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Trotz Klimagelübden Banken unterstützen Kohleindustrie mit Hunderten Milliarden Euro

Führende Finanzinstitute aus aller Welt geloben, klimaneutral zu werden. Das hindert sie nicht daran, der klimaschädlichen Kohleindustrie massenhaft Geld bereitzustellen. Auch die Deutsche Bank gehört zu diesem Kreis.
Eskom-Kohlekraftwerk Kendal: Die Deutsche Bank gab dem südafrikanischen Konzern einen 403-Millionen-Dollar-Kredit

Eskom-Kohlekraftwerk Kendal: Die Deutsche Bank gab dem südafrikanischen Konzern einen 403-Millionen-Dollar-Kredit

Foto: Siphiwe Sibeko / REUTERS

Obwohl eine Reihe Staaten versprochen hat, aus der klimaschädlichen Kohleverstromung auszusteigen, finanzieren internationale Banken die Kohleindustrie noch immer mit Krediten in dreistelliger Milliardenhöhe. Dies zeigt eine Studie, welche die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald an diesem Donnerstag zusammen mit mehreren Partnerorganisationen veröffentlicht.

Demnach haben globale Banken zwischen Januar 2021 und Dezember 2023 insgesamt 470 Milliarden US-Dollar (knapp 439 Milliarden Euro) an Unternehmen der Kohleindustrie vergeben: vor allem in Form von Krediten oder indem sie sich an der Emission von Wertpapieren dieser Betriebe beteiligt haben.

Diese massiven Finanzierungshilfen stehen im Widerspruch zum Beschluss des Uno-Klimagipfels von Glasgow 2021 – auf dem die Staaten den beschleunigten Ausstieg aus der Kohle ankündigten. Und zu den offiziellen Zielen der 2021 gegründeten Net Zero Banking Alliance, in der sich 144 Großbanken unter anderem dazu verpflichtet haben, die Emissionen aus ihrem Geschäftsbetrieb und ihren Portfolios bis spätestens 2050 auf netto null zu senken.

Deutsche Bank leiht Kohlekonzern Hunderte Millionen Dollar

Zu dieser Allianz zählt unter anderem die Deutsche Bank, die laut Urgewald nach wie vor im großen Stil Kohleprojekte finanziert. Deutschlands größte Bank ist auch der bei Weitem größte deutsche Geldgeber für die Kohleindustrie.

Insgesamt 1,563 Milliarden US-Dollar stellte das Frankfurter Finanzhaus der Branche zwischen 2021 und 2023 bereit; mit Abstand dahinter folgen die Commerzbank (608 Millionen), die Landesbank LBBW (455 Millionen), die Landesbank Hessen Thüringen (306 Millionen) und die DZ Bank (264 Millionen Dollar).

Ein Abwärtstrend ist nicht zu erkennen: 2023 finanzierte die Deutsche Bank laut der Studie die Kohleindustrie in größerem Umfang als in den Jahren davor. Wie Urgewald berichtet, stellte sie dem südafrikanischen Stromversorger Eskom einen Kredit über 403 Millionen Dollar bereit. Eskom generiert rund 90 Prozent seiner Elektrizität aus Kohle – und will neue Kohlekraftwerke bauen.

Ein Sprecher der Deutschen Bank teilte mit, sein Institut beteilige sich seit 2016 nicht mehr an der Kreditfinanzierung neuer Kohleminen und am Ausbau bestehender Minen; zudem finanziere man seitdem keine neuen Kohlekraftwerke und auch nicht deren Ausbau. Warum die Bank dem Kohlekonzern Eskom dennoch mehr als 400 Millionen Dollar Kredit gab, erläuterte der Sprecher nicht. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu potenziellen oder tatsächlich existierenden Kundenbeziehungen, schrieb er.

Dass die Deutsche Bank den südafrikanischen Kohlemulti ungeachtet aller Klimagelübde finanziert, liegt laut Urgewald daran, dass die bankinterne Kohlerichtlinie Ausnahmen für Bestandskunden wie Eskom vorsehen. Solche Regelungen seien »eine Katastrophe für das Klima«, sagte die Urgewald-Campaignerin Regine Richter. »Es ist höchste Zeit, die Schlupflöcher zu stopfen und die Kohlefinanzierung zu beenden.«

Danach sieht es aber nicht aus. Im Jahr 2023 unterstützten weltweite Geschäftsbanken die Kohleindustrie laut Studie noch immer mit fast 136 Milliarden US-Dollar. Das waren nur rund ein Fünftel weniger als 2016, als das Pariser Weltklimaabkommen in Kraft trat. Von den 638 untersuchten Banken reduzierten nur etwa 140 ihre Finanzgeschäfte mit der Kohleindustrie seither deutlich. 75 Institute erhöhten sie sogar; 423 Banken verharrten in etwa auf dem gleichen Niveau.

Der größte Kohlefinanzierer der Welt ist die China International Trust Investment Corporation CITIC. Das staatliche Konglomerat stellte der Studie zufolge über Tochterfirmen von 2021 bis 2023 insgesamt 31,3 Milliarden US-Dollar für die Kohleindustrie bereit.

»Das Jahr 2021 hätte ein Wendepunkt sein müssen. Doch unsere Daten zeigen, dass die Banken seitdem Hunderte Milliarden Dollar in die Kohleindustrie gesteckt haben«, sagte Katrin Ganswindt, Leiterin der Finanzrecherche bei Urgewald. »Als hätte es Glasgow nie gegeben, nähren sie weiter den größten Feind unseres Klimas.«

Anmerkung der Redaktion: Die Stellungnahme des Deutsche-Bank-Sprechers ging nach Erscheinen des Artikels ein. Wir haben den Text ergänzt.

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