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Einblick in Nutzungsdaten Wie Sie Ihre Netflix-Historie herunterladen und auswerten können

Netflix weiß genau, wer wann welchen Film gesehen, wie viele Serienfolgen gestreamt und wie viel Lebenszeit mit dem Dienst verbracht hat. Wir zeigen, wie Sie selbst an die Daten kommen und sie anschaulich aufbereiten.
Von »c't«-Redakteur Stefan Wischner
Streamingkundin: Wie viel Lebenszeit haben Sie schon vernetflixt?

Streamingkundin: Wie viel Lebenszeit haben Sie schon vernetflixt?

Foto: AzmanJaka / Getty Images

Der von der Netflix-Hauptseite vorgeschlagene Film klingt spannend, aber irgendwie auch ein bisschen bekannt. Haben Sie ihn vielleicht schon mal gesehen? Wenn ja: wann? Und wie oft haben Sie sich schon durch Ihre Lieblingsserie gebinged (neudenglisch für den Konsum mehrerer Serienfolgen oder kompletter Staffeln am Stück)? Und, falls Sie es partout wissen möchten: Wie viel Lebenszeit haben Sie insgesamt schon vernetflixt? All diese Daten sind vorhanden. Netflix protokolliert nämlich akribisch jede Sekunde, die Sie mit dem Dienst verbringen, und rückt diese Infos auch heraus, auf Anfrage sogar in erstaunlicher Detailfülle. Nur um die Auswertung und übersichtliche Aufbereitung der Rohdaten müssen Sie sich selbst kümmern.

Chronologische Übersicht

Eine chronologische Liste aller gestreamten Inhalte können Sie im Browser über Ihre Account-Seite  bei Netflix anzeigen lassen. Klicken Sie darin unten auf »Profile verwalten«, wählen auf der nächsten Seite das betreffende Profil aus, um zu dessen Einstellungen zu gelangen, und klicken dann auf »Titelverlauf«.

Daraufhin erscheint besagte Liste, die die zwanzig zuletzt gestreamten Filme und Serienfolgen zusammen mit dem Datum anzeigt, an denen Sie sich den Inhalt angesehen haben. Um die jeweils nächsten zwanzig Einträge zu sehen, müssen Sie wiederholt auf die unten stehende Schaltfläche »Mehr anzeigen« klicken.

Alternativ wählen Sie den rechts unten stehenden Link »Alle herunterladen«. Er führt zum Download einer vollständigen Liste aller übertragenen Filme und Serienteile seit Bestehen Ihres Netflix-Accounts als CSV-Datei (NetflixViewingHistory.csv). Die ist prinzipiell mit jedem Texteditor lesbar und enthält für jeden angesehenen Film dessen Namen und bei Serien zusätzlich die Staffelnummer und den Titel der Folge. Getrennt durch ein Komma folgt das Datum. Wichtig zu wissen: Als Zeichenkodierung wird UTF-8 verwendet. Das sollten Sie beim Import in ein Text-, Datenbank- oder Tabellenprogramm angeben, damit Umlaute und Sonderzeichen korrekt angezeigt werden.

Eine einfache Übersicht, wann Sie welchen Titel gesehen haben, finden Sie auf der Netflix-Webseite

Eine einfache Übersicht, wann Sie welchen Titel gesehen haben, finden Sie auf der Netflix-Webseite

Foto: c't

In Excel importieren und aufbereiten

Importieren Sie die CSV-Datei in ein Programm, das mit dem Format etwas anfangen kann, entsteht eine zweispaltige Tabelle beziehungsweise eine Datenbank mit zwei Feldern pro Datensatz. Je nach Programm können Sie die Liste dann statt nach dem Datum auch nach Titeln sortieren. Eine Gruppierung, zum Beispiel nach Serientiteln, Staffelnummern und Folgen, ist in der vorliegenden Form jedoch kaum möglich. Die Exportdatei kombiniert nämlich bei Serien deren Namen, die Staffel und den Titel der Einzelfolge zu einer einzigen Zeichenkette mit jeweils einem Doppelpunkt als Trenner. Die müssten Sie zuerst mit Formeln oder Skripten in mehrere Spalten aufteilen – entsprechende Kenntnisse vorausgesetzt.

