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Leclerc gewinnt, Verstappen hadert »Das ist so langweilig. Ich hätte mein Kissen mitbringen sollen«

Mit einem heftigen Crash und genervten Teamkollegen startete das Formel-1-Rennen im Fürstentum, wo Charles Leclerc seinen Monaco-Fluch brach und feierte. Aber nicht alle waren euphorisch, die Zweifel an der Strecke wachsen.
Charles Leclerc bejubelt seinen Triumph

Charles Leclerc bejubelt seinen Triumph

Foto: Andrej Isakovic / AFP

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Wie verflucht: Viele Formel-1-Fahrer haben sich in Monaco niedergelassen. Das Wetter, das Meer, die Steuern, alles sehr angenehm. Doch für Charles Leclerc ist das Fürstentum nicht nur Wahlheimat, sondern Geburtsort. Aus der Wohnung seiner Eltern konnte er die bekannte Kurve von Sainte Dévote sehen. Durch die Straßen, über die er im Ferrari raste, ging er zur Schule. Wohl kein Fahrer kennt den engen Kurs so gut wie der 26-Jährige. Und wohl kein Fahrer war dort zuletzt so sehr vom Pech verfolgt. Leclercs Negativserie in Monaco nahm schon in der Formel 2 ihren Lauf und artete in der Formel 1 zu einer Tragik aus, die gemeinhin als Fluch bezeichnet wurde.

2018 und 2019 schaffte er es nicht ins Ziel, 2021 konnte er nach einem Unfall im Qualifying gar nicht erst starten. 2022 verhinderte Ferraris Boxenstopp-Strategie einen Podestplatz. Im Vorjahr bekam er eine Strafe im Qualifying und wurde zurückversetzt, weil ihn sein Team nicht über Verkehr auf der Strecke informiert hatte. Am Sonntag startete er nun zum dritten Mal von der Poleposition. Und ließ sich den ersten Platz nicht mehr nehmen. »Heute Abend wird ein großer Abend«, funkte Leclerc nach der Zieldurchfahrt.

Das Ergebnis: Charles Leclerc gewann zum sechsten Mal einen Grand Prix in der Formel 1. Oscar Piastri im McLaren fuhr 7,1 Sekunden später ins Ziel, Dritter wurde Leclercs Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz. Weltmeister Max Verstappen war wie schon im Qualifying chancenlos. Hier finden Sie den Rennbericht.

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Der Start: Leclerc kam gut weg, genau wie Carlos Sainz. Der schlitzte sich in Kurve eins zwar den Reifen auf, profitierte aber vom Chaos, das sich durch das gesamte Feld zog und eine Unterbrechung zur Folge hatte: Im Mittelfeld brachte Esteban Ocon von Alpine seinen Teamkollegen Pierre Gasly zum Fliegen, der sich daraufhin über Funk beschwerte. Weiter hinten sorgte Kevin Magnussen im Haas für Konflikte: Der Däne wollte sich an Red Bulls Sergio Pérez vorbeiquetschen, es kam zum Kontakt.

Totalschaden bei Sergio Pérez

Totalschaden bei Sergio Pérez

Foto: Clive Rose / Getty Images

Pérez krachte in die Bande, die Nase seines Wagens wurde zerknüllt als wäre sie aus Pappe. Meterlang schlitterte das Auto über die Straße und war am Ende kaum noch als solches zu erkennen. Pérez blieb im Cockpit unbeschadet. Nicht nur die Bande wurde von Pérez in Mitleidenschaft gezogen, auch der Haas-Bolide von Nico Hülkenberg musste mit dem Kran von der Strecke gehievt werden. Genervt und kurz angebunden stand Hülkenberg danach bei Sky vor dem Mikrofon: »Bitter natürlich für mich. Ich war eigentlich nicht involviert.«

Der Neustart: Nach 40-minütiger Unterbrechung ging es weiter – ohne Pérez, Magnussen, Hülkenberg und Ocon. Die verbliebenen Fahrer begannen diszipliniert, das große Taktieren begann. Angeführt von einem souveränen Leclerc schob sich das Feld Runde um Runde an den Jachten im monegassischen Hafen vorbei. Piastri blieb lange in Leclercs Rückspiegel präsent, ohne ihm gefährlich zu werden. Verstappen gelang es derweil nicht, seinen sechsten Platz aus dem Qualifying zu verlassen. Schon am Samstag hatte er über sein Auto geklagt und es als »Gokart« bezeichnet. Mit Unebenheiten und Bodenwellen haben die Red-Bull-Boliden ihre Probleme.

Weltmeister Max Verstappen

Weltmeister Max Verstappen

Foto: Benoit Tessier / REUTERS

Überholen unmöglich: Erstmals fand 1929 ein Grand Prix in Monaco statt. Während sich die Strecke wenig bis gar nicht veränderte, wurden die Autos immer größer, jemanden auf den engen Straßen zu überholen immer schwieriger. Auch am Sonntag wurde eher hintereinander als gegeneinander gefahren, die ersten zehn Fahrer kamen in der Reihenfolge ins Ziel, in der sie gestartet waren. »Fuck me«, funkte Verstappen während des Rennens, »das ist so langweilig. Ich hätte mein Kissen mitbringen sollen.« Schon am Samstag hatte Lewis Hamilton vorgeschlagen, eigene Regeln für Monaco einzuführen, etwa spezielle Reifen, um mehr Boxenstopps zu provozieren. »Um die nächsten 70 Jahre hier zu sichern, braucht es eine Weiterentwicklung«, stimmte ihm Red-Bull-Teamchef Christian Horner am Freitag zu. Derzeit scheint es möglich, dass Monaco seinen Platz im Rennkalender zumindest vorübergehend verliert: Der Vertrag des Fürstentums mit der Formel 1 läuft nach der Saison 2025 aus.

Der Fall Andretti: Eine bekannte Motorsportfamilie drängt schon seit Längerem in die Formel 1 und sorgt damit für Gesprächsstoff. Der Amerikaner Michael Andretti wollte 2025 oder 2026 mit dem Rennstall Global Andretti in die Rennserie einsteigen. Doch im Januar erteilte ihm die Formel 1 nach monatelanger Prüfung eine Absage. Ein elftes Team würde »keinen zusätzlichen Nutzen bringen«, so die Begründung. Wie der US-Sender NBC nun berichtete , kam es im Rahmen des Grand Prix in Miami Anfang Mai zum Clash zwischen Michaels Vater, Mario Andretti, und Greg Maffei, CEO von Liberty Media, dem Rechteinhaber der Formel 1.

Michael Andretti bei einem Formel-E-Rennen

Michael Andretti bei einem Formel-E-Rennen

Foto: André Ferreira / PanoramiC / IMAGO

Motorsportlegende Mario Andretti schilderte NBC den Vorfall so: Er sei im Gespräch mit Formel-1-Chef Stefano Domenicali gewesen, als sich Maffei einmischte und gesagt haben soll: »Mario, ich möchte dir sagen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, damit Michael niemals in die Formel 1 einsteigt.« Danach sei Maffei gegangen. Liberty Media ��ußerte sich bislang noch nicht dazu. Eine Quelle, die Liberty Media nahe steht, bestreitet laut NBC, dass sich die Situation so zugetragen hatte. Lesen Sie hier mehr über den Streit in der Formel 1 über neue Mitbewerber .

So geht’s weiter: In zwei Wochen findet das nächste Rennen statt, dann auf dem Circuit Gilles-Villeneuve in Montréal. Trotz des enttäuschenden Wochenendes in Monaco wird Verstappen mit 31 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung auf Leclerc nach Kanada reisen. Dritter ist aktuell Lando Norris.