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Unistädte entdecken Warum es sich in Aachen gut studieren lässt

Aufwachen in Deutschland, Kaffee in Holland und zu Mittag Pommes in Belgien: So sehen Jonas Wackerbauers Wochenenden mitunter aus. Hier erzählt er, was er noch an Aachen schätzt und ob hier wirklich nur Männer studieren.
Aufgezeichnet von Antonia Fischer
Maschinenbau-Student Jonas Wackerbauer: »Aachen gefällt mir als Unistadt richtig gut«

Maschinenbau-Student Jonas Wackerbauer: »Aachen gefällt mir als Unistadt richtig gut«

Foto: [M] Sarah Dillon, Lea Rossa / DER SPIEGEL; Fotos: Elisabeth Schmitt / Getty Images; Privat

Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) ist eine der größten Universitäten des Landes. Die meisten Studiengänge haben einen technischen Schwerpunkt, es werden aber auch naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Fächer angeboten. Jedes Jahr ziehen Hunderte junge Menschen in die Stadt am Dreiländereck.

Einer davon ist Jonas Wackerbauer, 25. Der Student ist vor mehr als fünf Jahren von Regensburg nach Aachen gekommen. Er hat bereits seine Bachelorarbeit im Fach Maschinenbau geschrieben und bleibt nun für den Master an der RWTH.

Stadt, Land, Studium

Ob altehrwürdige Universitätsstadt oder eher unbekanntes Örtchen: Wer zum Studium an einen neuen Ort zieht, muss sich erst einmal orientieren. In der Reihe »Stadt, Land, Studium« stellen wir Hochschulstädte vor – und lassen Studierende erzählen, wie der Alltag dort abläuft.

Was hat der Campus zu bieten? In welchen Vierteln wohnt es sich am schönsten, was kostet ein WG-Zimmer? Welche Partys sind legendär und wo verbringt man seine Zeit, wenn man nicht im Hörsaal sitzt?

Campusleben: Standort, Mensa und Café

»Die RWTH ist riesig, die Gebäude für Lehre und Verwaltung sowie die zahlreichen Forschungszentren sind über die ganze Stadt verteilt. Recht zentral in der Innenstadt liegen zum Beispiel das Audimax, die Hauptmensa und das größte Vorlesungsgebäude, das CARL, direkt nebeneinander. Etwas weiter außerhalb, circa zehn Gehminuten entfernt, erreicht man den Campus Mitte. Hier befinden sich vor allem die Naturwissenschaften und der Hochschulsport. Noch etwas weiter von der Innenstadt entfernt liegt der Campus Melaten, wo vor allem Forschungsinstitute sitzen.

Vor der Hauptbibliothek bildet sich oft schon am frühen Morgen eine Schlange. Die Plätze dort sind begehrt wegen der angenehmen Lernatmosphäre. Es ist ruhig und irgendwie gemütlich – super Bedingungen für teils stundenlange Konzentration. Besonders in den Semesterferien ist die Bibliothek prall gefüllt, dann werden Klausuren in vielen technischen Studiengängen geschrieben.

Der RWTH wird nachgesagt, sie sei eine männerdominierte Universität. Da ist schon etwas dran, technische Studiengänge haben – leider – immer noch eine sehr hohe Männerquote. Aber ganz stimmt das Klischee auch nicht, ein Drittel der RWTH-Studierenden ist weiblich.«

Aachen in Kürze
  • Gehört zum Regierungsbezirk Köln in Nordrhein-Westfalen

  • Knapp 260.000 Einwohner:innen

  • Wahrzeichen: Aachener Dom, Elisenbrunnen, Puppenbrunnen, Ponttor

  • Berühmtheiten: Karl der Große, Armin Laschet, David Garrett, Kool Savas, MoTrip

