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Taschen fürs Bikepacking im Test Sportliche Sattelschlepper

Rennräder und Mountainbikes haben gewöhnlich keine Gepäckträger. Auf Touren muss man dennoch nicht verzichten. Wir haben sechs wasserdichte Satteltaschen mit Größen zwischen 8 und 16 Litern getestet.
Gepäck für Rennradler: Nicht jede Tasche sitzt fest am Sattel

Gepäck für Rennradler: Nicht jede Tasche sitzt fest am Sattel

Foto: Markus Linden

Satteltaschen sind eine Transportlösung für alle Radfahrerinnen und Radfahrer, die keinen Gepäckträger an ihr Fahrrad montieren können oder wollen: Rennradfahrer, Mountain- und Gravelbikerinnen und auch Besitzer der Fixies und Fitnessbikes: Viele haben keinen Gepäckträger. Wollen Sie mit diesen Fahrrädern auf Reisen gehen, brauchen sie eine andere Lösung für das Gepäck.

Die hier vorgestellten Satteltaschen können je nach Tour das gesamte Gepäck aufnehmen oder zumindest einen Teil. Alle sechs im Test vertretenen Hersteller bieten noch weitere Taschen im jeweils gleichen Design an, die am Rahmen, Lenker oder an der Gabel befestigt werden können. Die Satteltaschen bieten aber mit Größen zwischen 8 und 16 Liter Volumen den größten Raum.

Alle im Test vertretenen Satteltaschen werden an der Sattelstütze und unterhalb des Sattels am sogenannten Sattelgestell befestigt. Ihre Halterung wird fest verschraubt, geklemmt oder mit Riemen festgezogen. Vorn werden alle Taschen durch ein oder zwei Riemen an der Sattelstütze fixiert.

Die Taschen gibt es in zwei Ausführungen: Als wasserdichten Einteiler oder als Kombination aus stabilem Holster und der wasserdichten Rolltasche, die in das Holster geschoben und mit einem Gurt gesichert wird.

Wir haben alle Taschen im Test mit Zubehör beladen, das für einen Zweitagesausflug oder eine Tagestour mit wechselnden Wetterbedingungen typisch ist: Minitool, Schlauch und Reifenheber, Wechselkleidung für gutes und kaltes, schlechtes Wetter. Insgesamt etwa 1,6 Kilogramm Gewicht. Alle Taschen sollen laut Herstellern mindestens drei Kilogramm an Ladung vertragen, was auch realistisch ist.

Allerdings: Da die Satteltaschen alle weit nach hinten herausragen, sollten sie möglichst mit leichten Gegenständen wie Kleidung gefüllt werden. Schwere Dinge, etwa Proviant, sind besser in einer Rahmentasche aufgehoben. Schwere Teile des Gepäcks in den Satteltaschen schiebt man wegen der geringeren Hebelwirkung möglichst nach vorn Richtung Sattelstütze.

Da an Fahrrädern ohne Gepäckträger das Rücklicht meist an der Sattelstütze befestigt wird, muss man sich für das Licht eine andere Lösung einfallen lassen: Für die meisten Steckrücklichter gibt es Klemmen, die an Riemen befestigt werden können. Alle Taschen haben hinten einen Riemen als Verschluss – sicher gegen Verrutschen des Lichts sind aber nur die speziell für die Rücklichter vorgesehenen Laschen, die fünf von sechs Taschen im Testfeld haben.

Foto: Markus Linden

Acepac Saddle Bag L

Die Saddle Bag L des tschechischen Herstellers Acepac ist Teil einer Serie, die auch Lenker- und Rahmentaschen im gleichen Design umfasst. Die Tasche ist mit 16 Liter Fassungsvermögen sehr groß und liegt mit einem Gewicht von 548 Gramm dennoch im Mittelfeld. Acepac verzichtet auf eine feste Verbindung zwischen Sattel und Tasche: Die Saddle Bag wird mit zwei breiten Gurten mit der Sattelstütze verbunden, zwei dünnere Gurte werden an der unteren Seite des Sattels befestigt. Letztere müssen nach dem Packen sehr fest angezogen werden, um die Tasche zu stabilisieren. Dennoch wackelt sie beim Berghochfahren hin und her. Das Straffen der Gurte hat Acepac über Klemmschnallen und Klettringe erleichtert.

Der eigentliche Clou der Tasche ist das herausnehmbare Inlay. Es ist lediglich am hinteren Rand der Tasche mit Klett befestigt. So kann bei Ankunft am Hotel die Tasche am Fahrrad bleiben und nur das Inlay mitgenommen werden. Allerdings bekommt man das Inlay nur wieder in die eigentliche Tasche hinein, wenn man die Spanngurte etwas löst. In Kombination mit der Außentasche schützt das Gepäck zuverlässig vor Nässe.

