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Jens Radü

Fünf Jahre SPIEGEL+ Wie wir Geld verdienen – und Sie uns lesen

Jens Radü
Von Jens Radü (Text), Lisa Goldschmidtböing, Chris Kurt, Patrick Stotz (Datenauswertung und Grafik)
Tusch: Fünf Jahre Plus! Ein digitales Abonnement für alles, was der SPIEGEL zu bieten hat. Aber wie, warum und wann finden, lesen und kaufen Sie das eigentlich?

[M] Lea Rossa / DER SPIEGEL; Fotos: Gavriil Grigorov / SPUTNIK / AFP; Jonathan Ernst / REUTERS; KangeStudio / Getty Images / iStockphoto; Getty Images; REUTERS

Ich hab hier jetzt einen echt undankbaren Job, Sie müssen mir da ein bisschen helfen, ja? Also: Ich soll etwas zum fünfjährigen Jubiläum von SPIEGEL+ schreiben, unserem Digital-Abo. Aber gerne (stellen Sie sich hier das Emoji mit dem gequälten Grinsen vor), sage ich und denke gleichzeitig: Das kann ja nur schiefgehen. Peinliche Protz-Prosa mit albernen Alliterationen, nichtssagende Werbesprüche. Uff.

Gedanke zwei: Na ja, immerhin geht es hier um Geld. Sogar um Ihr Geld, streng genommen. Vielleicht ist das für Sie dann doch spannender als der Geschäftsbericht eines mittelständischen Schraubenherstellers. Vorausgesetzt, es wird kein Jubeltext, sondern eher was aus der Kategorie »Sendung mit der Maus«: Was, wann und warum lesen Sie eigentlich? Wofür geben Sie Ihr Geld aus? Was wissen wir eigentlich über Sie – und (noch viel spannender) was nicht?

Und hier kommen mein Kollege Patrick und meine Kollegin Lisa ins Spiel. Sie machen Datenjournalismus und werten normalerweise Dinge wie Gasspeicherfüllstände aus oder analysieren Wahlen. Für diesen Artikel aber sind sie tief in unseren Maschinenraum hinabgestiegen (Sie merken schon, um schiefe Sprachbilder werden wir nicht herumkommen) und haben recherchiert, was Sie mögen, wann Sie schlafen und wann Sie lesen. Klingt ein bisschen gruselig? Warten Sie’s ab:

Was wir über Sie wissen

Der erste Plus-Text, der unter SPIEGEL.de auf die Seite gegangen ist? Sparen wir uns den Trommelwirbel, der war verhältnismäßig unspektakulär: »3,75 Milliarden Euro: Wie Zetsche der Zorn von Andreas Scheuer traf «. Zetsche, Scheuer, Namen wie aus einem anderen Jahrhundert. Und – zugegeben, es war ein Testartikel – gerade einmal 26 Leser.

Seitdem sind (Stand heute) 212.374 hinzugekommen, so viele Menschen haben ein Plus-Abonnement abgeschlossen, gehören sozusagen zu unserem Inner-Circle (rechnet man noch Probe-Abonnent:innen und andere Sonderformate dazu, sind es sogar mehr als 325.000). Dank der Datenschutzgesetze wissen wir nichts über Sie. Also Sie persönlich. Aber ein bisschen was können wir immerhin über den Schwarm unserer Leser:innen sagen. Zum Beispiel, was er gerne liest, der Schwarmdie Top 50 unserer SPIEGEL-Plus-Bestseller – ein Klick auf den Titel befördert Sie direkt zum jeweiligen Artikel:

Was heißt Bestseller? Für uns ist das eine Geschichte, wegen der mehr als 50 Menschen ein neues Abo abschließen. Und bevor Sie fragen: Nein, es geht uns nicht bei jedem Artikel darum, einen Bestseller zu landen. Wir schreiben Wichtiges, weil es wichtig ist. Überraschendes, weil es überraschend ist. Manchmal (eher selten, wir sind immerhin der SPIEGEL, in Versalien) Lustiges, weil es lustig ist. Und oft Schnelles, wenn es schnell gehen muss, das nennt man gemeinhin Nachrichten.

