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Abstimmung in Frankreich Le Pen reagiert auf Wahlenttäuschung der Rechtsextremen – »Sieg ist nur aufgeschoben«

Sie ist die Verliererin dieses Abends: Marine Le Pen und ihr RN haben bei der Frankreichwahl überraschend deutlich einen Wahlsieg verpasst. Doch von einer eigenen Schuld will die Frontfrau der Rechtsextremen nichts wissen.
Marine Le Pen spricht am Wahlabend zur Presse

Marine Le Pen spricht am Wahlabend zur Presse

Foto: Dimitar Dilkoff / AFP

Nach dem überraschend schwachen Abschneiden ihres Rassemblement National (RN) hat Marine Le Pen am Sonntagabend zu den Ergebnissen Stellung bezogen. »Die Flut steigt. Sie ist dieses Mal nicht hoch genug gestiegen, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben«, sagte Le Pen im Fernsehsender TF1.

Le Pens RN landet den Hochrechnungen zufolge wohl sogar hinter dem Mittelager von Präsident Emmanuel Macron auf Platz Drei. Macron, der die Parlamentswahl nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Europawahl am 9. Juni vorgezogen hatte, befinde sich nun in einer »unhaltbaren« Situation, so Le Pen weiter.

Le Pens RN lag bis zum Wahltag in Umfragen vorn

Obwohl der RN im Vorfeld der Abstimmung in den Umfragen an der Spitze gelegen hatte, konnte das Linksbündnis am Sonntag mit deutlichem Vorsprung die meisten Stimmen einfahren. Le Pen erklärte, ihre Partei habe nur aufgrund einer taktischen Abstimmung zwischen dem Bündnis und Macrons Lager verloren.

Le Pens Parteikollege Jordan Bardella, der im Falle eines RN-Wahlsiegs als Premierminister-Aspirant galt, zeigte sich am Sonntag erbost: Er prangerte mit Blick auf das Linksbündnis und das Regierungslager ein »Bündnis der Schande« an, das die Franzosen einer »Politik des Aufschwungs« beraubt habe. Das Ergebnis werfe »Frankreich in die Arme der extremen Linken«, der RN sei daher mehr denn je die »einzige Alternative«.

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Den Hochrechnungen zufolge kommt das linke Wahlbündnis auf 172 bis 215 Sitze und hat bereits die Regierungsbildung für sich reklamiert. Das Regierungslager verliert demnach seine relative Mehrheit und rutscht wohl mit 150 bis 180 Sitzen auf den zweiten Platz ab. Bisher hatte das Macron-Lager eine relative Mehrheit von 250 Sitzen in der Nationalversammlung.

Der rechtspopulistische RN kann mit 120 bis 152 Abgeordneten rechnen. Bisher hatten die Rechtspopulisten 88 Abgeordnete im französischen Parlament. »Ich habe zu viel Erfahrung, um von einem Ergebnis enttäuscht zu sein, bei dem wir unsere Anzahl an Abgeordneten verdoppeln«, sagte Le Pen dazu. Der RN sei »die stärkste« Partei in Frankreich.

mkh/Reuters/AFP