Ganz ohne Syntax- und Programmierwissen bekommen Sie das aber auch mit der Power-Query-Funktion von Microsoft Excel hin: Legen Sie dazu ein neues Arbeitsblatt an, klicken dann auf »Daten« und im Menübandabschnitt »Daten abrufen und transformieren« auf »aus Text/CSV«. Wählen Sie im Dateidialog die heruntergeladene NetflixViewingHistory.csv. Im folgenden Fenster sehen Sie eine Import-Vorschau. Die zeigt, dass das Datumsformat nicht korrekt interpretiert, sondern fälschlicherweise in eine Ganzzahl umgewandelt wurde. So korrigieren Sie das: Klicken Sie unten rechts auf »Daten transformieren«, um den Power Query Editor zu öffnen. Auch er enthält eine Vorschau der importierten Tabelle und stellt in der Menüleiste viele Funktionen zu deren Manipulation vor dem eigentlichen Import bereit. Markieren Sie die Spalte »Date«, indem Sie auf ihren Titel klicken. Im Menüband-Abschnitt »Transformieren« ändern Sie die Angabe »Datentyp: Ganze Zahl« auf »Datentyp: Datum«. Die folgende Frage, ob die vorhandene (falsche) Konvertierung überschrieben werden soll, bejahen Sie mit »Aktuelle ersetzen«.

Jetzt lassen Sie Power Query die Titelspalte zerlegen, sodass Serien jeweils eigene Spalten für deren Namen, die Staffelnummer und den Titel der Einzelfolge bekommen. Klicken Sie die Spaltenüberschrift »Title« an und wählen Sie im Menüabschnitt »Transformieren« die Schaltfläche »Spalte teilen« und im Ausklappmenü »Nach Trennzeichen«. Im folgenden Dialog ist schon alles richtig eingestellt, auch der Doppelpunkt als sinnvoller Trenner wurde erkannt. Klicken Sie auf »OK«, entstehen drei Spalten mit der Bezeichnung »Title.1« bis »Title.3« und den passenden Titelelementen. Die Namen ändern Sie bei Bedarf mit einem Doppelklick auf den jeweiligen Spaltentitel.

Auch wenn Sie mit Excels Power Query nicht so vertraut sind – spielen Sie mit den Transformationsfunktionen ruhig ein wenig herum, zum Beispiel, um Serien und Staffeln zu gruppieren. Sie können jede Einzelaktion in der rechten Liste (»Angewendete Schritte«) des Editors mit einem Klick auf das vorangestellte »x« jederzeit rückgängig machen. Abschließend klicken Sie auf »Schließen & Laden«, um die modifizierten Daten in ein Excel-Arbeitsblatt zu überführen. Hier können Sie die Tabelle mit allen Excel-Funktionen nach Belieben weiterbearbeiten und auswerten, zum Beispiel mit Diagrammen.

Mehr Daten!

Die Liste gibt zwar Aufschluss darüber, was Sie wann gesehen haben, lässt aber Details vermissen, wie zum Beispiel die jeweilige Abspieldauer. Mehr Informationen erhalten Sie über ein Angebot, das Netflix im Rahmen seiner von der DSGVO vorgeschriebenen Auskunftspflicht macht. Es ermöglicht den Download aller zu Ihrem Account gespeicherten persönlichen Daten. Dazu gehört auch eine detailliertere Abspielliste.

