Zum Inhalt springen

Steigende Treibhausgasemissionen KI verhagelt Google und Microsoft die Klimabilanz

Die US-Techkonzerne haben zuletzt große Versprechungen zu ihrer CO₂-Bilanz bis 2030 gemacht. Nun sorgt der KI-Boom dafür, dass Googles und Microsofts Emissionen ebenso stark steigen wie ihr Wasserverbrauch.
Baustelle für ein Google-Rechenzentrum in Belgien: KI braucht Energie, viel davon

Baustelle für ein Google-Rechenzentrum in Belgien: KI braucht Energie, viel davon

Foto:

Julien Warnand/ dpa

Künstliche Intelligenz verändert die Welt, doch das hat seinen Preis. Nach Microsoft muss nun auch Google einräumen, dass der KI-Boom zu einem deutlichen Anstieg seiner Treibhausgasemissionen führt.

Um 48 Prozent ist der Ausstoß des Unternehmens in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, teilte Google in seinem am Dienstag veröffentlichten, jährlich erscheinenden Umweltbericht  mit. Der Anstieg allein im vergangenen Jahr betrug demnach 13 Prozent und erreichte dadurch 14,3 Millionen metrische Tonnen CO₂, »ausgelöst vornehmlich durch den gestiegenen Energieverbrauch von Rechenzentren und Emissionen in der Lieferkette«. KI-Modelle werden mit Supercomputern trainiert, der spätere Betrieb über die Cloud erfolgt in den Rechenzentren von Google, von denen das Unternehmen 2023 mehr als 40 in aller Welt betrieb.

Google hatte 2020 in Aussicht gestellt, bis 2030 »das komplette Geschäft rund um die Uhr ausschließlich mit CO₂-freier Energie zu betreiben«. Das zu schaffen, sei »ein extrem ambitioniertes Ziel«, heißt es im neuen Umweltbericht. Google werde auf dem Weg mit »signifikanten Unsicherheiten« umgehen müssen, einschließlich dem »schwierig vorherzusagenden« künftigen Umwelteinfluss von KI. Zudem existierten Lösungen für bestimmte globale Schlüsselherausforderungen noch gar nicht, auf die Google jedoch im Detail nicht eingeht. In nächster Zeit erwartet Google jedenfalls einen weiteren Anstieg seiner Treibhausgasemissionen.

Der gestiegene Energieverbrauch in den Rechenzentren ist zudem mitverantwortlich für eine Zunahme von Googles Wasserverbrauch um 14 Prozent auf rund 24 Milliarden Liter im vergangenen Jahr. Wasser von dem Konzern wird vor allem für die Kühlung seiner Rechenzentren verwendet.

Bill Gates setzt auf KI – aber auf welche?

Vor etwa einem Monat musste auch Microsoft eingestehen, dass KI sich schlecht mit der Verringerung des CO₂-Abdrucks verträgt. Dem hauseigenen Jahresbericht  zufolge sind Microsofts Treibhausgasemissionen in jedem der vergangenen drei Jahre gestiegen. Sie liegen mittlerweile um rund 30 Prozent über dem Wert von 2020. Der Wasserverbrauch des Konzerns hat sich im selben Zeitraum sogar fast verdoppelt . Die Unternehmensspitze führt das explizit  auf den Bau immer neuer Rechenzentren zurück.

Der Konzern aus Redmond hatte 2020 ebenfalls versprochen, bis 2030 einen negativen Kohlendioxid-Fußabdruck zu erreichen. Bis 2050 wolle man sogar »den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen, den das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1975 entweder direkt oder durch seinen Stromverbrauch emittiert hat«, wie Microsoft-Präsident Brad Smith damals erklärte.

Doch allein seit dem vergangenen Oktober hat Microsoft Investitionen von mindestens 28 Milliarden Dollar in KI-Infrastruktur und Rechenzentren rund um den Globus angekündigt. Selbst wenn die mutmaßlich riesigen Anlagen in Japan, Indonesien, Australien, Spanien, Frankreich und Deutschland allesamt vom Start weg mit Solarstrom, Geothermie oder anderen grünen Energiequellen betrieben würden – allein ihr Bau dürfte die Klimabilanz des Konzerns massiv belasten.

Da hilft es wenig, dass Microsoft-Mitgründer Bill Gates kürzlich behauptete : »Rechenzentren verursachen im extremsten Fall einen zusätzlichen Energiebedarf von sechs Prozent, aber wahrscheinlich nur zwei bis zweieinhalb Prozent. Die Frage ist, ob die KI eine Senkung um mehr als sechs Prozent beschleunigen wird. Und die Antwort lautet: sicherlich.«

Der Grund dafür: KI ist nicht gleich KI. Google nutzt künstliche Intelligenz bereits seit Jahren, um den Energieverbrauch seiner Rechenzentren zu optimieren – doch die dazu eingesetzten Systeme haben nichts mit jener generativen KI zu tun, die den derzeitigen KI-Boom antreibt. Schätzungen zufolge  verbraucht zum Beispiel eine Anfrage an ChatGPT im Schnitt zehnmal mehr Strom als eine einfache Google-Suche.