Wohnen: WG-Preise und Stadtteile

»Ich wohne gemeinsam mit einem Freund, den ich von früher kenne, in einer Zweier-WG. Für mein 17-Quadratmeter-Zimmer zahle ich 410 Euro inklusive aller Kosten. Das ist im Vergleich zu dem, was meine Kommilitonen zahlen, recht wenig. Wir wohnen schon seit mehr als fünf Jahren in der Wohnung. Ein neuer Vertrag für eine vergleichbare Wohnung wäre mittlerweile viel teurer, die Mieten sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Ich lebe zentral in der Innenstadt, direkt am Elisenbrunnen. Fußläufig sind viele Supermärkte und Lokale, Sehenswürdigkeiten und der Unicampus erreichbar. Zu den Hauptgebäuden brauche ich circa zehn Minuten, der Weg führt am Dom und Rathaus entlang. Viele Studierende wohnen wie ich in der Innenstadt. Außerdem ist das Frankenberger Viertel sehr beliebt. In den historischen Gründerzeithäusern dort leben auch viele junge Familien. Die Studierendenwohnheime liegen in der Nähe der unterschiedlichen Lehrgebäude. Beliebt sind die am Westpark, er ist bei gutem Wetter Treffpunkt zum Rumhängen, Flunkyballspielen und Grillen.«

Studieren und Wohnen in Aachen

In Aachen sind mehr als 60.000 Studierende eingeschrieben, der Großteil davon an der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule ). Sie hat ein breites Studienangebot und ist die zweitgrößte Universität für technische Studiengänge in Deutschland. Die FH Aachen  bietet rund 100 Studiengänge.

Ein WG-Zimmer in Aachen kostet durchschnittlich 420 Euro. Das ergab ein Scoring des Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit WG-gesucht.de und GBI. Studierendenwohnheime bietet unter anderem das Studierendenwerk Aachen  an. Eine allgemeine Übersicht gibt es hier .

Freizeit: Kultur, Kneipe und Klub

»›Malle-Vibe‹, günstige Getränke und laute Musik bietet Aachens Barmeile, die Pontstraße. Sie verläuft vom alten Stadttor bis zum Marktplatz. In meinen ersten Jahren war ich hier jedes Wochenende unterwegs. Mittlerweile bevorzuge ich Bars mit gemütlicherer Atmosphäre. Zum Beispiel das Café Kittel mit Biergarten und den Domkeller mit Livemusik. Zum Feiern fahre ich meist nach Köln, mit der Bahn dauert die Fahrt rund 45 Minuten. Dort gibt es eine deutlich größere Klubszene. In Aachen gehe ich hin und wieder zu Technopartys im Musikbunker.

Wer auf der Pontstraße unterwegs ist, sollte unbedingt zum libanesischen Restaurant AKL gehen. Das Lokal ist stadtweit bekannt. Besonders cool ist die Synergie mit dem direkt daneben liegenden Café Egmont. Dort können Gäste auch aus der AKL-Karte bestellen. Ich sitze oft vor dem Egmont, trinke Kaffee und bestelle dann Schawarma.

Im Dezember findet das Kultevent Aachens statt: der Uni-Cup. Studierende aus Elektrotechnik, Maschinenbau und Medizin treten im Eishockey und Cheerleading gegeneinander an. Die Karten sind wahnsinnig beliebt, viele campen sogar nachts vor der Verkaufsstelle, um ein Ticket zu ergattern. Im ersten Semester bin ich als Cheerleader angetreten. Wir haben wochenlang geprobt, Kostüme gebastelt und die Choreo einstudiert – mit Erfolg. Mein Studiengang hat in beiden Disziplinen gewonnen. Davon erzähle ich immer noch sehr gern!«

(Mehr oder weniger) Wissenswertes über Aachen

Aachen beherbergt Thermalquellen, die seit Jahrhunderten für Gesundheit und Erholung sorgen.

Unter den Studierenden kursiert der Aberglaube des Kármántors: Wer durch das Tor geht, wird den Abschluss nicht schaffen. Das barocke Tor gehört zu dem Klosterrather Hof aus dem 18. Jahrhundert, seit dem Zweiten Weltkrieg nutzt die RWTH das Grundstück.

Nach dem Abschluss: Wie geht’s weiter?

»Aachen gefällt mir als Unistadt richtig gut. Auch die Lage am Dreiländerpunkt ist toll. Mit dem Fahrrad ist man innerhalb von einer halben Stunde in Belgien und Holland. Aufwachen in Deutschland, Kaffee in Holland und Pommes zum Mittagessen in Belgien: manchmal sehen meine Wochenenden so aus.

Aachen ist für mich keine Endstation. Wer in der Forschung bleiben möchte, für den macht es sicherlich Sinn, an der RWTH zu bleiben. Für meine Zukunft wünsche ich mir ein Leben in einer Großstadt wie Hamburg – oder sogar im Ausland.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes wurde ein Foto verwendet, das nicht Aachen, sondern Monschau zeigte. Wir haben das Bild ausgetauscht.