Auf der Rückseite gibt es mehrere Laschen, in die ein Rücklicht mit Klemme eingeschoben werden kann. Auch oben gibt es Laschen – will man hier noch etwas befestigen, so muss man selbst Gurte anbringen.

Das gefällt: Die Saddle Bag L fasst viel Gepäck, und die Idee mit dem herausnehmbaren Inlay ist gut: Im Unterschied zu denen der Holstertaschen bleibt es nämlich auch nach Schlammfahrten sauber.

Das weniger: Die Tasche hat etwas wenig Halt und wackelt bei Anstiegen.

Für wen sich die Saddle Bag L von Acepac eignet: Für alle, die viel Platz brauchen und nicht viel Geld ausgeben wollen.

Foto: Markus Linden

Restrap Saddle Bag 8L

Die Saddle Bag von Restrap gibt es in den Größen 8 und 14 Liter. Wir konnten nur die kleinere Version testen; mittlerweile ist aber auch die 14-Liter-Variante wieder gut erhältlich.

Die Briten fertigen nach eigener Angabe in Handarbeit und überzeugen zunächst mit einer »Lifetime Warranty«. Auf wessen Leben sich die lebenslange Garantie bezieht, bleibt wie immer bei solchen Angaben offen. Die Tasche besteht aus Holster und Innentasche. Das Holster wird über gepolsterte Riemen mit der Sattelstütze und den Sattelstreben verbunden. Die Befestigung an der Sattelstütze besteht aus zwei übereinanderliegenden Klettverschlüssen und sitzt sehr sicher.

Die wasserdichte Innentasche hat einen Rollverschluss und kann einfach in das Holster geschoben werden. Das Holster selbst wird über eine Schnürung unten verstellt wie bei Schuhen, nur kräftiger, sodass der innere Packsack unabhängig von seiner Beladung fest sitzt. Die Seitenstabilität wird über die beiden Gurte für das Sattelgestell hergestellt. Sie lassen sich einfach festziehen, das Befestigen der losen Enden nach unten ist dagegen fummelig. Während der Fahrt wackelt das gesamte System nur leicht, aber beim Antritt bergauf dennoch spürbar. Das Holster ist aber sehr stabil und stützt das Gewicht der Packtasche, sodass auch bei kleinen Sprüngen im Wald nichts passiert.

Schick ist übrigens der magnetische einrastende Verschluss des hinteren Gurtes. Schneller schließt man keine andere Tasche mit Holstersystem. Am hinteren Ende des Holsters hat Restrap noch eine Lasche zum Befestigen einer Rückleuchte angebracht. Ist die Innentasche nicht voll beladen, knickt die Rückleuchte nach oben ab. Die Saddle Bag ist mit 435 Gramm sehr leicht, aber auch die kleinste Tasche im Testfeld.

Das gefällt: Die Tasche sitzt an allen Sätteln unabhängig von der Beladung sicher. Die Innentasche kann leicht entnommen und wieder eingesetzt werden.

Das weniger: Die Enden der Schnürung und der Seitengurte sind etwas fummelig zu befestigen. Eine zweite Lasche für ein Rücklicht wäre gut. Bei Rädern der Größe XS könnte der Abstand zum Hinterrad knapp werden.

Für wen sich die Saddle Bag von Restrap eignet: Für alle, die eine unkomplizierte Satteltasche mit Schnürung brauchen, die dennoch fest sitzt und auch auf Waldwegen oder Single Trails am Platz bleibt.

Foto: Markus Linden

Vaude Trailsaddle II

Die Satteltasche von Vaude ist aus recyceltem Material, frei von PVC und nach Angaben des Herstellers »umweltfreundlich wasserabweisend«. Sie ist Teil einer Bikepacking-Serie, die auch Rahmen-, Gabel- und Lenkertaschen im gleichen Design umfasst. Wie auch die Taschen von Restrap und Topeak besteht sie aus einem Holster und einer Innentasche mit Rollverschluss. Mit etwa zehn Liter Volumen gehört sie zu den mittelgroßen Taschen, das Gewicht von 504 Gramm ist ebenfalls Mittelmaß.

Das sehr steife Holster wird über zwei Schnallen mit Metallösen an der Sattelstütze befestigt. Der Mechanismus ist so konstruiert, dass sich die Schnallen stark festziehen lassen und gleichzeitig das Metall nicht die Sattelstütze berührt. Die losen Enden verschwinden schön im Innern des Holsters. An den Seiten sind die Gurte für den Halt am Sattelgestell. Sie haben neben Schnallen auch Klemmen. Damit lässt sich das Holster straff um die Innentasche ziehen.

