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Satellitenanalyse in Indonesien Riesige Waldflächen für den Bergbau gerodet

Wo früher tropischer Regenwald stand, wird jetzt nach Kohle, Gold, Zinn oder Nickel geschürft. Satellitendaten zeigen das Ausmaß des Bergbaus in Indonesien.
Luftbild von Bergbau im Südosten der Insel Sulawesi

Luftbild von Bergbau im Südosten der Insel Sulawesi

Foto: Riza Salman / AFP

In Indonesien wurden seit 2001 mehr als 700.000 Hektar Wald für den Bergbau gerodet. Dabei wurden auch große Urwaldflächen zerstört, wie aus einer neuen Analyse hervorgeht. Um den Waldverlust in dem südostasiatischen Land zu berechnen und Bergwerke und deren Infrastruktur zu kartieren, hat das Unternehmen Treemap Satellitenbilder und Daten des Landsat-Programms der US-Raumfahrtbehörde Nasa ausgewertet.

Wachstum eines Nickeltagebaus auf der Insel Halmahera

Wachstum eines Nickeltagebaus auf der Insel Halmahera

Foto: NUSANTARA ATLAS

Für Bergwerke und dazugehörende Infrastruktur wie Verarbeitungsanlagen, Abraumhalden und Zufahrtsstraßen wurden den Berechnungen zufolge in Indonesien zwischen 2001 und 2023 insgesamt 721.000 Hektar Wald gerodet. Schätzungsweise 150.000 Hektar davon waren Urwald – unberührte Wälder mit einem sehr alten Baumbestand, die besonders artenreich sind, viel klimaschädliches CO₂ binden und daher einen hohen ökologischen Wert haben.

Spur des Abbaus für ein Batterierohstoffprojekt auf Sulawesi

Spur des Abbaus für ein Batterierohstoffprojekt auf Sulawesi

Foto: NUSANTARA ATLAS

Die Satellitenbilder wurden nach Hinweisen auf Bergbauaktivitäten abgesucht. »Tagebaue lassen sich leicht erkennen«, sagte Treemap-Gründer David Gaveau. Beim Kohlebergbau sind die tiefen Gruben gut sichtbar, Goldminen vor allem durch ihre Lage an Flussufern identifizierbar.

Gier nach Öl, Holz und Kohle

Mit alten Satellitenbildern wurden sogar Minen aufgespürt, die schon vor Jahren aufgegeben wurden und wieder überwuchert sind. Abgeglichen wurden die Erkenntnisse mit offiziellen Karten zu Bergbaulizenzen, Berichten lokaler Medien und Angaben von Nichtregierungsorganisationen.

Dorfbewohner am Rand einer illegal auf ihrem Waldland gegrabenen Nickelgrube auf der Insel Sulawesi (Bild von 2023)

Dorfbewohner am Rand einer illegal auf ihrem Waldland gegrabenen Nickelgrube auf der Insel Sulawesi (Bild von 2023)

Foto: Adek Berry / AFP

Die Auswirkungen des Kohlebergbaus waren der Analyse zufolge in den Wäldern Indonesiens mit Abstand am größten: Der Kohleabbau war nach Angaben von Treemap für etwa die Hälfte der gesamten erfassten Waldzerstörung verantwortlich, gefolgt von Gold-, Zinn- und Nickelabbau.

Das indonesische Umweltministerium gab auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme ab. Nach offiziellen Statistiken gingen in den Jahren 2021 und 2022 mehr als 73.000 Hektar Waldfläche verloren, zu den Ursachen machte die Regierung aber keine Angaben.

Noch mehr Waldfläche als für den Bergbau wird in Indonesien bisher für Palmöl- und Holzplantagen zerstört. Der Waldverlust durch den Bergbau wird aber voraussichtlich zunehmen, da Indonesien bei der Energieversorgung stark von Kohle abhängig ist und zudem den Nickelabbau ausweiten will. Indonesien verfügt über die weltweit größten Reserven des begehrten Rohstoffs, der vor allem für die Legierung von Edelstahl verwendet wird, zunehmend aber auch für manche Arten von Elektroautobatterien gefragt ist.

ahh/AFP