzisstische Züge zeigten. Dabei war ein um eine Standardabweichung höherer Grad an Narzissmus beim CEO mit einem um 18 Prozent stärker ausgeprägten Narzissmus jeder neu eingestellten Führungskraft verbunden.

Diese Zusammenballung von Narzissten wirkte sich auch auf Dynamik und Stabilität der Vorstandsteams aus, die eine deutlich erhöhte Fluktuation aufwiesen. „Es ist überraschend, dass sich Narzissten andere Narzissten heraussuchen, diese dann aber anscheinend aneinandergeraten“, sagt Graf-Vlachy. Narzissten fühlten sich von narzisstischen Tendenzen anderer angezogen. Aber weil sie sich gegenseitig zu dominieren versuchten, entstünden gravierende Konflikte im Vorstand. CEOs und Aufsichtsräte sollten daher, so die Empfehlung der Forschenden, bei der Auswahl von Führungskräften mehr Gewicht auf die Persönlichkeitseigenschaften der Kandidaten legen. © HBm 2024

Quelle: Sebastian Junge et al.: „Narcissism at the CEO–TMT Interface: Measuring Executive Narcissism and Testing Its Effects on TMT Composition“, Journal of Management, April 2024

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