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In eigener Sache SPIEGEL-Reporterin Nadia Pantel erhält Herbert-Riehl-Heyse-Preis 2023

Die Jury lobte die »wunderbare Landvermessung Europas«: Für einen Essay über deutsches Nicht-Wissen zu Osteuropa ist SPIEGEL-Redakteurin Nadia Pantel ausgezeichnet worden. Laudator Joachim Gauck zeigte sich bewegt.
Persönliche Perspektive mit einem gesellschaftlichen Phänomen verknüpft: Reporterin Nadia Pantel

Persönliche Perspektive mit einem gesellschaftlichen Phänomen verknüpft: Reporterin Nadia Pantel

Foto: Paula Markert / DER SPIEGEL

Der Termin hätte kaum besser gewählt sein können: Unmittelbar vor der Parlamentswahl in Polen hat SPIEGEL-Redakteurin Nadia Pantel den Herbert-Riehl-Heyse-Preis 2023 der »Süddeutschen Zeitung« (SZ) erhalten. Ihr Essay »Können Sie Odessa, Bukarest und Sofia von Nord nach Süd sortieren?«  über die von ihr beobachtete deutsche Ost-Arroganz hatte die Jury begeistert.

Pantel befasst sich darin, aufbauend auf eigenen Studienerfahrungen in Krakau, mit dem in Deutschland weitverbreiteten Widerwillen, »sich für Orte zu interessieren, geschweige denn zu erwärmen, die östlich von Berlin liegen und nicht Sankt Petersburg oder Moskau sind«. Der russische Überfall auf die Ukraine und die folgenden Debatten hätten gezeigt, wie wenig Wissen es in Deutschland und Westeuropa im Hinblick auf Geschichte, Geografie und Gesellschaft im östlichen Teil des Kontinents gebe.

Im kollektiven Bewusstsein der Deutschen, schreibt Nadia Pantel, sei Osteuropa ein riesiges Loch, eine »unübersichtliche Knautschzone, die zwischen Berlin und Moskau liegt«. Und diese Wahrnehmung sei »salonfähig« in vielen Kreisen – selbst bei jenen, die sich selbst für fortschrittlich und weltoffen halten. (Weitere Texte von Nadia Pantel finden Sie hier.)

Ex-Bundespräsident Joachim Gauck schwärmte in seiner Laudatio, der Essay habe »eine Saite« in ihm »zum Schwingen gebracht«. Das habe ohne Zweifel mit seiner »Biografie als Ossi zu tun«, sagte Gauck bei der Preisverleihung in München. Zuvor hatte die Jury geurteilt, Pantels Text sei »eine wunderbare Landvermessung Europas«, in der die Autorin »ihre persönliche Perspektive mit einem gesellschaftlichen Phänomen« verknüpft habe.

Der Preis erinnert an den langjährigen, 2003 verstorbenen SZ-Reporter Herbert Riehl-Heyse und seine unaufdringlich-literarische Art der politischen Berichterstattung. Alle zwei Jahre wird mit ihm »ein politischer Essay, eine essayistische Reportage, ein Kommentar oder ein nachdenklicher Aufsatz« ausgezeichnet, wie es in der Ausschreibung heißt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

him