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Nasa-Experiment Das Senden einer SMS dauerte 22 Minuten – Freiwillige beenden Mars-Simulation

378 Tage lebten sie auf 160 Quadratmetern, isoliert und mit begrenzten Ressourcen, jetzt ist für die vier Freiwilligen das Nasa-Experiment vorbei. Es soll wichtige Daten für künftige Missionen zum Mars liefern.
Anca Selariu, Nathan Jones, Ross Brockwell, Kelly Haston: Mars-Mission geschafft

Anca Selariu, Nathan Jones, Ross Brockwell, Kelly Haston: Mars-Mission geschafft

Foto: Nasa; Chapea Crew / dpa

Nach etwas mehr als einem Jahr haben vier Freiwillige ein Nasa-Experiment zum möglichen Leben auf dem Planeten Mars abgeschlossen. Die erste Mission des »Chapea«-Programms endete am Samstag (Ortszeit) in Houston im US-Bundesstaat Texas. Die zwei Frauen und zwei Männer konnten das160 Quadratmeter große Mars-Simulationsgelände verlassen. Das fensterlose »Mars Dune Alpha« wurde mithilfe eines 3D-Druckers geschaffen.

Die sichtlich gerührten Probeastronauten traten mit kurzen Botschaften vor die Kameras, bevor sie wieder zurück zu ihren Familien durften. »Wir können diese Dinge gemeinsam schaffen«, sagte Ross Brockwell mit Blick auf eine Reise zum Mars. Das Nasa-Experiment sei eine wunderbare Erfahrung gewesen.

Das »Chapea«-Programm (Crew Health and Performance Exploration Analog) soll der Nasa dabei helfen, eines Tages wieder Menschen auf den Mond – und später zum Mars – zu bringen.

Frühestens in den 2030er-Jahren könnte es nach derzeitigem Planungsstand so weit sein. Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten »Artemis«-Programm will die Nasa erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert wieder Menschen auf den Mond bringen. Das langfristige Ziel von »Artemis« ist die Errichtung einer permanenten Mondbasis als Grundlage für bemannte Missionen zum Mars.

Außeneinsätze simuliert

Die vier Teilnehmer der ersten »Chapea«-Mission waren keine ausgebildeten Nasa-Astronauten. Bewerben durfte sich jeder zwischen 30 und 55 Jahren, der »gesund und motiviert« ist, nicht raucht und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung sowie einen naturwissenschaftlichen Universitätsabschluss oder mindestens 1000 Flugstunden vorzuweisen hat. Ausgewählt wurden neben Brockwell, der öffentliche Bauarbeiten im US-Bundesstaat Virginia organisiert, die Biologin Kelly Haston aus San Francisco, der Arzt und dreifache Vater Nathan Jones aus dem US-Bundesstaat Illinois und die Mikrobiologin Anca Selariu.

378 Tage lebten die vier auf 160 Quadratmetern – mit etwa zwei mal drei Meter großen Schlafzellen, einer Art Wohnzimmer mit Fernseher und Sesseln, Arbeitstischen mit Computern und einer medizinischen Station. Mit Familie und Freunden kommunizieren durften sie – allerdings in »Mars-Zeit«, das heißt, dass sogar das Übermitteln einer kurzen SMS meist 22 Minuten dauerte.

In einem kleinen Außenbereich simulierten die vier Bewohner Mars-Außeneinsätze. Zusätzlich standen die Instandhaltung der Anlage und Sport unter anderem auf Heimtrainern an. »Um es so Mars-realistisch wie möglich zu machen, ist die Crew auch mit Umweltstressfaktoren konfrontiert – zum Beispiel limitierten Ressourcen, Isolation und kaputtgehender Ausrüstung«, hieß es von der Nasa. Es ging dabei auch darum, die Reaktion der Astronauten auf die psychische Belastung zu studieren.

»Chapea« ist nicht das erste Experiment dieser Art. Unter anderem sammelte die Nasa schon in einem Simulationsgelände auf Hawaii mit den »Hi Seas«-Missionen Erfahrungen und Daten, ebenso die Raumfahrtbehörden Europas, Russlands und Chinas vor knapp 15 Jahren mit dem »Mars 500«-Projekt. Und es soll weitergehen: Die Nasa hat zwei weitere »Chapea«-Missionen in Planung, die nächste soll im Frühjahr 2025 starten.

wbr/dpa