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Gliese 12b Forschende finden potenziell lebensfreundlichen Planeten

Ein Planet muss bestimmte Bedingungen erfüllen, um als lebensfreundlich zu gelten. Forschende haben einen Exoplaneten entdeckt, der ein wichtiges Kriterium erfüllen könnte. Eine entscheidende Frage ist dabei aber noch offen.
Illustration von Gliese 12b mit einer dünnen Atmosphäre: Ein lebensfreundlicher Ort?

Illustration von Gliese 12b mit einer dünnen Atmosphäre: Ein lebensfreundlicher Ort?

Foto: R. Hurt / JPL-Caltech / NASA

40 Lichtjahre von der Erde entfernt haben Forschende eine seltene Entdeckung gemacht: einen Exoplaneten, Gliese 12b. Das Besondere: Gliese 12b hat Ähnlichkeiten mit der Erde.

Der Exoplanet ist etwa so groß wie die Venus, also ein wenig kleiner als die Erde. Als Exoplaneten werden Planeten bezeichnet, die um einen anderen Stern kreisen als um unsere Sonne – Gliese 12b umkreist in einer Umlaufzeit von 12,8 Tagen einen kühlen, roten Zwergstern, der im Sternbild Fische liegt. Die Forschenden nutzten für die Untersuchung Daten des Weltraumteleskops »Tess« der Nasa, die Ergebnisse wurden vergangene Woche im Fachblatt »Monthly Notices of the Royal Astronomical Society « vorgestellt.

Geschätzte Größe von Gliese 12b im Vergleich zur Erde: Illustration verschiedener Möglichkeiten (ohne, mit einer dicken und mit einer Venus-ähnlichen Atmosphäre)

Geschätzte Größe von Gliese 12b im Vergleich zur Erde: Illustration verschiedener Möglichkeiten (ohne, mit einer dicken und mit einer Venus-ähnlichen Atmosphäre)

Foto: R. Hurt / JPL-Caltech / NASA

Eine entscheidende Frage konnten die Forschenden bisher nicht klären: Hat der Exoplanet eine Atmosphäre? Die Antwort könnte Hinweise geben, ob es sich um einen lebensfreundlichen Planeten handeln könnte.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen die Oberflächentemperatur auf 42 Grad Celsius. »Wir geben die ›Gleichgewichtstemperatur‹ des Planeten an, das heißt die Temperatur, die der Planet hätte, wenn er keine Atmosphäre hätte«, sagte Shishir Dholakia von der University of Southern Queensland in Australien einer Mitteilung zufolge. Mit 42 Grad Celsius würde die Temperatur demnach tiefer liegen als die der meisten der bisher rund 5000 bekannten Exoplaneten. Im Vergleich zur Erde mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von 15 Grad Celsius wäre er deutlich wärmer.

Zumindest theoretisch könnte die Temperatur jedoch mild genug dafür sein, dass es flüssiges Wasser auf Gliese 12b geben könnte. »Er könnte die richtige Temperatur haben, damit sich flüssiges Wasser auf der Oberfläche ansammeln kann«, sagte Dholakia dem »Guardian «. Das sei wichtig, »weil wir denken, dass Planeten potenziell bewohnbar sind, wenn sie flüssiges Wasser haben können«.

Die Forschenden gehen davon aus, dass die Oberflächentemperatur des Exoplaneten in hohem Maße von seinen atmosphärischen Bedingungen abhängt. Wie diese Bedingungen aussehen, sollen nun weitere Untersuchungen klären. Möglicherweise hat Gliese 12b eine erdähnliche Atmosphäre, eine andere Atmosphäre, keine Atmosphäre oder vielleicht eine andere Art von Atmosphäre, die es in unserem Sonnensystem nicht gibt, schreiben die Forschenden. Eine weitere Möglichkeit wäre demnach eine Atmosphäre, die jener der Venus ähnelt – und die durch einen unkontrollierten Treibhauseffekt zu einem »400 Grad Celsius heißen Höllenloch« wurde, heißt es in der Mitteilung. »Atmosphären fangen Wärme ein und können – je nach Art – die tatsächliche Oberflächentemperatur erheblich verändern«, sagte Dholakia.

Der neu entdeckte Exoplanet ist nicht der einzige bekannte mit erdähnlichen Bedingungen. Aber: »Gliese 12b repräsentiert eines der bisher besten Ziele, um zu untersuchen, ob erdgroße Planeten, die um kühle Zwergsterne kreisen, ihre Atmosphären behalten können«, sagte Dholakia.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hat die Grad-Celsius-Angabe zur durchschnittlichen Oberflächentemperatur auf der Erde gefehlt. Wir haben sie ergänzt.

ani