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Analyse des Deutschen Wetterdienstes Klimakrise machte Hochwasser in Süddeutschland wahrscheinlicher

Extremregen hatte Ende Mai die Regionen an Neckar und Donau geflutet. Laut Experten traten solche Wetterlagen bisher im Schnitt alle 42 Jahre auf – die globale Erwärmung helfe jedoch kräftig nach.
Hochwasser an der Donau (Anfang Juni)

Hochwasser an der Donau (Anfang Juni)

Foto: Armin Weigel / dpa

Aktuell gelten schon wieder Warnungen vor Starkregen und Hagel im Süden Deutschlands. So könnten zwischen Mittwochvormittag und Donnerstagvormittag vor allem entlang und südlich der Donau wiederholt Gewitter auftreten, teilten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit. Es besteht die örtliche Gefahr von Sturzfluten und Hochwasser an Bächen und kleinen Flüssen.

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So schlimm wie Ende Mai und Anfang Juni dürfte es zwar nicht werden. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für derart starke Niederschläge wie vor Wochen in Süddeutschland einer Analyse zufolge bereits deutlich gestiegen. Das ist demnach eine Folge der Klimakrise. Statt wie einst im Mittel etwa alle 42 Jahre sei in der Region aktuell etwa alle 30 Jahre mit derartigen Niederschlägen zu rechnen, teilte das Regionale Klimabüro Potsdam des DWD mit.

Bei einer global zwei Grad wärmeren Zukunft sei zu erwarten, dass sich vergleichbare Ereignisse in der Gegend im Mittel alle 23 bis 25 Jahre ereignen werden. Die rechnerischen Unsicherheiten bei diesen Angaben seien allerdings recht groß.

Starke Niederschläge hatten zwischen dem 30. Mai und dem 3. Juni zu Sturzfluten und Überschwemmungen in Süddeutschland geführt. In Bayern und Baden-Württemberg wurden lokal Rekord-Regenfälle gemessen, besonders betroffen waren dem DWD zufolge die Einzugsgebiete von Donau und Neckar.

Die Wissenschaftler des Wetterdienstes konzentrierten sich bei ihrer sogenannten Attributionsstudie auf die Einzugsgebiete der Flüsse Neckar und Donau, in denen die stärksten Niederschläge gemessen wurden. Die Auswertung ergab, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches oder ein stärkeres Niederschlagsereignis auftritt, um etwa den Faktor 1,4 (Spanne von 0,8 bis 4,4) erhöht hat.

Forscher berechnen höhere Intensität der Niederschläge

Ein solches Ereignis könne heute also merklich häufiger auftreten als in einem 1,2 Grad kühleren Klima, wie es um das Jahr 1900 herum herrschte. Erhöht habe sich nach den Berechnungen wahrscheinlich auch die Intensität eines solchen Niederschlagsereignisses in dieser Region – um etwa vier Prozent. »Ein solches Ereignis bringt somit heute vier Millimeter (Liter pro Quadratmeter) mehr Niederschlag als in einem 1,2 Grad kühleren Klima«, hieß es.

Steigende Temperaturen könnten prinzipiell zu einer Intensivierung von Niederschlägen führen, wird in der Studie erläutert. Das Aufnahmevermögen der Luft für Wasserdampf nehme bei steigender Temperatur zu. »Dieses erhöhte Aufnahmevermögen führt zusammen mit einer stärkeren Verdunstung über den wärmeren Meeresoberflächen zu mehr Feuchtigkeitsaufnahme in der Luft über dem Meer.« Zögen diese Luftmassen dann über die Kontinente, könne potenziell mehr Wasser abregnen. »Durch den Klimawandel nimmt das Potenzial für Starkniederschläge daher grundsätzlich zu.«

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Für eine Attributionsstudie werden meteorologische Daten aus den zurückliegenden Jahrzehnten und Klimasimulationen statistisch ausgewertet. Anfang des Monats hatte das Forschungskonsortium Climameter bereits eine ähnliche Analyse zum Geschehen in Süddeutschland vorgelegt. Demnach fiel der Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, bis zu 10 Prozent stärker aus als ohne menschengemachte Erwärmung.

Selbst scheinbar geringe Mengen an verstärkten Niederschlägen können unverhältnismäßig große Auswirkungen haben, wie das Konsortium erklärte. Das Ahrtal-Hochwasser von 2021 zum Beispiel sei durch den Klimawandel um 3 bis 19 Prozent verstärkt worden.

jok/dpa