Zum Inhalt springen

Bemannte Raumfahrt Boeings »Starliner«-Raumkapsel erfolgreich gestartet

Zwei Startversuche waren gescheitert, nun ist das Boeing-Raumschiff »Starliner« erfolgreich gestartet. Der Testflug mit zwei Astronauten führt zur Internationalen Raumstation ISS, im Gepäck: ein wichtiges Ersatzteil.
»Starliner«-Start am Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida

»Starliner«-Start am Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida

Foto: Miguel J. Rodriguez Carrillo / AFP

Der dritte Startversuch glückte: Die erste bemannte Mission der »Starliner«-Raumkapsel ist erfolgreich ins All gestartet. Mit den Nasa-Astronauten Barry Wilmore und Suni Williams an Bord hob das Raumschiff vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Livebilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten den Start  mithilfe einer Atlas-V-Rakete.

Der Flug soll die Astronautin und den Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Beide haben bereits jeweils zwei Flüge ins All absolviert. Sie sollen das Raumschiff manuell zur ISS steuern und dann etwa eine Woche auf der Raumstation verbringen, um weitere Tests an dem Raumschiff vorzunehmen. Nach dem Abdocken von der ISS wird der »Starliner« dann wieder in die Erdatmosphäre eintreten, bevor er aus einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde abgebremst wird und per Fallschirm im Westen der USA landet.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Kurzfristig nahm der »Starliner« auch noch ein dringend benötigtes Ersatzteil für die ISS mit: eine Urinpumpe, die dabei hilft, den Urin der Astronautinnen und Astronauten in Trinkwasser umzuwandeln. Das Pendant an Bord der ISS sei früher als gedacht kaputtgegangen, hieß es von der Nasa.

Ein rasch besorgtes Ersatzteil sei nun in den »Starliner« gepackt worden – damit das rund 70 Kilogramm schwere Stück mitfliegen konnte, mussten allerdings zwei Koffer wieder ausgeladen werden, in denen sich Kleidungsstücke und Hygienegegenstände von den Astronauten Williams und Wilmore befänden. An Bord der ISS gebe es aber ausreichend Kleidungsstücke und Hygienegegenstände, die die beiden nutzen könnten.

Teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug

Der vom US-Flugzeugbauer Boeing entwickelte und gebaute »Starliner« ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht. Im Unterschied zum »Crew Dragon« landet er nicht auf dem Wasser, sondern auf der Erde.

Anfang Mai war ein erster Startversuch wegen Problemen an einem Druckventil der Atlas-V-Trägerrakete abgebrochen worden . Die beiden Astronauten saßen damals bereits angeschnallt in ihren Sitzen. Dann gab es Probleme mit einem Heliumleck. Anfang Juni wurde ein erneuter Startversuch wegen technischer Probleme abgebrochen. Der Computer hatte kurz vor dem Start einen »automatischen Halt« ausgelöst, die Gründe waren unklar.

In den Jahren zuvor hatte es eine Reihe von Rückschlägen für den »Starliner« gegeben: Bei einem unbemannten Testflug 2019 erreichte die Kapsel wegen eines Softwarefehlers nicht die geplante Flugbahn und musste zur Erde zurückkehren. 2021 musste ein Start wegen blockierter Ventile verschoben werden. 2022 erreichte der »Starliner« schließlich in einem unbemannten Flug erstmals die ISS.

Alternative zu »Crew Dragon« von SpaceX

Der »Starliner« von Boeing markiere ein neues Kapitel in der amerikanischen Forschung, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Geplant sei, den Starliner neben der »Crew Dragon«-Kapsel von SpaceX regelmäßig für den Transport von Astronauten zur Raumstation ISS zu nutzen. Die »Crew Dragon«-Kapsel des Unternehmens von Multimilliardär Elon Musk befördert bereits seit mehreren Jahren Raumfahrer für die Nasa zur Raumstation.

»Starliner« ist nach den früheren Programmen »Mercury«, »Gemini« und »Apollo« in den Sechzigerjahren sowie den späteren Programmen »Space Shuttle« und »Crew Dragon« der sechste in den USA hergestellte Raumkapseltyp, der Nasa-Astronauten ins All befördert.

mgo/AFP/dpa