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Deutsche Raumfahrt Geplanter Raketenstart von Plattform in der Nordsee verschoben

Deutschland soll einen eigenen Zugang zum All bekommen – von der Nordsee aus. Ein erster Start einer Rakete war für diesen Sommer geplant. Doch daraus wird nichts.
Raketen-Symbolbild: Ein deutsches Konsortium will eine Kleinrakete von der Nordsee aus ins All schießen

Raketen-Symbolbild: Ein deutsches Konsortium will eine Kleinrakete von der Nordsee aus ins All schießen

Foto: David Ducros / ESA

Countdown in der Nordsee: Kleinere Trägerraketen könnten von einer schwimmenden Plattform ins All starten und zum Beispiel Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen. Dieser Vorschlag hat die Bundesregierung schon im Jahr 2020 beschäftigt. Für diesen Sommer war nun der erste Start geplant – doch daraus wird nichts. Technisch sei der Start zwar möglich, aber es fehlten Unterlagen von Behörden, sagte eine Sprecherin des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Einen Nachholtermin nannte sie nicht.

OHB ist Teil des Konsortiums German Offshore Spaceport Alliance (Gosa), dem mehrere Bremer Firmen angehören. Die Gosa hat das Ziel, eine Kleinrakete von einem Spezialschiff mit Startrampe aus abzuschießen – testweise zunächst noch nicht bis in die Erdumlaufbahn.

Für den Start der Rakete soll sich das Spezialschiff im äußersten Nordwesten der deutschen Nordsee befinden, dem sogenannten Entenschnabel, etwa 350 Kilometer vor der Küste. Mit den Weltraumbahnhöfen Cape Canaveral in den USA oder Baikonur in Kasachstan wäre diese Startrampe nicht vergleichbar.

Die Initiative für das Vorhaben startete der Bundesverband der Deutschen Industrie bei seinem ersten Weltraumkongress vor rund vier Jahren. Damals hieß es, ein deutscher Weltraumbahnhof lasse sich »innerhalb von zwei Jahren« realisieren, und zwar »in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung«. Der Bund müsse nur in der Anfangsphase aushelfen, der Betrieb finanziere sich selbst.

In einer Erklärung damals hieß es, die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt, New Space genannt, sei eine große Chance für Deutschland. Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und strategische Bedeutung von Daten und Dienstleistungen aus dem All sei enorm. In einem Papier des Wirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2022 heißt es, ein Schwerpunkt einer neuen deutschen Raumfahrtstrategie solle die Erdbeobachtung sein. Mit Erdbeobachtungssatelliten ließen sich unter anderem Veränderungen der Landoberfläche, der Meere und der Atmosphäre erkennen – was auch vor dem Hintergrund des Klimawandels in Zukunft eine größere Rolle spielen könnte.

vet/dpa