Um diese Daten anzufordern, öffnen Sie wieder im Browser die Netflix-Kontoeinstellungen und wählen diesmal im linken Menü den Punkt »Sicherheit«. Klicken Sie dann in der rechten Liste auf »Zugriff auf personenbezogene Daten«. Auf der folgenden Seite bestätigen Sie die Anfrage, Ihnen Ihre persönlichen Daten zuzusenden. Sie erhalten eine Bestätigungsmail an die im Netflix-Konto hinterlegte Adresse, klicken darin den Kontrolllink an und geben dann im Browser Ihr Netflix-Passwort ein. Hat alles geklappt, bekommen Sie den Datensatz jedoch nicht sofort. Stattdessen landet Ihre Anfrage in einer Warteschlange. Netflix behält sich eine Bearbeitungszeit von bis zu 30 Tagen vor; bei unseren Tests mussten wir allerdings nie länger als 24 Stunden auf die Mail mit dem Downloadlink warten. Der ist eine Woche lang gültig und führt zur Archivdatei netflix-report.zip, die Sie in einen beliebigen Ordner entpacken. Darin entsteht ein knappes Dutzend Unterordner, die jeweils eine oder mehrere CSV- und TXT-Dateien enthalten, darunter beispielsweise solche mit Account-Details, registrierten Geräten und dem Zahlungsverlauf.

Für die Analyse des Content-Konsums ist nur die Datei ViewingActivity.csv im Ordner CONTENT_INTERACTION relevant. Sie enthält zehn Spalten, unter anderem mit Angaben zu Startzeit und Dauer des Streams, dem abspielenden Gerätetyp und der jeweils letzten Bookmark-Position. Das Titelfeld ist bei TV-Serien auch hier eine Kombination aus Serientitel, Staffelnummer und Folgentitel. Auffällig ist, dass die Datei viel mehr Zeilen enthält als die einfachere Abspielliste. Das liegt daran, dass auch jeder angespielte Trailer oder Teaser aufgelistet ist, selbst wenn dessen Wiedergabe automatisch erfolgt war, etwa durch die Grundeinstellung auf der Netflix-Hauptseite von Streaming-App oder Smart-TV.

Wenn Sie die Datei in ein Tabellenprogramm importieren, können Sie diese zumeist uninteressanten Einträge mit dessen Filterfunktionen ausblenden oder per bedingter Formatierung markieren. Als Filterkriterium eignen sich die Werte »TEASER«, »TEASER_TRAILER« und »HOOK« in der Spalte »Supplemental Video Type«. Alternativ können Sie auch alle Zeilen ausblenden lassen, deren Spalte »Attributes« den Begriff »Autoplayed:« enthält. Am sinnvollsten erscheint uns aber ein Filter auf eine Mindestabspieldauer (Spalte »Duration«) von zum Beispiel fünf Minuten. So eliminieren Sie außer Teasern auch jene Titel, in die Sie nur mal kurz reingeguckt haben.

Auch das geht besonders einfach mit Excels Power Query: Klicken Sie im Power-Query-Editor auf das Dreieckssymbol neben dem Spaltentitel »Duration«, um den Filterdialog zu öffnen. Wählen Sie darin den Menübefehl »Zeitfilter« und dann »Größer als …«. Tragen Sie im nächsten Fenster die Mindestspieldauer ein, indem Sie im rechten Parameterfeld zum Beispiel »00:05:00« für mindestens fünf Minuten Abspielzeit eingeben. Wie weiter oben für die einfache Liste beschrieben, können Sie zudem die Titelspalte in Einzelspalten zerlegen und weitere Transformationen vornehmen, zum Beispiel Abspieldatum und -uhrzeit trennen.

Auswerten lassen statt Excel-Akrobatik

Falls Sie keine Lust auf Spielereien in einem Tabellenkalkulationsprogramm haben, können Sie es auch einfacher haben: Die Webseite netflix-stats.de  bereitet Ihre Streaminghistorie übersichtlich auf. Sie müssen lediglich die wie beschrieben von Netflix besorgte Datei hochladen und auf »Analysieren« klicken. Daraufhin erscheint eine schöne Auswertung mit Listen und Balkendiagrammen, die zum Beispiel die meistgesehenen Serien, die gesamte Streamingzeit, die Verteilung auf unterschiedliche Geräte, die ausgedehntesten Binge-Sessions, Jahres- und Wochenzeiten anzeigt. Der Entwickler verspricht, dass die hochgeladene Datei nach der Analyse sofort gelöscht wird. Deren Inhalt ist aber ohnehin anonym und daher aus Datenschutzsicht unproblematisch.

