Zum Inhalt springen

Abkehr vom Gießkannenprinzip Schleswig-Holstein plant Perspektiv-Kitas in Problemvierteln

Zusätzliche Gelder sollen gezielt in Problemviertel fließen: Nach diesem Prinzip will Schleswig-Holstein nicht mehr nur Schulen, sondern auch Kitas fördern. Die Opposition findet das gut, sieht aber einen Haken.
Kita-Gruppe (Symbolbild)

Kita-Gruppe (Symbolbild)

Foto: Matthias Balk / picture alliance

Mit sogenannten »Perspektivkitas« will die schleswig-holsteinische Landesregierung ab Anfang 2025 die Betreuung von Kindern im Vorschulalter in Schleswig-Holstein verbessern. »Wir greifen dort unter die Arme, wo Kinder es besonders schwer haben«, sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) bei der Vorstellung des neuen Konzepts im Landtag.

An bis zu 40 Orten will Schwarz-Grün demnach in enger Kooperation mit dortigen sogenannten »Perspektivschulen« Familien gezielter helfen. Die Kitas sollen jeweils eine halbe zusätzliche Fachkraftstelle erhalten.

Das »PerspektivSchul-Programm« gibt es in Schleswig-Holstein bereits seit dem Schuljahr 2019/20. Mit gut 50 Millionen Euro werden insgesamt 63 Grundschulen und Gemeinschaftsschulen in sozial schwierigen Lagen besonders unterstützt. Das Programm soll für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen. Aktuell wird es mit dem bundesweiten »Startchancen-Programm« zusammengeführt.

Vorreiter bei der Kita-Förderung

Die Idee ist auch hier, zusätzliche Fördergelder für Bildung nicht nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, sondern gezielt Einrichtungen in Problemvierteln zu unterstützen. So soll es in Schleswig-Holstein nun auch bei den Kitas laufen. Schleswig-Holstein weitet den Angaben zufolge damit als erstes Bundesland ein entsprechendes Schulprogramm auf die Kindertagesstätten aus.

»Immer noch entscheiden das Einkommen und der Bildungshintergrund über unseren Weg«, mahnte Touré. »Je früher ein Kind gefördert wird, desto größer ist die Chance, dass ein guter Einstieg in die Schule gelingt und es Freude am Lernen entwickelt.« Auch Migrationserfahrungen und psychosoziale Belastungen spielten bei den Chancen der Kinder eine Rolle.

Für Bildungsministerin Karin Prien (CDU) muss die besondere Förderung bereits im Kita-Alter ansetzen. »Wir folgen damit den Empfehlungen nahezu aller Bildungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Klar ist aber auch, dass dies nur ein Baustein im Rahmen einer breiteren frühkindlichen Förderung im Übergang Kita-Grundschule insbesondere bei der Sprachförderung ist.«

Im Oktober startet das Auswahlverfahren für die Kitas. Das Programm soll sozial-emotionale Kompetenzen stärken sowie mathematische und sprachliche Kenntnisse der Kinder frühzeitig ausbauen. Dafür soll in bis zu zehn Kitas auch eine Sprachstandserhebung für Viereinhalbjährige erprobt werden.

Die SPD begrüßte das Programm für die Kitas zwar grundsätzlich. Es würden aber nur gut zwei Prozent der Kitakinder profitieren, sagte die SPD-Sozialpolitikerin Sophia Schiebe. Es dürften nicht nur in zwei Modellregionen Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf profitieren. Denn: »Es ist schlicht und ergreifend pures Glück in eine liebevolle und finanziell gut aufgestellte Familie hineingeboren zu sein. Herkunft ist keine Leistung.« Möglichst viele Kinder müssten von dem Kita-Programm profitieren.

FDP-Sozialpolitiker Heiner Garg betonte, das Programm könne nur ein Anfang sein. Ziel müsse sein, dass am Ende alle jüngsten Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner diese Chancen haben.

fok/dpa