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Foto: Emilio Mancuso / Nemos Garden

Unterwassergewächshäuser Basilikum aus dem Meer

Wo und wie bauen wir künftig unsere Lebensmittel an? Unter Wasser vielleicht? In Italien wird damit experimentiert.
Von Claudia Beckschebe aus Dein SPIEGEL 3/2024

Wir haben ein Platzpro­blem: Die Weltbevölkerung wächst rasant. Wir sind acht Milliarden Menschen, und jedes Jahr kommen mehr als 66 Millionen hinzu. Die Städte werden größer, wir beanspruchen immer mehr Raum für uns. Schon jetzt ist nur etwa ein Zehntel der Landfläche als Ackerland nutzbar, und immer mehr fruchtbarer Boden geht durch die Klimakrise verloren. In trockenen Gegenden liefert die Landwirtschaft kaum Erträge. Alle Menschen satt zu kriegen wird eine Herausforderung.

Kurzum: Ideen für neue Anbauflächen müssen her.

Eine solche Idee hatte vor ein paar Jahren Sergio Gamberini. Der Italiener lebt an der Küste Liguriens. In seiner Freizeit taucht und schnorchelt er gern durchs Mittelmeer. Das Platzproblem vom Land, das gibt es auf dem Meeresgrund nicht. Die Fläche könnte man zum Anbau von Lebensmitteln nutzen, dachte sich Gamberini und begann mit seinem Sohn Luca, an einer Unterwasser-Plantage zu experimentieren. Erdbeeren, Bohnen, Radieschen, Salat und Kräuter – das alles sollte unter der Meeresoberfläche wachsen.

Natürlich sind diese Lebensmittel keine Wasserpflanzen. Damit sie gedeihen, sind spezielle Gewächs­häuser nötig, in denen die Pflanzen geschützt sind. Die Anlage nennt Gamberini »Nemo’s Garden«, sie liegt in acht Meter Tiefe auf dem Meeresgrund vor der kleinen Ortschaft Noli.

Einen Teil von »Nemo’s Garden« zeigt dieses Foto. Insgesamt gibt es neun Kuppeln vor der Küste Nolis.

Einen Teil von »Nemo’s Garden« zeigt dieses Foto. Insgesamt gibt es neun Kuppeln vor der Küste Nolis.

Foto: Giacomo d`Orlando
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Was die Pflanzen zum Leben brauchen – Wärme, Wasser und Licht –, bekommen sie im Meer ganz ohne die Energie, die in Gewächshäusern an Land dafür benötigt würde. Und so funktioniert die Unterwasser-Plantage: Die Pflanzen keimen in Kästen unterhalb durchsichtiger Kuppeln. In den Kuppeln ist Luft wie bei einer Tauchglocke.

Luca Gamberini schaut nach den Basilikum-Pflanzen. Innerhalb der Unterwassergarten-Kuppeln gibt es Sauerstoff, so kann Luca gut atmen. Die Wurzeln der Pflanzen stecken nicht in Erde, sondern in einer Art Schlauch mit Nährstoff­lösung.

Luca Gamberini schaut nach den Basilikum-Pflanzen. Innerhalb der Unterwassergarten-Kuppeln gibt es Sauerstoff, so kann Luca gut atmen. Die Wurzeln der Pflanzen stecken nicht in Erde, sondern in einer Art Schlauch mit Nährstoff­lösung.

Foto: Giacomo d'Orlando

Im Sommer ist es in acht Meter Tiefe im Ligurischen Meer durchgehend um die 26 Grad Celsius warm. Das ist ein Vorteil gegenüber der schwankenden Temperatur an Land, wo Hitze oder heftige Regengüsse die Ernte zerstören können. Auch vor Schädlingen sind die Pflanzen unter Wasser sicher. So müssen keine Pestizide – giftige Insektenvernichtungsmittel – benutzt werden.

In der warmen Luft der Unterwasser-Gewächshäuser verdunstet das Meerwasser. Das Salz setzt sich dabei ab, das Wasser sammelt sich an der Innenseite der Kuppeln und tropft als Süßwasser auf die Pflanzen nieder.

Unterwasser-Gärtner und -Gär­t­nerinnen tauchen von unten in die Kuppeln hinein und können die Pflanzen ernten.

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Foto:

[M] Flashpop  / Getty Images, Adehoidar  / iStockphoto  / Getty Images (4)

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Taucher prüfen regelmäßig die Werte im Inneren der Kuppeln und kümmern sich um die Ernte.

Taucher prüfen regelmäßig die Werte im Inneren der Kuppeln und kümmern sich um die Ernte.

Foto: Nemos Garden

Federico Giunto, Mitarbeiter von »Nemo’s Garden«, sagt: »Die Kuppeln haben sogar einen schönen Neben­effekt. An den Ketten, mit denen sie am Meeresgrund befestigt sind, siedeln sich Algen an. Mit den Algen kommen kleine Fische, für die die Algen Futter sind. Dann folgen größere Fische, die wiederum die kleinen fressen. So trägt ›Nemo’s Garden‹ zur Biodiversität in der Region bei.«

Die Ernte wird an Land gefeiert. Noch ist »Nemo’s Garden« ein Forschungsprojekt, das Basilikum wird nicht verkauft. Aber vielleicht ändert sich das bald. Aus Basilikum wird immerhin eine der berühmtesten Pasta-Soßen Italiens gemacht: Pesto genovese.

Die Ernte wird an Land gefeiert. Noch ist »Nemo’s Garden« ein Forschungsprojekt, das Basilikum wird nicht verkauft. Aber vielleicht ändert sich das bald. Aus Basilikum wird immerhin eine der berühmtesten Pasta-Soßen Italiens gemacht: Pesto genovese.

Foto: Giacomo d'Orlando

Noch sind die Kosten des Unterwasser-Farmings sehr hoch. Die Installation der Kuppeln und ihre Wartung sind aufwendig und teuer. Aber das Projekt wächst. »Wir sind mit einer Kuppel gestartet, mittlerweile haben wir in Noli neun in Betrieb. Im vergangenen Jahr wurde eine erste Kuppel in einem Tauchgebiet in Ohio in den USA installiert, um auszuprobieren, wie das System im Süßwasser funktioniert«, erzählt Giunto. Er und die Gamberinis träumen davon, dass ihre Technologie eines Tages weltweit eingesetzt und eine echte Alternative zum Lebensmittelanbau an Land wird.

Dieser Artikel erschien in »Dein SPIEGEL« 3/2024.

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