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Jugendschutz Instagram schlägt 13-Jährigen offenbar anzügliche Videos vor

Laut einer Recherche zeigt Instagram Minderjährigen regelmäßig unangemessene Videos an. Das Unternehmen widerspricht offiziell, doch intern ist das Problem bekannt.
Jugendlicher Handynutzer: Laut einer Recherche spielt Instagram mehr sexuell aufgeladene Videos aus TikTok

Jugendlicher Handynutzer: Laut einer Recherche spielt Instagram mehr sexuell aufgeladene Videos aus TikTok

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EMS-FORSTER-PRODUCTIONS / Getty Images

Der Algorithmus von Instagram schlägt 13-jährigen Nutzerinnen und Nutzern offenbar regelmäßig Videos mit sexuellen Inhalten und Themen vor. Das berichtet das »Wall Street Journal« . Die Zeitung hat das Empfehlungssystem der »Reels«-Funktion der App gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin über mehrere Monate getestet. Reels sind Kurzvideos, die von Instagram nach nicht näher bekannten Regeln kuratiert und als endloser Strom ausgespielt werden.

Die Zeitung registrierte für ihren mehrmonatigen Versuch zahlreiche neue Konten und gab beim Alter stets 13 Jahre an. Bereits wenige Minuten nach der Anmeldung spielte Instagram demnach zwischen unverfänglichen Comedy- oder Autovideos auch Beiträge aus, in denen Frauen verführerisch tanzen oder sich selbst in aufreizenden Posen filmen.

Wenn die Konten anschließend nur diese freizügigen oder anzüglichen Inhalte zu Ende schauten und alle anderen übersprangen, tauchten innerhalb von drei Minuten explizitere Videos auf, heißt es im Bericht der Zeitung. Darunter waren zwar keine pornografischen Darstellungen oder Sexvideos, aber zum Beispiel Beiträge von Pornodarstellerinnen, darunter einige, die für Likes oder Kommentare versprachen, Nacktbilder zu schicken. In einem Fall wurden einem Testkonto, das zunächst nur Beiträge mit Frauen anschaute, anschließend mehrere Videos hintereinander über Analsex angezeigt.

Bessere Ergebnisse für TikTok und Snapchat

Instagram-Chef Adam Mosseri soll das Problem laut dem Bericht grundsätzlich bekannt sein

Instagram-Chef Adam Mosseri soll das Problem laut dem Bericht grundsätzlich bekannt sein

Foto: Drew Angerer / Getty Images

Laut dem »Wall Street Journal« ergaben ähnliche Tests auf TikTok und Snapchat nicht die gleiche Menge an sexualisierten Inhalten für Minderjährige. »Das Nutzererlebnis für Erwachsene auf TikTok scheint deutlich weniger explizit zu sein, als das, was Teenagern auf Instagram-Reels angezeigt wird«, sagte die Informatikerin Laura Edelson von der Northeastern University, die die Tests zusammen mit der Zeitung durchgeführt hatte.

Meta, der Mutterkonzern von Instagram, wies die Testergebnisse als nicht repräsentativ zurück. »Dies war ein künstliches Experiment, das nicht der Realität entspricht, wie Teenager Instagram nutzen«, sagte Firmensprecher Andy Stone. Außerdem habe das Unternehmen seine Jugendschutzmaßnahmen noch einmal verschärft und die Menge an sensiblen Inhalten, die Teenagern angezeigt wird, in den vergangenen Monaten reduziert.

Tatsächlich ist es nicht immer einfach, ausgehend von Analysen unter Laborbedingungen, allgemeingültige Aussagen über die Funktionsweise des Algorithmus für alle Nutzerinnen und Nutzer zu treffen. Andererseits deckten sich die Ergebnisse von ähnlichen Untersuchungen zu anderen Jugendschutzfragen in der Vergangenheit im Grundsatz mit internen Risikoanalysen des Konzerns.

Interne Zweifel

Laut dem »Wall Street Journal« haben Tests und Untersuchungen von Meta-Angestellten ähnliche Probleme festgestellt. Innerhalb des Konzerns soll demnach seit 2022 bekannt sein, dass Instagram Teenagern mehr pornografische und gewaltvolle Inhalte empfehle als Erwachsenen. Minderjährige sahen demnach dreimal so viele eigentlich in der App verbotene Inhalte mit Nacktheit wie Erwachsene, heißt es in Firmenunterlagen, die die Zeitung einsehen konnte. Auch Instagram-Chef Adam Mosseri habe intern bereits Bedenken geäußert.

Meta hatte im Januar nach eigenen Angaben neue Maßnahmen umgesetzt, damit Minderjährige weniger verstörende oder für sie problematische Inhalte sehen, wie etwa sexuell aufgeladene Beiträge oder Videos mit Nacktheit. Die Untersuchungen des »Wall Street Journal« allerdings konzentrierten sich auf den Zeitraum von Januar bis April und reichten bis in den Juni.

hpp