Ein ähnliches privates Projekt stammt vom Briten Jake Lee. Es analysiert die Daten der ViewingActivity.csv in einem Google-Tabellen-Arbeitsblatt. Unter ct.de/yezq  finden Sie einen Link zu seiner Vorlage, von der Sie mit einem Klick auf »Datei/Kopie erstellen« eine eigene Kopie in Ihrem Google Drive anlegen und dann im zweiten Arbeitsblatt der Datei Ihre CSV-Datei importieren. Die Webseite erklärt nicht nur alle Arbeitsschritte, sondern gibt auch Tipps, wie Sie die Auswertungen bearbeiten und um weitere Formeln ergänzen, allerdings alles in englischer Sprache.

In das Google-Tabellen-Template von Jake Lee können Sie Ihre CSV-Datei einfügen und ein Statistik-Dashboard erstellen lassen

In das Google-Tabellen-Template von Jake Lee können Sie Ihre CSV-Datei einfügen und ein Statistik-Dashboard erstellen lassen

Foto: c't

Alle Auswertungen, die heruntergeladene CSV-Dateien nutzen, sind Momentaufnahmen zum Zeitpunkt des Downloads. Zwar wäre Excels Power Query in der Lage, dynamisch aktualisierte Daten von einer bestimmten Onlinequelle zu holen, Netflix stellt aber keinen passenden Datenbankzugang dafür zur Verfügung. Sie müssen also die Datenanforderung, den Download und gegebenenfalls den Import in ein Tabellenprogramm oder in eine der Analyse-Webseiten für jede Aktualisierung wiederholen.

Wenig Infos für Amazon-Streamer

Amazon Prime Video führt zwar ebenfalls Buch über bereits gestreamte Filme und Serien, jedoch nur in Form einer nicht sonderlich hilfreichen Liste im Browser: Öffnen Sie die Prime-Video-Seite, bewegen Sie den Mauszeiger auf Ihr Profilbild rechts oben und wechseln Sie im Ausklappmenü bei mehreren Profilen gegebenenfalls zu dem, dessen Abspielliste Sie sehen möchten. Im selben Menü klicken Sie dann auf »Konto & Einstellungen« und wechseln auf der folgenden Kontoübersichtsseite zur Registerkarte »Wiedergabeverlauf«.

Sie erhalten eine chronologisch rückwärts sortierte Liste aller gestreamten Titel, gruppiert nach Datum. Bei Serien werden nur Titel und Staffelnummer angezeigt; welche Einzelfolgen Sie am betreffenden Tag angesehen haben, erfahren Sie erst nach einem Klick auf »Angesehene Folgen« unter dem jeweiligen Eintrag.

Weitergehende Informationen wie Uhrzeit und Dauer fehlen. Auch auf irgendwelche Auswertungen und Zusammenfassungen oder gar einen Download der Rohdaten, wie Netflix ihn bietet, müssen Nutzer von Amazon Prime Video bislang verzichten. Leider gibt es auch keine Suchfunktion; nicht einmal die Seitentextsuche des Browsers hilft. Die Liste zeigt nämlich zunächst nur etwa ein Dutzend Titel an und erweitert sich portionsweise beim Scrollen.

Fazit

Mit den gezeigten Optionen beleuchten Sie nicht nur Ihr Streamingverhalten (oder das Ihrer Kinder) und spüren vielleicht noch nicht zu Ende gesehene Serien auf. Wenn Sie die Download-Angebote von Netflix nutzen und CSV-Dateien in ein Tabellenkalkulationsprogramm laden, ist das auch eine wunderbare Spielwiese für Übungen in Excel, Libre Office Calc oder Google Tabellen.

Wissen Sie nun, wie viele Stunden Sie pro Tag durchschnittlich mit Netflix zubringen? Und ob Sie damit aus dem Rahmen fallen? Gemäß einer von Statista veröffentlichten Erhebung  verbrachten Deutsche im Jahr 2020 durchschnittlich mehr als drei Stunden täglich vor dem Fernseher, aber nur sieben Minuten davon entfielen auf Netflix.