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Drohende Eskalation Russland rät von Reisen in Nahen Osten ab – US-Kommandeur besucht Israel

Die Angst vor einem iranischen Angriff auf Israel wächst. Moskau empfiehlt seinen Bürgerinnen und Bürgern nun, auf Reisen in den Nahen Osten zu verzichten. Die USA haben einen Truppenkommandeur nach Israel geschickt.
Israelischer Angriff im Libanon im Grenzgebiet am 10. April

Israelischer Angriff im Libanon im Grenzgebiet am 10. April

Foto: Ayal Margolin / REUTERS

Offenbar droht die Lage im Nahen Osten bald zu eskalieren – es wird ein bevorstehender Vergeltungsschlag Irans gegen Israel befürchtet. Vor diesem Hintergrund rät Russlands Außenministerium nun seinen Bürgerinnen und Bürgern von Reisen in die Region ab. Dies gelte insbesondere für Israel, den Libanon und die Palästinensergebiete, teilte das Ministerium mit.

»Die angespannte Situation in der Nahost-Region hält an«, so das Außenministerium. »Die Lage in der palästinensisch-israelischen Konfliktzone sowie im Gebiet der ›Blauen Linie‹ zwischen Libanon und Israel ist weiterhin instabil«, hieß es weiter. »Wir empfehlen russischen Staatsbürgern dringend, von Reisen in die Region, insbesondere nach Israel, in den Libanon und in die palästinensischen Gebiete, abzusehen, außer in Fällen äußerster Notwendigkeit«.

Zuletzt hatte Russland im vergangenen Oktober eine ähnliche Reisewarnung für Israel und die Palästinensergebiete ausgesprochen, unmittelbar nach dem Terrorangriff der Hamas. In Jordanien bliebe die Sicherheitslage stabil, hieß es.

Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien am 1. April hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Khamenei am Mittwoch seine Drohung gegen Israel bekräftigt. Der Vorfall in Syrien sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen, Israel müsse bestraft werden, sagte der Religionsführer. Dabei waren ein ranghoher iranischer General und sechs weitere iranische Offiziere getötet worden.

Iranische Raketenangriffe dürften bevorstehen

Die USA und ihre Verbündeten gehen einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge davon aus, dass schwere Raketen- oder Drohnenangriffe Irans oder seiner Verbündeten auf militärische und staatliche Ziele in Israel unmittelbar bevorstehen könnten. Das berichtete Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise in den USA und Israel.

Kremlsprecher Dmitrij Peskow rief am Donnerstag zudem die Nahost-Länder zur Zurückhaltung auf. Ein Abgleiten der Region ins Chaos müsse verhindert werden, sagte er. Bitten, zwischen Israel und Iran zu vermitteln, seien nicht an Russland herangetragen worden. Der israelische Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus stelle allerdings eine Verletzung aller Grundsätze des Völkerrechts dar, betonte Peskow.

Kommandeursbesuch soll seit Langem geplant gewesen sein

Wegen der angespannten Lage ist der Kommandeur der US-Truppen in der Region, General Michael Erik Kurilla nach Israel gereist. Laut dem »Wall Street Journal« war der Besuch Kurillas in Israel schon vor dem Angriff in Damaskus geplant. Es sollte in erster Linie um die Logistik für den Bau einer provisorischen Schiffsanlegestelle vor der Küste Gazas gehen – mit dem Ziel, die humanitären Hilfslieferungen auszuweiten. Nun werde erwartet, dass auch die iranischen Drohungen gegen Israel und die Frage, wie die USA darauf reagieren könnten, Thema bei Kurillas Gesprächen sein werden. Dem Bericht zufolge wird Kurilla voraussichtlich auch mit Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant zusammentreffen.

Der israelische Heimatschutz hat bisher keine besonderen Anweisungen wegen eines möglichen Angriffs Irans veröffentlicht. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hatte vor einer Woche betont, es sei nicht nötig, sich mit Lebensmitteln und Bargeld einzudecken oder Stromgeneratoren zu kaufen.

Der Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, Aharon Haliva, hatte zuvor Sorgen vor einer weiteren Eskalation in der Region geschürt. Er sagte, Israel habe noch »komplexe Tage« vor sich und es sei »nicht sicher, dass wir das Schlimmste schon hinter uns haben«.

col/Reuters/dpa