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Statistisches Bundesamt Noch jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet

Knapp 2,1 Millionen unter 18-Jährige waren laut Statistischem Bundesamt 2023 armutsgefährdet. Damit ist der Anteil leicht zurückgegangen, Kinder aus Haushalten mit niedrigerem Bildungsabschluss sind besonders bedroht.
Frau mit Kind in einer Ausgabestelle der Tafel in der Berliner Paulus-Kirchengemeinde: Armut hat neben der finanziellen auch eine soziale Seite

Frau mit Kind in einer Ausgabestelle der Tafel in der Berliner Paulus-Kirchengemeinde: Armut hat neben der finanziellen auch eine soziale Seite

Foto: Sebastian Gollnow / picture alliance / dpa

Etwas weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland galten 2023 als von Armut bedroht. Die sogenannte Armutsgefährdungsquote sank von 15 Prozent im Jahr 2022 auf 14 Prozent 2023, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sind allerdings immer noch 2,1 Millionen Menschen unter 18 Jahren.

Den Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) zufolge gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2023 lag dieser Schwellenwert für eine allein lebende Person in Deutschland bei 1314 Euro netto im Monat, für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2759 Euro netto im Monat.

Um das Einkommen vollständig zu erfassen, wird das Jahreseinkommen erfragt. Dadurch beziehen sich die Fragen zum Einkommen auf das Vorjahr der Erhebung, in diesem Fall also auf das Jahr 2022. Das Haushaltseinkommen wird auf die Personen des Haushalts nach einem gewichteten Schlüssel verteilt, der unterschiedliche Haushaltsstrukturen berücksichtigt sowie den Umstand, dass Personen in einem Haushalt durch das Zusammenleben Einspareffekte bei den laufenden Kosten erzielen.

Deutschland nur knapp unter EU-Schnitt

Die Armutsgefährdungsquote von Minderjährigen lag den Statistikern zufolge demnach leicht unter der Gesamtbevölkerung (14,4 Prozent). 2022 dagegen war die Armutsgefährdungsquote in der Gesamtbevölkerung mit 14,8 Prozent etwas niedriger als unter Kindern und Jugendlichen.

Wie stark Kinder und Jugendliche von Armut bedroht sind, hängt auch von der Bildung ihrer Eltern ab:

  • Die Armutsgefährdungsquote von Unter-18-Jährigen, deren Eltern über einen niedrigeren Bildungsabschluss wie etwa einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss verfügten, lag 2023 in Deutschland bei 36,8 Prozent.

  • Unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit einem mittleren Bildungsabschluss waren 14,3 Prozent armutsgefährdet. Zu den mittleren Bildungsabschlüssen zählen eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur.

  • Hatten die Eltern einen höheren Bildungsabschluss wie etwa einen Meistertitel oder ein abgeschlossenes Studium als höchsten Abschluss, waren 5,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht.

Armut zeigt sich jedoch nicht nur in finanziellen, sondern auch in sozialen Faktoren. Den Statistikern zufolge war 2023 knapp jede oder jeder vierte (23,9 Prozent) der unter 18-Jährigen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das Risiko hierfür ist laut Definition dann gegeben, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: Ihr verfügbares Einkommen (Äquivalenzeinkommen) liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.

Der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Kinder und Jugendlichen war 2023 in mehr als der Hälfte aller EU-Staaten niedriger als hierzulande. Deutschland liegt mit 23,9 Prozent nur knapp unter dem EU-Schnitt von 24,8 Prozent. Kinder in den Niederlanden (14,3 Prozent), Finnland (13,8 Prozent) oder Slowenien (10,7 Prozent) sind durchschnittlich deutlich seltener betroffen.

apr