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Foto: DER SPIEGEL
Marco Evers

Elementarteilchen Der tote Wald wird leben

Wie Sie Ihr Gehirn vor Alzheimer schützen können, wie die Todeszone im Harz neue Wälder hervorbringen könnte und wie Jesus als Kind war: die Lese-Empfehlungen der Woche aus der Wissenschaftsredaktion des SPIEGEL.

Mein Kollege Claus Hecking fuhr durch gespenstische Landschaften im Dreiländereck von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, er sah bleiche Baumgerippe links und rechts von der Bundesstraße, kilometerweit. Es sind die kläglichen Reste von einst kostbaren Fichtenplantagen. Nicht anders sieht es aus im Sauerland, im Fichtelgebirge oder im Frankenwald. Bei vielen Waldfreunden führt der Anblick zu Tränen - und nicht wenige machen im Harz die Nationalparkverwaltung dafür verantwortlich, die Abermillionen Borkenkäfer ohne Gegenwehr habe gewähren lassen.

Claus sprach aber auch den derzeitigen Chef des Nationalparks - und der hat eine ganz andere Sicht auf die Dinge: Roland Pietsch hält den Borkenkäfer sogar für »einen Glücksfall«. Der Abräumer helfe, die Fichte ein für allemal loszuwerden, ohnehin gehöre sie nicht in den Harz. Pietsch glaubt, dass die Natur hier von ganz allein eine ökologische Transformation schaffen werde, bald schon entstünden hier ohne menschliches Zutun Mischwälder vor allem aus Birken, Ebereschen, Weiden und Pappeln.

Tote Bäume im Harz

Tote Bäume im Harz

Foto:

Leona Ohsiek / DER SPIEGEL

Die Förster der umliegenden Wälder bringen diese Geduld und Zuversicht offenbar nicht auf. Sie pflanzen schon jetzt ganz bewusst Buchen, Ulmen, Ahorn, Ebereschen, Lärchen und Douglasien, dazu Weißtannen und Roteichen. Die Aussichten für den Harz sind offenbar trotz aller augenblicklichen Härten positiv: Die Monokulturen der Fichten werden verschwinden und über kurz oder lang durch Mischwälder ersetzt, die dem Borkenkäfer und dem veränderten Klima besser standhalten können. Den Bericht von Claus lesen Sie hier. 

Herzlich,

Ihr Marco Evers


Außerdem empfehle ich Ihnen:

  • Fit im Hirn: Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer bahnen sich über Jahrzehnte an – nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Organen. Gefragt ist eine neue Form der Prävention: Wer früh auf seinen Körper achtet, hat bessere Chancen, bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben. Der SPIEGEL-Titel von Jörg Blech. 

  • Ein Kinn wie Ken: Auch Männer sitzen regelmäßig im Wartezimmer von plastischen Chirurgen. Trend bei den jüngeren Patienten: eine markante Kieferlinie. 

  • Aufmüpfiger Gottessohn: Als Kind war Jesus jähzornig und schwer erziehbar. So mutet es im Kindheitsevangelium an, das nicht Teil der Bibel ist. Nun haben Forschende eine besonders alte Abschrift gefunden. Sie bestätigt eine lang gehegte Vermutung. 

  • Umstrittenes Mobilitätskonzept der Uefa: Schon bei normalen Spielen sind Parkplätze an deutschen Stadien rar, zur EM verknappen die Veranstalter sie zusätzlich. Die Fans sollen mit Bus und Bahn kommen. Das sorgt für Ärger. 

  • Ist Sonnenbaden besser als sein Ruf? Die Fälle von Hautkrebs nehmen zu, gleichzeitig hilft UV-Licht dem Menschen mehr als gedacht. 

  • Irrflug ins Risiko?: Die Bilder des durch einen Hagelsturm stark beschädigten Austrian-Airlines-Airbus gehen um die Welt. Nun erhebt der Meteorologe Jörg Kachelmann gravierende Vorwürfe – auch Insidern ist die Flugroute ein Rätsel. 

  • Millionengedränge in den Pyrenäen: Nicht nur Vögel, auch Insekten ziehen im Herbst in den warmen Süden. Forscher haben an einem Gebirgszug zwischen Frankreich und Spanien das summende Spektakel beobachtet.

  • Elendes Sterben im Dreißigjährigen Krieg: Auf einem Schlachtfeld von Lützen in Sachsen-Anhalt wurden Tausende Bleikugeln ausgegraben. Wer von der Munition erwischt wurde, hatte kaum eine Chance zu überleben. 

Bild der Woche

Foto: Yasser Al-Zayyat / AFP

Nein, dies ist kein Bild einer Ameise, die über die Linse einer Kamera krabbelt. Das winzige Etwas unten links zeigt vielmehr die Internationale Raumstation ISS, die in 400 Kilometer Höhe und mit einer Geschwindigkeit von mehr als 28.000 Kilometern pro Stunde um den Erdball jagt. Einem Fotografen in Kuwait gelang Anfang Juni diese Aufnahme, die einmal mehr die Botschaft aussendet: Was der Mensch so tut, macht und baut, ist klein und nichtig im Verhältnis zu den Kräften der Natur.

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