Die Tasche sitzt sehr stabil am Rad und pendelt kaum. Auch Huckelpisten können der Trailsaddle II nichts anhaben. Die Tasche ist eher lang als hoch: Man sollte das Gewicht so gut es geht nach vorn packen. Der Vorteil: Auch an kleinen Fahrrädern mit tiefgestelltem Sattel passt die Trailsaddle II.

Vaude hat auf der Oberseite Laschen angebracht, die zur Befestigung weiteren Gepäcks dienen sollen. Die sitzen allerdings so nahe am Sattel, dass man mit seinem Hinterteil dagegenstoßen würde. Was fehlt, ist eine Lasche zum Anbringen eines Rücklichts. So muss man es am rückwärtigen Gurt befestigen – wo es leicht verrutschen kann.

Das gefällt: Die Trailsaddle II ist stabil, leicht zu fixieren und wackelt kaum. Zudem ist sie aus recyceltem Material – und sieht gut aus.

Das weniger: Eine Befestigung für ein Rücklicht fehlt.

Für wen sich die Trailsaddle II von Vaude eignet: Für alle, denen zehn Liter Volumen reichen, die gern durchs Gelände fahren und eine Alternative für das Rücklicht haben. Außerdem für kleine Personen mit tief sitzendem Sattel.

Foto: Markus Linden

Ortlieb Seat-Pack QR

Ortliebs Satteltasche Seat-Pack QR fasst 13 Liter und wird mit einem einzigartigen Mechanismus, dem sogenannten Seat-Lock-System, fest mit dem Sattelgestell verbunden. Anders als bei kleineren Ortlieb-Produkten muss keine Adapterplatte unter den Sattel geschraubt werden. Vielmehr greifen zwei Haken in das Sattelgestell. Damit diese fest sitzen, werden zwei Gurte links und rechts an der Tasche festgezogen. Zusätzlichen Halt gibt ein mit Klett versehener Riemen an der Sattelstütze. Für Mountainbiker mit absenkbarer Sattelstütze liefert Ortlieb Adapter mit.

Das Anpassen des Haltesystems an den eigenen Sattel ist mühsam. Aber das muss man nur einmal machen. Allerdings passt die Tasche nur an zwei von drei Fahrrädern im Test: Der Sattel muss nämlich Raum für die Haken bieten. Welche Voraussetzungen das Sattelgestell erfüllen muss, beschreiben die Franken auf ihrer Homepage . Carbon- und Federsättel sind nicht geeignet.

Einmal justiert, macht das System Spaß: Die Tasche mit der einen Hand einklemmen und mit der anderen an den Gurten festziehen. Vorn muss allerdings noch der Klettriemen festgezogen werden.

Die Seat-Pack QR sitzt fest am Rad und wackelt nicht. Allerdings muss sie sorgfältig beladen sein: Anders als bei den Holstertaschen darf nichts nach hinten rutschen, da sonst die Stabilität fehlt. Das Beladen mit Kleidung wird durch ein Ventil erleichtert. Ist die Luft einmal rausgedrückt und der hintere Riemen hinter die gerollte Tasche geklemmt, sitzt alles fest.

Die Tasche ist insgesamt sehr flach, sodass sie auch an kleine Fahrräder passt. Für ein Rücklicht hat Ortlieb mehrere Laschen vorgesehen, sodass man auch bei unterschiedlicher Ladung eine passende Position für das Licht findet. Auf der Oberseite gibt es noch ein praktisches Gepäcknetz. Die kräftige Ausführung der Halterung hat ihren Preis: Die Tasche wiegt knapp mehr als 600 Gramm.

Das gefällt: Die Seat-Pack QR lässt sich leicht anbringen und abnehmen, sitzt trotzdem sehr fest und wirkt absolut robust.

Das weniger: Die Satteltasche passt nicht an jeden Sattel. Und die einmalige Anpassung ist auf jeden Fall aufwendig.

Für wen sich die Seat Bag QR eignet: Alle, die eine robuste Tasche suchen, die fest am Rad sitzt. Und für alle, die eine kurze Sattelstütze oder aus anderen Gründen wenig Platz über dem Hinterrad haben.

Foto: Markus Linden

Topeak Backloader X

Die Backloader X von Topeak gibt es in den Größen 10 und 15 Liter. Wir haben die kleinere Variante getestet, die 548 Gramm wiegt. Der taiwanesische Hersteller setzt auf das System aus Holster und Innentasche. Letztere verfügt über ein Ventil, um nach dem Rollen noch die Luft herauspressen zu können. Das macht vor allem das Packen von Kleidung deutlich einfacher.

