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Podcast Cover

„Wegen guter Führung“ Geht Spitzenkarriere in Teilzeit?

Telekom-Topmanagerin Simone Carstens bekam die CFO-Rolle angeboten, als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war. Sie sagte zu – unter der Bedingung, dass sie zunächst 30 Stunden die Woche arbeiten könnte.

Simone Carstens war oft die einzige unter Männern, zunächst im Investmentbanking, später als Leiterin der Produktionskoordination und des Controllings beim Triebwerkshersteller MTU. Heute ist sie als Geschäftsführerin für das operative Geschäft und die Finanzen bei der Deutsche Telekom  Privatkunden-Vertrieb GmbH zuständig, der größten Vertriebseinheit des Konzerns. Daneben ist sie Aufsichtsrätin, Beirätin und Mutter von zwei Kindergartenkindern. „Eine anspruchsvolle Tätigkeit mit zwei relativ jungen Chefs, die so gar nichts von New Work  halten. Verfügbarkeit rund um die Uhr wird vorausgesetzt“, schreibt sie selbst auf LinkedIn. „Die Chefs schätzen die zügige Erledigung aller anfallenden Tätigkeiten und sind Freunde einer sehr direkten Feedback-Kultur.“

Wegen guter Führung – Der ehrliche Führungspodcast
Foto: [M] Alexander Hagmann

Antonia Götsch, Chefredakteurin des Harvard Business managers, meldet sich alle zwei Wochen mit „Wegen guter Führung“. Sie spricht mit anderen Führungskräften und Expert:innen aus der Wissenschaft. Ehrlich, fundiert, offen und auch mal lustig. Sie teilt, was sie selbst gelernt hat, woran sie scheitert, und sie versucht, auch ihren Gästen zu entlocken, was sie sonst nur ihren Vertrauten verraten.

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Die Position als CFO bei der Telekom (seit 2022 ist sie auch COO) wurde Carstens angeboten, als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war. Sie sagte zu und füllte die Rolle zunächst in Teilzeit aus, erst mit 30, dann 34 Stunden. Im Podcast „Wegen guter Führung“ erklärt die Managerin, was sie über Teilzeit gelernt hat – und wie sie als Chefin mit dem Thema Vereinbarkeit umgeht.

Keine Rechtfertigungen: „Aus heutiger Perspektive würde ich sagen, die Teilzeit war mein Sicherheitsnetz, da ich den Bereich und das Umfeld noch nicht kannte“, sagt Carstens. Sie brauchte vor allem das Gefühl von Flexibilität und die Möglichkeit, sich die Arbeit selbst einteilen zu können. „Es war enorm wichtig, dass ich da den Rückhalt im Unternehmen bekommen habe“, sagt sie. Heute rät die Managerin ihren Mentees und Teammitgliedern, Stunden zu zählen. „Vor allem Frauen gehen in Teilzeit, um vor sich selbst zu rechtfertigen, dass sie an zwei Nachmittagen früher gehen – aber setzen sich dann abends nochmal an den Schreibtisch.“ Ihr Tipp: „Seid ehrlich zu euch selbst und selbstbewusst. Wenn ihr Vollzeit arbeitet, unterschreibt auch ein Vollzeitvertrag.“

Grenzen setzen: Da Carstens Ehemann nicht in Bonn arbeitet, holt sie im Wechsel mit einer Babysitterin die Kinder aus der Kita und versucht sich die Nachmittage möglichst freizuhalten. Eine wichtige Regel: ab 16 Uhr keine Meetings mehr. „Natürlich gibt es Ausnahmen wie Geschäftsführungs- oder Aufsichtsratssitzungen“, sagt sie. Bei Dienstreisen übernimmt die Oma oder Babysitterin. „Man braucht immer einen Plan B und C“, rät Carstens.

Unterschiedliche Bedürfnisse respektieren: „Auch wenn ich schon zwei Teammitglieder von Vollzeitverträgen überzeugt habe, weil sie Vollzeit gearbeitet haben, – ich will niemanden bekehren“, sagt Carstens. Wie lange Eltern in Elternzeit gehen und wie viel Menschen in verschiedenen Lebensphasen arbeiten wollen und können sei höchst individuell. „Wenn ich mitbekommen, dass da ein Urteil gefällt, zum Beispiel weil eine Mutter nach sechs Wochen wieder zurückkehrt, greife ich ein und mache deutlich, dass ich hinter allen Wegen stehe.“

Sichtbar bleiben: Wer Karriere machen möchte, muss gesehen werden. „Daher ist es wichtig, auch in Teilzeit Präsenz zu zeigen und das eigene Netzwerk zu pflegen.“ Das könne in einer Lebensphase, wo Abendveranstaltungen schwierig sind, auch ein Lunch oder digitaler Kaffee sein. „Gute Arbeit wird nicht automatisch gesehen“, rät Carstens ihren Mentees. „Wartet nicht darauf, gesehen zu werden, sondern vernetzt und zeigt euch.“

Im Podcast „Wegen guter Führung“ hören Sie, wie Simone Carstens ihren Alltag organisiert, welche Rolle ihre polnischen Wurzeln und ihre Leidenschaft für den Handball gespielt haben.

In „Wegen guter Führung – der ehrliche Führungspodcast“ spricht Antonia Götsch, Chefredakteurin des Harvard Business managers, alle zwei Wochen mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Sport über Führung, Strategie und Management. „Wegen guter Führung“ erscheint 14-täglich hier sowie auf Spotify  und Apple  im Podcast.

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