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Zustand deutscher Wälder Vier von fünf Bäumen sind krank

Der deutsche Wald ist so kaputt wie nie. Kiefern haben sich nach verheerenden Dürren etwas erholt, anderen Baumarten geht es deutlich schlechter.
Abgestorbene Fichten im Harz: Mischwälder sollen Käferbefall auch unter Dürrestress stärker trotzen

Abgestorbene Fichten im Harz: Mischwälder sollen Käferbefall auch unter Dürrestress stärker trotzen

Foto: Matthias Schrader / AP

Der Zustand der deutschen Wälder bleibt angesichts von Stress durch Hitze, Trockenheit und Käferschäden angespannt. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Gr��ne) sagte bei der Vorstellung neuer Daten in Berlin, nur noch jeder fünfte Baum sei vollständig gesund. »Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten.« Nötig sei daher, dem wertvollen Ökosystem »eine Langzeitkur« unter anderem mit einem Umbau zu mehr Mischwäldern zu verschreiben. Dies sei ein Generationenprojekt.

Nach der neuen Waldzustandserhebung  für 2023 sind von den häufigsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche vier von fünf Bäumen krank, wie das Ministerium mitteilte. Im Vergleich zu 2022 hätten sich »keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt, aber auch keine deutlichen Verschlechterungen«. Die Ausgangsbedingungen hätten sich mit dem Ende der jahrelangen Dürre zwar verbessert, die Bäume litten aber »nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018«.

Das Ministerium dokumentiert den Zustand der Wälder seit 1984 systematisch über ein Netz von Stichproben. Dabei wird der Zustand der Baumkronen eingeschätzt. Seitdem ist der Anteil der geschädigten Bäume fast stetig gestiegen. Die stärksten Veränderungen gab es den Angaben zufolge im Jahr 2019. Damals war der Anteil gesunder Wälder auf 22 Prozent eingebrochen, seitdem hält sich der angespannte Zustand.

Reform des Waldgesetzes geplant

Immerhin: Die Kiefern erholten sich etwas im Vergleich zum Vorjahr. 23 Prozent der erfassten Kiefernwälder waren frei von Kronenverlichtungen, also einem sichtbaren Nadelverlust in den Baumkronen. 2022 war mit 13 Prozent ein Tiefstwert festgestellt worden. Bei anderen Baumarten sank der Anteil der gesunden Wälder jedoch zugleich, im Fall der Buche von 21 auf 15 Prozent.

Zugleich gewinne der Wald im Zuge des Klimawandels an Bedeutung, »denn er entzieht der Luft das klimaschädliche Kohlendioxid und bindet es für Jahrzehnte und Jahrhunderte«, führte Özdemir aus.

Der Minister bereitet derzeit eine Reform des fast 50 Jahre alten Bundeswaldgesetzes vor. Umweltverbände wie der Naturschutzbund Nabu fordern, Kahlschlag und Entwässerung von Wäldern zu verbieten. Zudem müsse der Staat den Waldbesitzern einen zügigen Umbau von Nadelforsten in Monokultur zu widerstandsfähigeren Mischwäldern vorgeben.

Klimakrise

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Das Ministerium verfolgt laut früheren Angaben das Ziel, besseren Waldschutz mit wirtschaftlichen Perspektiven für Forstbetriebe zu vereinen. Für dieses Jahr sind 250 Millionen Euro zur Waldförderung eingeplant. Die Finanzierung für die Folgejahre ist noch nicht gesichert.

ahh/AFP/dpa