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Wegweisendes Gesetz verabschiedet Thailand legalisiert gleichgeschlechtliche Ehen

Als erster südostasiatischer Staat erlaubt Thailand künftig Ehen für Schwule und Lesben. Der thailändische Senat verabschiedete am Dienstag ein lange vorbereitetes Gesetz – mit nur vier Gegenstimmen.
Gleichgeschlechtliches Paar auf dem Pride Month in Bangkok

Gleichgeschlechtliches Paar auf dem Pride Month in Bangkok

Foto: Rungroj Yongrit / EPA
Globale Gesellschaft

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Der thailändische Senat hat am Dienstag mit überwältigender Mehrheit beschlossen, gleichgeschlechtliche Ehen zu legalisieren. Als erstes Land in Südostasien erlaubt Thailand somit Ehen für Schwulen und Lesben. Im gesamten asiatischen Raum ist es erst das dritte Land nach Taiwan und Nepal, in dem das möglich ist. Im Senat, dem Oberhaus der thailändischen Legislative, wurde das Gesetz am Dienstag mit der Zustimmung von 130 der 152 anwesenden Mitglieder des Senats, mit vier Gegenstimmen und 18 Enthaltungen verabschiedet.

König muss noch zustimmen

Das Gesetz zur Gleichstellung der Ehe, das den Ehepartnern aller Geschlechter volle rechtliche, finanzielle und medizinische Rechte einräumt, lief kurz vor Abschluss der letzten Parlamentssitzung im April bereits durch das Repräsentantenhaus. Der thailändische König Maha Vajiralongkorn muss dem Gesetz noch zustimmen.

Thailands Regierungschef Srettha Thavisin, der sich für die LGBTQ-Gemeinschaft und das Gesetz ausgesprochen hatte, wird später seinen Amtssitz für Aktivisten und Unterstützer öffnen, um mit ihnen zu feiern. Aktivisten planten zudem am Abend eine Kundgebung im Zentrum von Bangkok. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Laut Meinungsumfragen gibt es in Thailand eine überwältigende öffentliche Unterstützung für die Ehe für alle. Obwohl Thailand für seine Toleranz homosexueller Paare bekannt ist, ist ein Großteil des mehrheitlich buddhistischen Landes konservativ. Die LGBTQ-Gemeinschaft ist zwar weithin sichtbar, wird aber dennoch mit Diskriminierung konfrontiert.

Aktivisten fordern seit mehr als einem Jahrzehnt das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe. 2022 hatte das Parlament bereits einen ersten Anlauf unternommen. Aber das Gesetz wurde nicht weiter verfolgt, da das Parlament aufgelöst wurde, um den Weg für Parlamentswahlen im vergangenen Jahr zu ebnen.

Das Gesetz ändert das Zivil- und Handelsgesetzbuch. Die Wörter »Männer und Frauen« und »Mann und Frau« werden durch die Formulierungen »Einzelpersonen« und »Ehepartner« ersetzt.

Einigen Aktivisten geht das neue Gesetz nicht weit genug: Sie kritisieren, dass Transgender und nicht-binäre Menschen darin nicht anerkannt werden und sie ihr Geschlecht in offiziellen Ausweispapieren weiterhin nicht ändern dürfen.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

fin/Reuters/AP