Zum Inhalt springen

Psychologie Was es bedeutet, wenn eine Person schnelle Entscheidungen trifft

Hat eine Person eine starke und klare Präferenz, entscheidet sie schnell und selbstbewusst. Das zeigt eine Studie über das Verhalten im »Diktatorspiel«. Das kann auch strategisch genutzt werden.
Wofür sich eine Person genau entscheidet? Das lässt sich nur schwer vorhersagen

Wofür sich eine Person genau entscheidet? Das lässt sich nur schwer vorhersagen

Foto: Maskot / Getty Images

Ein Klassiker im italienischen Restaurant ist die Frage: Pizza oder Pasta? Wie lange eine Person braucht, zwischen beiden Speisen zu wählen, lässt darauf schließen, wie sicher sie sich ihrer Entscheidung ist, zeigt eine Studie in der Fachzeitschrift »PLOS «. Um das Verhalten der Person richtig zu interpretieren, müsse man sie nicht kennen – und nicht wissen, ob sie grundsätzlich eher ein Pizza- oder Pasta-Typ ist, so das Fachteam.

»Wenn eine Person lange braucht, sich zu entscheiden, deutet das darauf hin, dass sie keine Präferenz hat«, sagte Erstautorin Sophie Bavard von der Universität Hamburg dem SPIEGEL. Umgekehrt gilt: Wer sich schnell entscheidet, ist sich sicher.

Das Team hat Probandinnen und Probanden allerdings nicht im Restaurant, sondern unter anderem beim sogenannten Diktatorspiel beobachtet. Eine Person – der sogenannte Diktator – muss darin entscheiden, wie ein fiktiver Geldbetrag aufgeteilt wird. Sein Verhalten – und damit seine sozialen Präferenzen – werden auf einer Skala von »egoistisch« bis »altruistisch« einsortiert. Eine andere Person beobachtet den Diktator und trifft eine Vorhersage über dessen Aufteilung.

Das Ergebnis: Hat eine Person eine starke und klare Präferenz, entscheidet sie schnell und selbstbewusst. Hat sie keine klare Präferenz, etwa, weil sie zwei Optionen ähnlich attraktiv findet, zögert sie. Je schneller die Entscheidung steht, desto klarer ist sie. Außerdem zeigten die Forschenden, dass die Probanden in der Beobachterrolle dieses Modell verinnerlichten und ihre Vorhersagen daran anpassten.

»Unsere Ergebnisse stellen die konventionelle Annahme infrage, dass die Wahlmöglichkeiten allein die einzige Information sind, die man nutzen kann, um die sozialen Präferenzen anderer zu verstehen«, heißt es in der Untersuchung. »Indem wir die Reaktionszeiten einbeziehen, können wir genauere Vorhersagen über menschliches Verhalten machen.«

Die Entscheidungszeit könne strategisch genutzt werden, berichtet das Team. »Natürlich wollen wir nicht, dass jemand mit unseren Forschungsergebnissen manipuliert«, sagt Bavard. »Aber zum Beispiel beim Poker kann es helfen, eine sichere Entscheidung vorzugeben – oder das Gegenteil«. Noch brauche es aber weitere Untersuchungen, etwa mit mehr Probandinnen und Probanden, um die Erkenntnisse aus der Studie zu bestätigen – oder zu widerlegen.

ani