Das stabile Holster wird mit einem breiten Klettverschlussband an der Sattelstütze und mit zwei Gurten am Sattelgestell befestigt. Topeak hat bei den Gurten eine Klemmung angebracht, sodass man kräftig nachziehen kann, wenn der Packsack im Holster steckt. Leider hat der Hersteller die Schnallen eingespart, die es bei anderen Testkandidaten gibt. So muss man jedes Mal, wenn man das Holster anbringt, die Gurte durch die Klemmung führen. Und jedes Mal neu überlegen, welche Führung die richtige ist – denn intuitiv sind die Klemmen nicht.

Ganz im Gegensatz zum Modell von Vaude ist das Holster eher hoch und schmal. Das macht die Sache vielleicht windschnittiger, aber selbst beim Gravelbike für einen Mann mit 180 Zentimeter Körpergröße wird fast die gesamte Länge der Sattelstütze benötigt. Am XS-Gravelbike der kleineren Begleiterin lässt sich die Backloader X mangels Platz gar nicht anbringen. Das mag in Einzelfällen anders sein, und bei Mountainbikes dürfte wegen der anderen Rahmenbauweise fast immer ausreichend Platz sein. Dennoch sollten vor allem kleinere Menschen vor dem Kauf überlegen, ob Sie ausreichend Raum zwischen Sattel und einem eventuell störenden Rahmenteil haben. Und bedenken, dass das Hinterrad ein paar Zentimeter Luft zur Tasche braucht.

Der Backloader X ist stabil verarbeitet und lässt sich fest an den Sattel ziehen. Er wackelt beim Bergauffahren etwas. Topeak bietet mit dem Wishbone eine Stütze als Zubehör an (für etwa 35 Euro), die das Wackeln verhindern soll und noch zwei Flaschenhalter aufnehmen kann. Eine Halterung für ein Klemmrücklicht ist als Lasche an der Backloader X vorhanden.

Das gefällt: Die Backloader X ist gut verarbeitet und lässt sich einfach packen.

Das weniger: Die erwähnte Höhe könnte für einige Radler zum Problem werden. Das Führen der Gurte durch die Klemmung ist umständlicher als das Zusammenstecken der Schnallen bei der Konkurrenz.

Für wen sich die Backloader X eignet: für Mountainbiker und andere Radfahrer, die ausreichend Raum an der Sattelstütze haben und eine schöne und praktische Tasche suchen.

Foto: Markus Linden

Relevate Designs Spinelock 16L

Die Satteltasche des US-Herstellers mit Sitz in Alaska folgt dem Prinzip der Einheitstasche, die mit einer stabilen Befestigung mit dem Sattel verbunden wird. Allerdings gibt es einen zusätzlichen Gurt rund um die Sattelstütze, der zusätzlichen Halt verleiht.

Als Adapter muss eine Metallschiene mit zwei Haken dauerhaft an die Sattelstreben geschraubt werden. Relevate Designs hat sich bei deren Befestigung für zwei Torx-25-Schrauben entschieden. So ein Werkzeug hat nicht jeder Haushalt vorrätig. Welche Fahrrad-Minitools einen T25-Schlüssel haben, lesen Sie hier. Von drei Testrädern passte die Konstruktion nur an eines: Die angeschraubte Halterung muss nämlich etwas Luft nach oben haben, damit zwei Laschen an der Tasche links und rechts in die Haken eingeklinkt werden können. Dann schiebt man noch einen Splint durch die vorgesehene Bohrung von Tasche und Adapter.

Die Belohnung der ganzen Mühe folgt auf dem Fuß: Die Spinelock sitzt bombenfest am Rad und wackelt auch nicht, wenn man mal aus dem Sattel steigt und kräftig antritt. Auch lässt sich die Tasche sehr schnell durch Lösen der Haken und Herausziehen des Splints vom Rad lösen und in das Hotel mitnehmen. Das System erhöht aber auch das Gewicht: mit 665 Gramm ist die Spinelock 16 L die schwerste Tasche im Testfeld – aber auch groß.

Das Befüllen mit Kleidung wird durch ein Ventil erleichtert, das beim Schließen des Rollverschlusses die Luft entweichen lässt. Relevate Designs hat mehrere Laschen zum Klemmen eines Rücklichts angebracht. Auch gibt es oben ein Gepäcknetz, das lose Kleidungsstücke aufnehmen kann. Im gleichen Design gibt es noch Gabel- und Lenkertaschen.

Das gefällt: Die Spinelock 16 L ist groß, sitzt perfekt und sicher am Rad und lässt sich leicht entfernen und anbringen.

Das weniger: Die Metallschiene muss zum Sattel passen. Mit Pech lässt sich die Spinelock an Ihrem Rad gar nicht anbringen. Auch wenn die Schiene dauerhaft am Rad bleiben kann: Das Anschrauben ist etwas kompliziert.

Für wen sich die Spinelock 16 L eignet: Für alle, die auf lange Touren auch durch unwegsames Terrain gehen wollen – und das passende Rad für den Adapter der Spinelock haben.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests