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Scheidende Ministerpräsidentin Malu Dreyers Pläne nach der Politik

Mehr als zehn Jahre war sie Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz – nun zieht sich Malu Dreyer zurück. In einem Interview spricht sie über Erschöpfung, 80-Stunden-Wochen und ihre MS-Erkrankung.
Malu Dreyer: »Ich gehe immer ans Limit mit meiner Kraft«

Malu Dreyer: »Ich gehe immer ans Limit mit meiner Kraft«

Foto: Carsten Koall / dpa

An diesem Freitag hat Malu Dreyer ihre letzte Rede im Bundesrat gehalten. Nach mehr als zehn Jahren als Ministerpräsidentin zieht sich die SPD-Politikerin aus dem Amt zurück. In einem Gespräch mit der »Süddeutschen Zeitung « hat sich Dreyer nun ausführlicher zum Ende ihrer politischen Laufbahn und ihrer Krankheit Multiple Sklerose geäußert.

»Ich gehe immer ans Limit mit meiner Kraft, und es ist ein Segen, dass ich mit der chronischen Erkrankung das Amt ausfüllen konnte«, sagte sie. »Aber ich habe mit meinen Therapeuten gesprochen. Wir kamen zu dem Ergebnis: Wenn ich über das Limit gehe, könnte das angesichts meiner Grunderkrankung ein Risiko sein. Und das hat mir sehr zu denken gegeben.«

In ihrer Amtszeit habe es kaum freie Wochenenden gegeben, berichtete Dreyer in dem Interview. Vor allem in den vergangenen Jahren hätten sich die Krisen verdichtet und dadurch auch die Arbeitszeit. Sie arbeite meist 80 Stunden in der Woche, manchmal seien es auch 90 oder 100. »Ich habe bereits das Gefühl freizuhaben, wenn ich nur daheim am Schreibtisch sitze und meine Aktenarbeit mache«, sagte sie.

In den Wochen des Europawahlkampfes sei sie »abends total kaputt« gewesen. »Ich habe gemerkt, da reicht auch nicht mehr einmal ausschlafen. Das kannte ich so bislang nicht.«

»Ich habe jetzt vor, einfach mal nichts zu machen.«

Zu einer von Dreyers wohl herausforderndsten Aufgaben gehörte die Flutkatastrophe im Ahrtal. »Das Ahrtal bedeutet eine absolute Zäsur. Ich bin die Nächte und Tage immer wieder durchgegangen. Bis heute berührt mich das im Innersten«, sagte Dreyer im Interview. Der Forderung von Bürgerinnen und Bürger nach einer Entschuldigung von ihr erteilte Dreyer aber eine Absage: »Ich kann mich nicht für eine Naturkatastrophe entschuldigen.«

Dreyer gehörte seit über 22 Jahren dem Bundesrat für Rheinland-Pfalz an, davon elf Jahre als Arbeits- und Sozialministerin und ab 2013 für weitere elf Jahre als Ministerpräsidentin. Die Politikerin freut sich nun auf die Zeit nach ihrem Amt: »Ich habe jetzt vor, einfach mal nichts zu machen.«

mfh

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