Aber ja, natürlich freuen wir uns, wenn die ein oder andere unserer Geschichten so viele Menschen erreicht und interessiert, dass sie dafür sogar ein Abonnement abschließen. Denn mit dem Geld bezahlen wir die Menschen, die dann neue Geschichten recherchieren, die wichtig, überraschend, lustig oder vor allem schnell sind. Ich könnte jetzt noch weiter ausholen, etwas über die immense Bedeutung von unabhängigem Journalismus für eine demokratische Gesellschaft erzählen und Artikel 5 des Grundgesetzes zitieren. Aber ich merke schon, wie Ihre Aufmerksamkeitskurve langsam fällt. Also:

Was Sie lesen

Zurück zu Ihnen: Sie sind Frühaufsteher – und gleichzeitig Nachteulen (zumindest einige von Ihnen). Wie gesund eine solche Lebensführung ist? Die Bewertung überlasse ich Ihnen, aber unsere Daten zu Ihren Abokäufen legen diesen Schluss nahe:

Was auffällt: Unsere Leser:innen (also Sie!) schließen ihr Abo am Wochenende, vor allem am Sonntag ab. Oder am Freitag, da kommt der digitale SPIEGEL heraus, um 13 Uhr. Und am Tag vorher, dem Donnerstag, veröffentlichen wir um die Mittagszeit meist schon die spannendsten Geschichten auf SPIEGEL.de, deshalb ist da dieser spitznadelige Ausschlag nach oben. Der Mittwoch allerdings schwächelt – sagen Sie mal, was haben Sie denn da alle vor? Auf jeden Fall kein Abo abschließen. Tss...

Was drin ist

Sie brauchen noch ein paar Argumente? Ich versuche es mit Zahlen: 41.132 Plus-Artikel sind bis gerade eben seit dem 22. Mai 2018 erschienen, das jedenfalls sagt die Auswertung von Patrick und Lisa. Rechnen wir das runter auf einen Monat, sind das knapp 700 Artikel. Die meisten haben wir im März 2022 veröffentlicht (1043 Artikel, nach dem Kriegsbeginn), die wenigsten im August 2020 (406 Artikel – was soll ich sagen: es war Sommer). In diesem Jahr haben wir uns bei einem Wochendurchschnitt von 211 Artikel eingependelt. Was das für Sie bedeutet? Taschenrechner raus: Wenn Sie 20 Euro für Ihr Abonnement überweisen, zahlen Sie damit umgerechnet 2,4 Cent für jeden neuen Artikel. Fair enough. Jetzt müssen Sie nur noch Ihr Leben darum herum organisieren, um all die Geschichten auch zu lesen. Beziehungsweise zu hören: Denn Podcasts und Audio-Artikel haben wir natürlich auch im Angebot. Und Newsletter! (vielleicht wollen Sie ja gleich mal einen abonnieren, na?)

So viel zur Quantität. Aber was steckt drin? Lisa und Patrick haben die Datenbank mal nach einigen Parametern durchsucht, Personen, Länder, so etwas. Das Ergebnis:

Corona, der Sturm auf das Kapitol, Putins Krieg – wenig verblüffend, dass wir sehr häufig über die USA schreiben (in fast jedem fünften Artikel!). Und – Überraschung – in den vergangenen 15 Monaten ziemlich oft über die Ukraine und Russland. Blicken wir auf die Personen, ergibt sich ein Who’s who der Berliner Republik. Durchmischt mit einigen internationalen Toppolitikern. Aber sehen Sie selbst:

Wer alle Plus-Artikel der vergangenen fünf Jahre gelesen hat, ist ganze 2393 Mal auf Angela Merkel gestoßen. Warum tauchen in dem Ranking ausnahmslos Politiker auf? Well, wir sind ein politisches Nachrichtenmagazin. Andererseits: Wir können bei der Zählung nicht ganz ausschließen, dass uns einzelne Personen durchgerutscht sind (die Details dazu hat mein Kollege unter »So wurde gesucht« in der Grafik versteckt).

Überraschung!

Kurz vor Schluss noch ein Bonbon: Lassen Sie sich überraschen – mein Programmierer-Kollege Chris hat für unsere TOP-Artikel dieses Tool gebaut. Nutzen Sie den Knopf mit der hübschen Bezeichnung »Zufallsauswahl laden« und lesen Sie sich fest. Hinterlegt sind die 15 meistgelesenen Artikel je Rubrik:

Und jetzt: Sie!

Puh, sind Sie noch da? Ich hatte schon befürchtet, ich hätte Sie zwischen Bestseller und Ländergrafik verloren. Aber hey, jetzt sind wir doch einigermaßen gesichtswahrend durchgekommen, oder? Ein letzter Punkt noch: Wer hier noch gar nicht gesprochen hat, sind Sie. Also, ich meine Sie ganz persönlich: Was gefällt IHNEN an SPIEGEL+? Und was sollten wir unbedingt verbessern? Sagen Sie es nicht mir, sagen Sie es direkt unserem Chefredakteur , er hat versprochen, auf jede einzelne Mail zu antworten. Also – jetzt sind Sie dran.